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Zwei Schwergewichte der 2. Liga standen sich beim Flutlichtspiel auf dem traditionsreichen Betzenberg gegenüber. Ich war froh für meinen Neffen und mich Tickets über einen sehr guten Bekannten aus Lautern erhalten zu haben, hiermit sei dir aufs herzlichste gedankt, mein Bester.
Wie es schon im Betze-Lied heißt
„Wenn am Wochenende die Massen,
in die Fußballstadien zieh’n,
da kann ich es nicht lassen,
mich zieht’s zum Betze hin“
und es zogen die Leute auf den höchsten Fußballberg Deutschlands. Natürlich auch einen großen Teil königsblauer Schlachtenbummler, ich liebe diesen Ausdruck. Es wurden 49.372 Tickets verkauft, davon offiziell 4.728 an die Fans aus Gelsenkirchen. Verständlicherweise waren es dann mehr Gäste im Stadion, ca. 8000 schreibt der Betze brennt. Nun, als ich mich als Junge begann für Fussball zu interessieren, spielten diese beiden Vereine in der 1. Bundesliga. Übrigens mein Herzensklub auch. Lang lang ist es her.
Im Betze-Lied heißt es weiter
„die Stimmung ist dort ganz famos“
und so ging es mit Vorfreude auf ein gutes stimmungsgeladenes Flutlichtspiel los. Auch der erneute Bahnstreik beunruhigte uns erstmal nicht. Wir sind dann einfach frühzeitiger gestartet und sollten mit unserer doppelt gerechneten Fahrzeit locker in Kaiserslautern ankommen. Aber ne ne zwei Staus pulverisierten unser Zeitpolster im Nu. Für die letzten 2,8 Kilometer veranschlagte das Navi dann 30 Minuten. Herrjemine. Der berüchtigte Park and Ride Parkplatz an der Abfahrt Kaiserslautern-Ost dann komplett voll und gesperrt. Hieß für uns weiter zum Nächsten geschickt zu werden. Doch nach dem ersten Hinweisschild war es dies auch mit Wegweisern. Scheiße, dann fahren wir halt weiter Richtung Kantstraße/ Messeparkplatz. Ist ja bekannt. Und tatsächlich, wir konnten rotzfrech einen Parkplatz auf dem Gehweg okkupieren. Im Stechschritt dann den Betze hoch und unsere Befürchtungen erst zur zweiten Halbzeit unsere Plätze weit oben auf der Gegengerade einnehmen zu können olympialike gemeistert. Auch wenn mein Neffe sehr auf die Zähne beißen musste. Die Kontrolle des Ordners verdiente diesen Namen dann nicht. Oder wie mein Neffe sagte, wer was reinschmuggeln wollte, ist schon drin. Die Stufen zu unseren Plätzen hoch, saßen wir zur 22 Minuten auf den kalten Plastesitzschalen und schnauften erstmal durch. Das Betze-Lied also schon lange gespielt, das 1:0 und die Wunderkerzen-Aktion der Westkurve verpasst. Der Gästeblock vertikal durch Ponchos in blau weiß blau aufgestellt. Ich konnte mir schon denken, da gabs noch mehr und die späteren Bilder, bestätigten meine Annahme. Eine Blockfahne im Wimpelform. Sah gut aus und war auch die größte jemals gezeigte Blocki im Gästeblock des Betzenbergs. Ach so, diesmal mussten andere Zuschauer unsere Sitzschalen frei machen. Normalerweise ist dies eine Spezialität von meiner Luis-Gruppe auf Reisen, wenn wir uns wieder irgendwelche Plätze aneignen, um einen besseren Blick zu bekommen. Tja sorry ihr hattet eure 22 Minuten. Ich hatte Bedenken, da unsere nummerierten Plätze so weit oben waren, dass wir nicht alle Tribünen sehen könnten. Damit sei logischerweise die Westkurve und der Gästeblock gemeint. Da sie genauso wichtig sind, wie das Spiel an sich. Denn ohne diese Faszination der Fankurven, wäre der Fußball nicht das, was er für uns alle ist. Eine Symbiose zwischen den Match inklusive der Spieler und den stimmungsvollen Blöcken. Mit ihrer Wucht, Freude, Brachialität, Rohheit, Authentizität, ihren Pöbeleien und ihrer unfassbaren vielfältigen Kreativität. Und wenn ich dann einen Marcel Reif blubbern höre und seine unsachlichen Aussagen über das Thema der Stuttgarter Zaunfahne in Bochum erdulden muss, dann könnte ich nur noch kotzen bei solcher Arroganz. In der darauffolgenden Woche sprach Herr Reif dann vor dem Bundestag über das Thema „Nie wieder ist jetzt“. Ok, da ich mich als emphatischen Mensch bezeichne, haben mich seine Worte natürlich berührt. Deswegen Schuster bleib bei deinen Leisten, philosophier über ein umgefallenes Tor in Madrid, wenn dies heutzutage passiert wäre, hätte er wohl Schnappatmung bekommen, bleib bitte bei deinem Sportjournalismus und verschone uns mit der Polemik über Fankultur. So, das musste mal geschrieben werden, meine zwei lieben Stammleserinnen. Zum Spiel auf dem grünen Geläuf, nachdem Führungstreffer der roten Teufel konnte Schalke 6 Minuten nach der Halbzeit ausgleichen. Was den Gästeblock dann lauter werden ließ. Doch ihre Kicker ließen sich schnell von den Betze-Jungs abkochen und kamen 4:1 unter die Räder. So konnten wir wenigstens noch einige Tore mitnehmen. Ab der 75. Minute, aber nagelt mich nicht fest, stellten Ultras Gelsenkirchen, Hugos, F. D.C. on Tour (die Abkürzung bedeutet Für den Club) und Marler Jungs die Stimmung ein. Verständlich. Nach dem Auftritt ihrer Spieler und Platz 15 nach 19 Spieltagen. Lautern konnte so die Jungs aus dem Pott tabellarisch überholen. Mann merkte dem Fritz-Walter-Stadion und den Torjubel der Spieler die Erleichterung an, nach neun Spielen ohne Sieg.
Auch wenn ich vorhin das Betze-Lied zitierte, mit den Worten „Stimmung“ und „famos“ war das heute nichts mit Dampf dahinter. Das 2:1 war zwar ein Dosenöffner für die Westkurve, aber komplett aus sich heraus kommen war heut nicht drin. Lediglich das Pokalsiegerlied kam sehr ordentlich rüber. Dies wurde wahrscheinlich nicht zufällig so emotional und laut gesungen. Spielte doch der 1. FC Kaiserslautern in der darauffolgenden Woche bei der Hertha um den Einzug in das DFB-Pokalhalbfinale. Welches ja auch mit dem 3:1 Auswärtssieg erreicht wurde. Die Rückfahrt verlief dann on time und wir waren trotz der stressigen Hinfahrt nicht unzufrieden. Wie bei meinem letzten Spiel, welches ich auf dem Betzenberg gesehen hatte. Jenes war in der vorherigen Saison gegen den Hamburger SV. Da hätte es auch viel Schreibbares gegeben, aber ich hatte soviel um die Ohren, dass ich keinen Spielbericht für die Schnecke verfasst habe und da goju auch einen Beitrag bei uns im Redaktionskreise anlegte, das fleißige Bienchen, bekam ich Mecker vom Chefredakteur. Aber da goju dafür bekannt ist 24/7 gegen irgendwas zu schimpfen, ist diese Spitze an mir abgeprallt, wie ein Argument gegen Rassismus an einen AFD-Protestwähler.
(Der Kulturbeauftragte)
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Sorry fürs Klugscheißen, aber ich glaube, die „Voith-Arena° in Heidenheim (hist. „Albstadion“) liegt noch einige Meter höher, dafür weiß ich aber den Namen des Berges nicht. Die Gipfelbezwingung zu Fuß ist bei beiden gleichermaßen ätzend, ausprobiert 2023. Sportliche Grüße 🙂
Kurz im Internet gesucht und siehe da: der Hanseator hat recht.
„Die Anlage verfügt gegenwärtig über 15.000 Plätze. Es liegt auf dem Heidenheimer Schlossberg, unweit von Schloss Hellenstein auf 555 Metern über NHN und ist damit das höchstgelegene Stadion im deutschen Profifußball.“
Danke für den Hinweis.
Der Kulturbeauftragte hat wohl schlecht gearbeitet.
Man lernt nie aus. Danke für den Hinweis.