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Der ein oder andere Stammleser - ich habe mir sagen lassen es sind 2 - wird mich schon aus Berichten von Spielen in Georgien, Armenien oder Moldau kennen, nämlich wird der Jungspund euch heute und die nächsten Tage mal mit etwas Lesestoff versorgen. Zusammen mit meinem Bruder, ich nenne ihn mal liebevoll den Optiker, begebe ich mich auf eine kleine Reise bis ans andere Ende der Welt. In den kommenden 3½ Wochen erwarten uns viele verschiedene Länder und Kulturen, wir waren deshalb schon Wochen vorher gespannt wie ein Flitzebogen. Natürlich darf auch Fußball auf unserer Reise nicht fehlen, so wie in unserem ersten Zwischenstopp: Bangkok.
Am Donnerstag Vormittag ging es für uns los. Am Flughafen München angekommen genehmigten wir uns noch ein traditionell bayrisches Frühstück mit Schweinebraten und einem Flieger Quell vom Fass. Herrlich. Die Sicherheitskontrolle und das Boarding verliefen ebenfalls nach Plan und so konnte der 10 Stunden Direktflug nach Bangkok losgehen. Dieser lief auch verhältnismäßig gut, die einzige Turbulenz, die es während dem Flug gab, spielte sich in mir ab, weil das Sauerkraut vom Frühstück ganze Arbeit geleistet hat. Es war 5 Uhr morgens als der Flieger landete, sogar über eine Stunde früher als geplant. So ist unser Kulturprogramm schon in den frühen Morgenstunden gestartet und die ersten Eindrücke waren natürlich überragend. Dieser wahnsinnige Verkehr, diese verschiedenen neuen Gerüche - meistens eher nicht so wohlig duftend - und die Menschen zu sehen war schon etwas ganz anderes für uns als Deutsche. Unser erster Stop war der Lumphini Park, wo wir einen kleinen Spaziergang machten. Nach 10 Stunden sitzen war das auch mal nötig. Unser einziges "Problem" war diese brütende Hitze kombiniert mit einer wahnsinnig hohen Luftfeuchtigkeit und den ganzen Abgasen und sonstigen stickigen Gerüchen. Es hatte um 7 Uhr morgens bereits 30°C und wir haben geschwitzt ohne Ende. Ich hatte Schweiß an Stellen wo ich zuvor nicht mal wusste, dass ich da Stellen hab. Weiter ging es in Richtung Stadtzentrum wo sich ein Tempel nach dem anderen reiht. Wat Arun, Wat Pho, Wat Saket und wie sie nicht alle heißen waren unter anderem Ziele von uns. Da merkt man mal was der Buddhismus für eine große Rolle in Thailand spielt. Selbst die Priority Seats in der Metro waren für Behinderte, Alte Menschen und auch Mönche gekennzeichnet. Verrückt.
Auch eine kleine Bootstour, die angeblich nicht touristisch und dementsprechend nicht so teuer sein soll, wurde uns von einem ortskundigen Herren angeboten. "You pay 900 Baht together", also ca. 26€ pro Kopf für eine Stunde Bootsfahrt. Na gut, warum eigentlich nicht. Angekommen hat der Bootsheini aber plötzlich 3.000 Baht für uns beide verlangt. Selbstverständlich haben wir das dann dankend abgelehnt und er ist uns entgegengekommen und war mit 50 Euro, da wir sowieso bis dahin nicht genug Geld gewechselt hatten, schlussendlich zufrieden. Das andere deutsche Pärchen hat ohne zu verhandeln die 3.000 Baht gezahlt - schön auf die Masche drauf reingefallen. Es war neben den Sehenswürdigkeiten wie der 69 Meter hohen Buddah-Statue auf der Tour vor allem interessant zu sehen, wieviele Bruchbuden da an den Ufern stehen. Die werden teilweise nicht mehr von Holzpflöcken über dem Wasser gehalten, sondern von maroden "Stäbchen".
Nachdem wir unser Kulturprogramm recht zeitig hitzebedingt beendet haben und noch ein wenig Abkühlung am Rooftop Pool genossen haben, kam dann auch schon der interessante Teil für uns. Wir mussten abends irgendwie nach Nakhon Pathom kommen zum Abendspiel zwischen Nakhon Pathom United und Muangthong United. Knapp eine Stunde Fahrzeit von unserer Unterkunft in der berühmten Khaosan Road und mit den Öffentlichen gab es keine Chance dort hin zu kommen. Auf Empfehlung von M. holten wir uns die Grab App, welche vergleichbar mit dem deutschen Uber ist, und holten uns einen Fahrer für die 55 Kilometer lange Strecke.
Das hat auch super geklappt und war ein ganz schönes Schnäppchen, dafür dass wir fast 1½ Stunden unterwegs waren haben der Optiker und ich jeweils nur einen Zehner bezahlt. Noch besser war, dass der Grab Fahrer gut englisch konnte, uns ein wenig über Bangkok und generell über Thailand erzählen konnte und er sogar noch so nett war und die 2 Stunden auf uns gewartet hat, damit wir eine gesicherte Rückfahrgelegenheit haben. So wünscht man sich das doch. Wir erwarteten an sich nicht viel vom Spiel, auf Bildern von vergangenen Spielen waren kaum Zuschauer zu sehen. Angekommen dachten wir aber uns trifft der Schlag: Ein Gewusel am Eingang, meterlange Schlangen vor dem Tickethäuschen und eine fast volle Hütte haben dann doch unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Wir haben Tickets für den Heimblock bekommen und waren kurz nach Anpfiff - der langen Schlange verschuldet - endlich drin. Das Spiel war gut, die Gastgeber waren zunächst deutlich dominanter, was sich natürlich auch auf die Zuschauerränge übertragen hat. Die Heimfans hatten einen Stimmungskern von ca 30-40 Leuten, die aber gut mitgezogen haben das ganze Spiel über. Etwas erstaunt waren wir über die Trommler, die teilweise den Anschein erweckt haben als hätten sie gerade mal ein zweistelliges Alter erreicht. Mit schönem Liedgut, was auch viele Melodien von uns aus Europa beinhaltete, haben sie ihre Mannschaft gut nach vorne gepusht, leider konnte diese aber die Führung nicht halten und musste noch 2 Tore in der zweiten Halbzeit fangen. Die Gäste haben zwar einen fast vollen Block mitgebracht, gehört hat man aber wenig bis gar nichts von ihnen.
Zurück in Bangkok ging es für uns noch in die China Town, einem Viertel in traditionell chinesischem Stil und mit haufenweise Angeboten an Streetfood. Es war sehr überlaufen und es hat teilweise gemuchtet wie sonst was, aber wenn man in Bangkok ist definitiv einen Besuch wert für viele - nennen wir es mal "interessante" - Eindrücke. Per Tuktuk ins Hotel machten wir uns nochmal auf einen letzten Drink in die Khaosan Road auf und wir schauten uns das feierwütige Volk Bangkoks an. Eine echte Delikatesse habe ich mir auch noch genehmigt - frittierter Skorpion am Spieß. Nie wieder! Gott war das ekelhaft. So neigte sich der erste Tag unserer Reise dem Ende zu und wir gingen tatsächlich nach einem Drink schon wieder heim, denn morgen stand ja auch schon wieder ein volles Programm an.
(Der Jungspund)
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