- Spiele zwischen diesen beiden Mannschaften bei Kopane.de: 2
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Die Idee den beiden Städten Zürich und Basel einen kleinen Besuch abzustatten bestand schon seit geraumer Zeit, doch wie es nun mal so ist, entweder kommt irgendetwas dazwischen oder der Spielplan ließ einige Wünsche offen. Doch mit den beiden Begegnungen FCZ-YB und FCB-GC konnte meiner Ansicht nach nicht allzu viel falsch gemacht werden. Zwei Mitfahrer waren mit Kamme und Andre schnell bei der Hand, als Andre dann noch verlauten ließ, das seine Schwester zwischen Basel und Zürich beheimatet ist und uns gern in Obhut nehmen würde, stand die Sache. So startete unsere kleine Reisegruppe am Freitag gegen 14 Uhr in Richtung Schweiz. Sich gegen eine Abfahrt am frühen Samstagmorgen zu entscheiden, stellte sich ob der starken Schneefälle am Samstag als völlig richtig heraus. Leider fand sich im Vorfeld der Fahrt keine Mitfahrgelegenheit um die Kosten weiter zu drücken, aber wir sollten am Wochenende noch genügend Geld einsparen. Da am Abend die Frankfurter Eintracht in Freiburg ihr Gastspiel geben sollte, versuchte ich im Vorfeld noch 3 Karten zu organisieren, was aber am Sicherheitswahn des SC Freiburg scheiterte.
Irgendwie wären wir bestimmt noch an Karten gekommen, aber sei es drum!
Da sich Andre im Voraus dafür aussprach die komplette Strecke allein zu bewältigen, befreiten Kamme und ich einige Gambrinus aus der viel zu engen Palette: die Sache lief!
Dank freier Autobahnen gen Süden erreichten wir leicht gerädert gegen 21 Uhr das Städtchen Balsthal. Der eine platt vom Fahren die anderen dank tschechischer Braukunst.
Nachdem uns Andre's Schwester samt Freund in Empfang genommen hatte, entwickelte sich bei verschiedensten Schweizer Braukünsten eine unterhaltsame Gesprächsrunde bis weit nach Mitternacht.
Der nächste Morgen brachte neben einem ausgiebigen Frühstück, die legendäre Reportage über die Ereignisse aus Rostock-Lichtenhagen zu Tage. Also wenn manch ein
Interview-Partner von damals seine Kommentare heute zu hören bekommen würde...!
Da waren Aussagen wie "Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg!" noch die niveauvollsten. Der Vogel in unserer Runde wurde aber mit dem Spruch, "Also wensch zwansch gewesen wär, da wär isch oh dort nuff gefahrn!", abgeschossen. Nachdem wiederum sehr üppigen Mittagsmahl ging für uns 3 die knapp 80 km in das wichtigste wirtschaftliche, wissenschaftliche und gesellschaftliche Zentrum der Schweiz.
Die Ratschläge unserer Gastgeber, doch bitte einen Parkplatz fernab des Zentrums zu suchen noch im Hinterkopf, wurde als erstes das Stadion Letzigrund angesteuert. Anstatt das Auto gleich kostengünstig vor Ort zu parken, fuhren wir trotzdem in Richtung Altstadt, wäre doch gelacht wenn wir keinen Parkplatz finden würden. Doch die Parkplatzsituation war letzten endlich tatsächlich unter aller Sau. Dazu unzählige Einbahnstraßen und völlig sinnfreie Vorfahrtsregeln in den zahlreichen Kreisverkehren, ließen das Nervenkostüm dezent anschwellen. So ging es schließlich wieder auf den Parkplatz unmittelbar neben dem Stadion, für 0,5 CHF pro Stunde war dieser auch sehr Preiswert. Die Straßenbahn brachte uns nun endlich in die Züricher Altstadt.
Zürich wird seit Jahren als eine der Städte mit der weltweit höchsten Lebensqualitätund den höchsten Lebenshaltungskostengelistet. Seit 2012 gilt Zürich als die teuerste Stadt der Welt, was zum Beispiel 8,7 CHF für eine heiße Schokolade in einem stinknormalen Café unter Beweis stellten. Zürich an sich ist eine sehr multikulturell geprägte Stadt, was sich im Stadtbild vor allem durch den hohen Anteil farbiger, sowie der recht präsenten jüdischen Gemeinde wieder spiegelt.
Die Hauptsehenswürdigkeit Zürichs ist die gut erhaltene Altstadt links und rechts der Limmat, wobei das Hauptaugenmerk wohl auf das romanischeGrossmünster fällt. Mehr als zwei Stunden Sightseeing muss der geneigte Hopper aber beim besten Willen nicht einplanen, man war mal da, mehr aber auch nicht. Knapp 1,5 Stunden vor Spielbeginn begaben wir uns bei mittlerweile recht kühlen Temperaturen wieder zum Austragungsort der Partie. Vereinzelt sah man jetzt auch die ersten Jugendliche mit stylischen Südkurven-Pulli umher laufen.
Meine beiden Begleiter wunderten sich über das recht bescheidene Menschenaufkommen am Stadion, aber bis auf den FC Basel zieht der Fußball die Fans hier nicht wirklich magisch an. Da die Hauptstädter, wie eigentlich generell, mit einem Sonderzug nach Zürich reisten, wurde dem Gästeeingang noch ein kurzer Besuch abgestattet. Bis auf ganze drei Einsatzfahrzeuge der Cops war aber absolut nix los. An der Heimkurve sammelte sich mittlerweile eine stattliche Anzahl Jugendlicher, um sich bei starken Schneefall mit der ein oder andern Büchse Bier auf das Spiel einzustimmen. Rund 15 min vor Anpfiff, herrschte bis auf die Heimkurve und den Gästeblock, gähnende Leere im weitem Rund. Also beste Voraussetzungen für eine Stimmungsvolle Begegnung. Das Stadion Letzigrund sollte eigentlich jeder kennen, rundum mit roten Sitzschalen (bis auf den Heimblock ;-)) bestückt, ums Spielfeld ne Tartanbahn und teilweise in den Boden gebaut, was zu einer verhältnismäßig niedrigen Dachhöhe führt. Geht! Im Stadion spiegelte sich der Vorab gewonnene Eindruck wieder, war hier und heut doch ein äußerst angenehmes Stadionvolk anzutreffen: keine Suffis, kein sinnloses Gepöbel, keine Tannenbäume, eine wohltat, wenn man bedenkt was sich in Deutschland als "Fan" bezeichnet. Kurz vor Anpfiff der Partie wurde der Schneefall so stark, dass nur mit Mühe beide Kurven erblickt werden konnten, glücklicherweise konnte ich mich auf der Gegentribüne frei bewegen, um zwischen beiden Fanblöcken zu pendeln. Eingeläutet wurde das Spiel von Gästeseite her mit massig Schwenkfahnen sowie gut 10 Bengalen. Die Heimseite zog hinter der großen Südkurven-Fahne drei große Buchstaben mit den Vereinskürzel FCZ empor.
Dazu gab es Schnipsel, ne Schalparade, Schwenkfahnen und ebenfalls gut zehn Fackeln am oberen Ende des Blockes. Die Stimmung wusste sofort zugefallen, wobei die gut 400 Gäste aber selbstredend das Nachsehen gegenüber der starken Südkurve hatten. Als nach 18 min. der FCZ zur verdienten Führung einschob, war das der Startschuss für alle Züricher Pyromanen. Überall im Fanblock erleuchteten nun Bengalen das Szenario. Über bestimmt fünf Minuten wurde gezündet was das Zeug hält! Gestört hat es natürlich keinen! Teilweise wurde unvermummt gezündet, es gab kein gellendes Pfeifkonzert, keine Ordner die den Herrmann machten, keine Bullen die aus nächster Nähe und aus zig Positionen den Block filmten! Nein! Man ließ die Leute einfach kontrolliert ihr Ding machen. Bin ich froh, dass es solche Zustände nicht in Deutschland gib! Bis zur Halbzeit drehte der Mob bei feinen Melodien ordentlich am Rad, aber auch die Gäste ließen sich nicht lumpen und konnten vor allem optisch überzeugen. Zwischendurch wurde das Spiel für einige Minuten unterbrochen, da die gekreideten Linien beim besten Willen nicht mehr zu erahnen waren. Warum bei diesen Witterungsverhältnissen trotzdem weiter mit einem weißem Spielgerät agiert wurde wusste wohl keiner so genau.
In Hälfte zwei gelangen dem FCZ noch drei weitere Tore, die Südkurve befand sich währenddessen komplett im Rausch. Ich hätte dem Haufen noch sehr viel länger zuhören können. Diese unheimlich energisch hervor getragenen Melodien, gepaart mit gut eingesetzter Pyro waren aller ehren Wert. Bei den Gästen war spätestens mit dem 0:4 der Offen aus. Sämtliche Fahnen wurden abgenommen um sich kurz darauf in Richtung Zaun zu begeben. Als kurz vor Ende der Partie die offizielle Zuschauerzahl von 8.600 Besuchern bekannt gegeben wurde, musste ich schon ganz schön schmunzeln. Selbst wenn der FCZ alle verkauften Dauerkarten mit eingerechnet hatte, waren höchstens 4000 Zuschauer vor Ort und das ist in meinen Augen auch ein Indiz dafür, warum die Fans in der Schweiz doch relativ viel Freiräume haben. Denn wenn hier die aktiven Fans genau so bekämpft werden würden wie hier zu Lande, dann wären viele Schweizer Stadien gänzlich leer, wenn in Deutschland ein paar hundert aktive ausgesperrt werden, löst sich das Problem ja meist durch die Masse an Konsumenten von ganz allein.
Nach Spielende feierten die einen mit allerlei Pyro den Sieg ihrer Mannschaft, wobei die andern restlos bedient ihren Spielern die Meinung geigten.
Nicht ansatzweise durchgefroren ging es für uns auf direktem Weg zurück nach Balsthal, wo der Tag noch einmal Revue passieren gelassen wurde. (Sven)
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