Unser nächster Halt sollte Melbourne werden. Schon vor bestimmt einem halben Jahr vor dem Trip haben wir uns die Einreisebestimmungen für alle Länder angeschaut und haben festgestellt, dass wir eigentlich nirgends vorab etwas beantragen müssen, in manchen unserer Länder braucht es lediglich ein Visum on Arrival. Zumindest dachten wir das, wir haben aber wohl auf irgendeiner Bockwurst-Seite nachgeschaut und nichtsahnend das Thema abgehakt.
Am Schalter fragte die Dame uns nach unserem Visum oder unserer "ETA", einer Art online Visum, das man aber bereits vor Reiseantritt haben muss. Uff, da ging der Stress los. Wir konnten uns diese ETA App zwar holen, aber das durchzuführen war eine einzige Katastrophe. Bei mir wurde bei der Passnummer einfach eine Zahl zu viel dazugedichtet, neu erstellen konnte ich es aber auch nicht, da mein Pass eben schon verwendet wurde. Der Optiker konnte seinen Pass nicht scannen, egal wie wir es probiert haben, es ging bei ihm eine halbe Stunde lang nichts voran. 20:25, der Check-in schließt, niemand da der uns helfen kann. Das durfte wirklich nicht wahr sein, Flug Nummer 2 von 9 und wir bekommen ihn nicht, weil wir uns auf irgendein Dulli-Reiseportal verlassen haben. Beim auswärtigem Amt wäre es richtig gestanden. Es war ein enormer Rückschlag für uns, der Frust und der Ärger über uns selbst stand uns förmlich ins Gesicht geschrieben. Also gut, schnell ein Hotel genommen, ab in den Zug und erstmal sammeln und das ganze verdauen. Ich konnte in dieser Nacht wirklich kaum schlafen, nicht nur wegen der unbequemen Matratze, sondern weil mir auch tausend Sachen durch den Kopf gingen. Am nächsten Morgen war der Plan zum australischen Konsulat in Bangkok zu fahren - blöd nur dass Sonntag war und dieses also geschlossen hat. Wir probierten noch ein paar mal es selbst zu lösen, es hat aber nichts funktioniert. Das Spiel Melbourne Victory gegen Central Coast Mariners, wofür wir sogar schon Karten hatten, konnten wir also auch knicken. Schöne Scheiße. Es hilft ja alles nichts, neues Hotel für noch eine weitere Nacht gebucht, 1-2 Aktivitäten rausgesucht und den Spielplan durchforstet. BG Pathum United gegen Bangkok United sollte es also werden heute Abend. Wir haben versucht das Beste daraus zu machen, es gibt schlimmeres als in Bangkok bei sonnigem Wetter festzusitzen. Unser neues Hotel war schonmal Premium, 31€ die Nacht für uns beide und es war einwandfrei, ein weiterer Rooftop Pool mit nettem Ausblick konnte dann doch unsere Stimmung wieder heben. Wir waren erst noch koreanisch essen - Halleluja, war das scharf - und anschließend machten wir noch einen Abstecher am Chatuchak Weekend Market. Eine utopisch große Auswahl an kleinen Händlern, die alle ihr Zeug loswerden wollen. Egal ob Essen oder sonstiger Krimskrams, hier findet man wirklich alles. Ziemlich viele Touristen und generell sehr überlaufen, aber kann man sich schonmal anschauen. Bei weiterhin 35°, hoher Luftfeuchtigkeit und dem Dunst von den freiliegenden Küchen, wo das Essen drin bruzzelt, allerdings nicht wirklich angenehm zum herum spazieren. Im Hotel befassten wir uns dann nochmals intensiv mit Flugalternativen und dem Visum-Problem, tatsächlich konnten wir das auch nach einiger Zeit über ein anderes Portal lösen. Neuer Flug gebucht, jetzt sollte es also circa 48 Stunden später nach Melbourne gehen. Damit wäre das Problem also vorerst gelöst, jetzt hieß es nur noch pünktlich zum Spiel kommen. Leider war das aber bei einem fast 6 Kilometer langem Stau nicht möglich, weshalb wir erst in etwa zur 20. Minute da waren. Am Stadion angekommen wurde uns gesagt das Spiel sei ausverkauft. Zum Glück standen vor uns 2 seriöse Männer am Ticketstand, die uns für 200 Baht pro Person (ca. 5€) einen Stempel, mit dem man in den Block kommt, angeboten haben. Da wir uns mit bestem Wissen und Gewissen sicher waren, dass das Geld in die Einnahmen des Ticketsverkaufs einfließt und steuerlich geltend gemacht wird, gingen wir den Deal ein. Das waren im Übrigen die teuersten "Tickets" bisher, beim ersten Spiel zahlten wir 130 Baht, beim Zweitligaspiel gestern waren es 100 Baht. Drinnen angekommen hat uns tatsächlich ein bis auf die neu gebaute Tribüne volles Stadion erwartet. Es gab insgesamt 3 Gruppen, die aktiv supportert haben: Gegenüber von unserer Tribüne einmal die Gäste, die einen guten Auftritt hingelegt haben und neben ihnen die "Ultras", von Pathum United. Unter uns befand sich ein weiterer aktiver Stimmungskern, da wir allerdings keinen Blick auf ihn hatten und es keine Chance gab einen Abstecher in ihren Block zu machen, kann ich nicht viel zu den Supportern sagen. Warum es zwei Gruppen in zwei verschiedenen Blöcken gibt, wissen wir daher auch nicht. Bei der Liedauswahl sind uns auch hier wieder die meisten Melodien sehr bekannt vorgekommen, das meiste wird wohl wirklich aus Europa kopiert und mit einem Text in ihrer Sprache umgedichtet. Hat aber Spaß gemacht zuzuhören, das Spiel war auch echt wieder schmackhaft anzusehen. Aus 2:0 machten die Gäste in der zweiten Hälfte 2:2, die Pathum United Anhänger waren deshalb nicht mehr sehr begeistert. Wenn man unauffällig wirken möchte unter den Anhängern, sollte man einfach so laut und schräg wie möglich rumkreischen. Das war ein Lärm, um Gottes Willen. Außerdem haben wir feststellen müssen, dass es auch in Thailands erster Liga einen Videobeweis gibt, dieser hat einmal ein Tor und einmal zwecks Gelb oder Rot geprüft. Nach dem Spiel per Grab wieder zurück an die Unterkunft und noch in ein Restaurant gestapft um etwas essbares zu finden und, naja, was soll ich sagen, es war essbar, aber meine Befürchtung, dass bei diesem hygienischen Standard mein Magen-Darm-Trakt eine Runde Achterbahn fährt, sollte sich spätestens am nächsten Morgen bewahrheiten. Dieser begann aber sonst sehr gemütlich mit Frühstücksbuffet und einem Gang zum Pool, ehe es per Bahn - ja, dieses Mal nicht Grab - ins japanische Viertel ging. Hier gibt es allerlei Geschäfte und natürlich auch Restaurants im japanischen Stile. Es ist nicht so überlaufen wie China Town und besonders das Einkaufszentrum mit einer mehrstöckigen Helix mit diversen Lokalen war sehr schön aufgezogen. Wem die China Town also zu "stressig" ist würde ich mal einen Besuch hier empfehlen, die entsprechende Haltestelle heißt "Phrom Phong". Von da aus ging es nach einer kleinen Stärkung auch zum Flughafen, wo wir dann endlich unseren Flug nach Melbourne antreten konnten.
(Der Jungspund)
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