Im Meuselwitz Bericht schrieb Serge sein Urlaub sei nun zu Ende und der Fußballalltag hat ihn wieder. Nun, über zwei Wochen später startete also meine Familie in die Urlaubszeit. Gut die Jungs haben schon eine gefühlte Ewigkeit Sommerferien, ein Hoch auf's Kind sein und die Mademoiselle hat das Kollegium auch schon eine Weile nicht gesehen. Nur das Proletariat liefert weiter. Wir besuchten die Eltern der Mademoiselle auf der schönen Îl de Ré. Goju würde jetzt wahrscheinlich schreiben DIE Insel vor La Rochelle, gelegen im Département de la Charente-Maritime. Die Anreise mit dem Zug fast schon Routine. Am Gare de La Rochelle stand der Opa parat um uns auf die Insel zu bringen. Großes Hallo von den Kids. Der Opa erklärte mir erneut, dass er keine Maut für die Überfahrt bezahlen braucht, da er als Bewohner der Insel dies schon über seine Steuer macht. Die knapp drei Kilometer lange Brücke wurde 1988 erbaut, aber erst 2013 für den Verkehr freigegeben. Die meisten PKW verließen um diese Uhrzeit Îl de Ré und kamen uns entgegen. Es gibt viele Tagestouristen, welche einfach nur an den verschiedenen Stränden baden gehen oder die kleinen Städtchen wie La Flotte-en-Ré, Saint-Martin-de-Ré oder Ars-en-Ré besichtigen. Die Touristen dürfen dann 16€ für die Überfahrt bezahlen. Im Haus der Schwiegereltern wurde die Oma genauso stürmisch begrüßt wie der Opa vor einer halben Stunde am Bahnhof. So ging es gleich zum Aperitif über und es wurde gemütlich getrunken und gegessen. Frankreich! Die französische Verwandtschaft feiert übrigens das Wort Gemütlichkeit voll ab, da es im französischen keine eins zu eins Übersetzung dafür gibt. Am ersten Abend wurde natürlich auch gleich an gebadet. Das Haus der Eltern ist vom Meer nur knapp 5 Gehminuten entfernt. Ich sondierte wie immer die möglichen Spiele. Ich hoffte endlich mal eines auf Îl de Ré sehen zu können. Wurde aber wieder nichts. Der Inselverein FC Réthais ist aus der Fusion von drei Fußballclubs entstanden. Der Association Sportive Rétaise, den FC Ocean Le Bois Plage En Re und Entente Sportive de Sainte-Marie-de-Ré gingen in einen Verein auf. Ich persönlich finde es immer schade, wenn Clubs durch Fusionen von der Fußballlandkarte verschwinden. Die Diversität geht in meinen Augen dafür flöten. Aber hier auf der kleinen Insel, bekamen die Vereine teilweise keine elf Mann für den Spielbetrieb zusammen und konnten nicht antreten. Was dann natürlich überhaupt keinen Sinn macht. So fiel die Entscheidung die begrenzten Möglichkeiten zu bündeln und mit einem Inselclub anzutreten. Der FCR startet aber erst im September in die Saison und die beiden Freundschaftsspiele, in dem Zeitraum in welchem ich zu Besuch war, waren auf dem Festland. Schade. Das Stade Municipal in Saint-Martin-de-Ré, hat eine Haupttribüne und hätte sich in meiner nicht vorhandenen Groundpunkteliste gut gemacht. So wurden die unterschiedlichsten Seiten und Posts durchsucht. Meine Kriterien waren das Spiel sollte in der Nähe sein, damit ich nicht so lange weg bin und am optimalsten sogar mit dem Fahrrad erreichbar. Meine Wahl fiel auf das Vorbereitungsspiel von Avenir Maritime Laleu La Pallice gegen Rochefort FC. In La Rochelle, gleich hinter der Brücke lag der Sportplatz. Sogar eine Tribüne offenbarte mir Google Maps. Da es tatsächlich eine Radtour wurde, wir können die Räder der Familie nutzen, schloss sich die Mademoiselle an und wir radelten gemeinsam los. Nun, ich merkte schon bei der Abfahrt, bisschen wenig Luft in den Reifen. Das wird was. Als i-Tüpfelchen konnte ich auch nicht in die hohen Gänge schalten, da etwas an der Gangschaltung defekt war. So durfte ich pedalieren wie ein Bekloppter und durch den hohen Widerstand der Reifen, kam ich nicht wirklich vom Fleck. Nun ja meine Oberschenkel glühten, irgendwann brummte mir auch der Hintern. Scheiße. An der Brücke nach La Rochelle muss man 40 Höhenmeter auf 2 Kilometern überwinden. Was wirklich nicht viel ist, aber mit den Problemen am Fahrrad war es eine Qual. Ich musste die Mademoiselle mehrmals bitten auf mich zu warten und ich pumpte wie ein Maikäfer. Das kratzte schön an der Ehre. Dieses Spiel hab ich mir also redlich verdient. Blut und Wasser habe ich geschwitzt. Am Stade André Bracq angekommen, bemerkte ich sofort, dass die Tribüne, welche mir Google Maps zeigte, verschwunden war. Ein sinnloser Parkplatz lachte uns an. Klasse. Die Mademoiselle lenkte aber sogleich ab, indem sie mich auf den geöffneten Getränkeverkauf hinwies. Eine Heilige! Ich übernahm mit meinem rudimentären französischen Wortschatz den Bestellvorgang. Klappte auch alles. Mein französisch war so gut, dass der Bierverkäufer fragte, ob ich Engländer wäre. Nun denn, ist das jetzt ein Kompliment oder nicht. Da wir in Frankreich waren wahrscheinlich nicht. Egal. Das Bier, war sogar eine neue Marke für die App. Jaja ich weiß, dieses Futbology Groundhopping Dingsbums hat der Kulturbeauftragte nicht auf dem Handy, aber ne Bier-App schon. Mann Schrägstrich ich setze halt Prioritäten. L’Hermione, sehr fein eine kleine Brauerei aus Toulon am Mittelmeer. Das Bier kostete nur zwei Euro und als ich deren drei bestellte, dachte die Mademoiselle mein französisch passt wieder nicht. Doch ich beruhigte sie und erklärte, das Erste atme ich ein. Ich war leicht fertig. Das Spiel war nichts besonderes. Die 2:0 Pausenführung konnte Rochefort nach 90 Minuten zu einem 2:2 ausgleichen. Die Sonne bzw. der Sonnenuntergang lenkte ein klein wenig vom tristen Sportplatzambiente ab. Im Sommerurlaub 2021 waren wir auch schon mal beim Fußball ganz in der Nähe. Ich hatte damals überhaupt kein Spiel gefunden was wir besuchen konnten. Es war zu der Zeit aber noch Corona aktuell. Der Große hörte beiläufig bei einem Ausflug am Strand wie ein Mitarbeiter von einem Trampolin Stand für Kinder telefonierte und meinte, er würde zu einem Spiel kommen. Der Große schaltete sofort und fragte nach, wo und wann. So kam ich zum Spiel in Angoulins südlich von La Rochelle. Der damalige Gast Avenir Maritime Laleu la Pallice. Na vielleicht ist das nächste Spiel vom Verein mit dem Neptun im Wappen auf Îl de Ré. Irgendwann werde ich es ja wohl mal schaffen ein Spiel auf der Insel zu schauen. Da ich mir vorgenommen hatte diesen Urlaub locker anzugehen, im Sinne von, nicht zu irgendwelchen Spielen zu zuckeln, soll es dies auch mit König Fussball in dieser Woche gewesen sein. Der Rest war genießen und ausspannen. Hieß frühstücken im Hafen von La Flotte, Muscheln sammeln, zubereiten und verspeisen, Austern oder Fisch essen, Crêpes mit Cidre, Vin Blanc oder Pastis Pineau schnabulieren, baden gehen, Fußballspielen mit den Kids, ganz viel Radfahren, mit aufgepumpten Reifen versteht sich, La Rochelle mit dem Bunker-Museum besichtigen (die deutsche Marine hatte im zweiten Weltkrieg in La Rochelle einen großen U-Boothafen, ich kann darüber die Serie aus dem Jahr 2018 „Das Boot“ empfehlen, eine packende Story und die Kulisse in La Rochelle und Umgebung gedreht ist sehr interessant) oder das Fort de La Prée auf Îl de Ré erkunden. Man kann schon viel in einer Woche unternehmen. (Der Kulturbeauftragte)
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