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Heute gibt es mal zu Anfang vom Kulturbeauftragten was komplett anderes, außer Bilder einer alten Burg, einer urigen Altstadt oder einem phänomenalen Viewpoint. Heute ging es in die Ausstellung „Unterm Strich, Karikatur und Zensur in der DDR“. Schon der Ankündigungsspruch auf dem Informationsflyer „Eine gute Pointe muss eben sitzen“ mit dieser eindeutigen Zweideutigkeit machten der Mademoiselle und mir Lust darauf. Da ich ja in meiner Vita auch den Status eines Thälmannpionieres vermerkt habe, war der Besuch auch ein wenig persönlich. Also wurde sich aufs Diamantfahrrad geschwungen und bei herrlichsten Wetter zum Friedrich-Ebert-Haus in der Altstadt von Heidelberg geradelt.
Die Ausstellung war zwar nicht sehr groß, aber interessant und informativ. Am Anfang wurde beschrieben wie der Staat selbst Karikaturen, man könnte eigentlich auch Propaganda sagen, benutzte um den Klassenfeind und innere Querulanten und Dissidenten zu verunglimpfen. Als dann in der Planwirtschaft die verschiedensten Probleme zu Tage traten, die öffentliche Meinung und die Medien vom Staat gelenkt wurden, nutzten wache und mutige Menschen die Karikaturen um alles den Spiegel vorzuhalten. Der Staatsführung duldete dies in einen gewissen Rahmen. Doch die Künstler und Künstlerinnen mussten wirklich aufpassen, dass nicht sie einsitzen mussten, sondern, dass nur ihre Pointe sitzt. Mein Lieblingsbild war die Karikatur in welcher in drei gleich großen Umrissen die DDR dargestellt wurde und in welchen ein Baby schaukelnd, ein junges Kind lachend und ein beengter und geduckter Erwachsener zu sehen sind. Heißt als Kind war man gut behütet, war auch so und dies erzähle ich auch jeden, wir hatten unsere Ferienlager, AG's, Partnerbrigaden oder konnten in einer BSG der Eltern Sport treiben, aber als Erwachsener mit eigener und starker Meinung war die DDR und dies ist noch harmlos umschrieben, einengend. Auch wenn ich dies als Kind natürlich gar nicht wahrnahm.
Dies hatte aber alles Kalkül und wir Kinder wurden immer und überall auf das Leben als gute DDR- und Systembürger vorbereitet und hin erzogen.
Auch das Bild mit der schwarzen Industrieanlage, den zu gerußten Schneemännern inkl. der Landschaft, den dunklen Platten und den darin spazierengehenden Paar, fand ich originell. Ich brachte es sofort mit dem Spruch aus Kindheitstagen „Sehn‘ wir uns nicht auf dieser Welt…“ in Verbindung.
Schaut euch die Bilder an. Auch wenn ich weiß, dass Bilder von Bildern so semi interessant sind. In diesen Sinne: Zwei Apfelsinen im Jahr und zum Parteitag Bananen und das Volk schreit 'Hurra', der Kommunismus ist da..."
Und da wir schon im Friedrich-Ebert-Haus waren, was lag da näher als nach Friedrichsfeld zum Fußball zu fahren. Um Himmels was eine dämliche Überleitung, ich lasse sie aber trotzdem so stehen. Nur für euch, meine lieben zwei Stammleser. Wir sind hier schließlich bei kopane und dämlich können wir.
Nachdem ich mich am Einlass wieder mal echauffierte das Frauen freien Eintritt hatten, ging es in die Sonne um das Kreisligaspiel zwischen Germania Friedrichsfeld gegen die zweite Mannschaft vom FV Brühl zu schauen. Mal wieder ein 0:7. Wenn das öfters passiert, sollte die Mademoiselle und ich mal überlegen darauf zu wetten. So schlecht war Germania eigentlich gar nicht, aber sie hätten hier 180 Minuten spielen können, ein Tor wäre trotzdem nicht für sie gefallen. Brühl II technisch wirklich gut und zielstrebig Richtung gegnerisches Tores.
Kreisliga macht definitiv Spaß.
(Der Kulturbeauftragte)
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