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Una vita in vacanza ist leider nicht möglich und so stand unser letzter Tag in Roma an. Ich schrieb Simone, einen Lazio Tifoso, welchen meine Reisegruppe bei unserem Spiel in Terni, zwischen Ternana Calcio und Modena FC im Januar 2023, kennenlernten mal an. Der Kontakt zu ihm ist nie eingeschlafen und er wusste schon, dass ich mit der Familie in Rom bin und mit den Großen zum Spiel gegen Sassuolo kommen werde. Simone ist eine echte Hilfe. Er konnte Serge und mir schon einige Informationen zu seinem Lazio geben bzw. unsere Fragen beantworten. Italien untypisch kommt auch immer schnell und ausführlich eine Rückmeldung. Eigentlich hätte er heute beim Spiel ein Bier und zwei Limoncello verdient gehabt. Doch bedauerlicherweise sagte er am Morgen doch noch ab. Die Uni hatte Priorität. Schade, schade. Er gab mir aber die Info, dass heute der alte Lazio Trainer Sven-Göran Eriksson im Stadion geehrt wird. Er ist schwer erkrankt und er veröffentlichte im Januar 2024, dass er nicht mehr lange leben wird. Simone meinte, es wird ein emotionaler Empfang des Stadions, wir sollten zeitig da sein. Doch dazu später mehr. Das Spiel welches uns positiv überraschte, hielt Choreos, Pyro und Spruchbänder en masse für uns bereit.

Ihr könnt euch erinnern, die Mademoiselle war nach unseren Badetag in Ostia leicht enttäuscht, dass wir Ostia Antica nicht besichtigt hatten. So nahm sie das Heft des Handelns in die Hand und kümmerte sich um die Organisation um am Sonntag vor dem Spiel diese grandiose archäologische Stätte zu besichtigen. In der Antike war die 30 Kilometer von Rom gelegene Hafenstadt, sehr bedeutet und wichtig. Da sie an der Mündung des Tibers entstand und einen großen Hafen besaß. So konnten von ihr viele Waren in die Weltmetropole Rom gebracht werden. Wir buchten uns nur die kleine Tour. Drei Stunden konnten wir uns so, zwischen alten Thermen, historischen Gassen und alten Wohnvierteln austoben. Das große Theater war am besten. Es war noch sehr gut erhalten und man hatte von der obersten Reihe eine schöne Aussicht auf das Forum, die Bäder, mit ihren gut erhaltenen Mosaiken oder auf das Kapitol. Das Wetter war klasse und dass die Mademoiselle nicht unser Essen und Trinken in der integrierten Cafeteria bezahlen brauchte, obwohl sie zweimal nachfragte, war noch mal molto bene. Nach der antiken Stätte von Pompeji ist Ostia Antica die zweitbeste erhaltene archäologische Stadt, welche man in Italien besichtigen kann. Man ist hier fast alleine und kann alles individuell erkunden. Wir buchten uns auch drei Audioguides. So bekamen wir viele Informationen aufs Ohr und der Jüngste war hellauf begeistert. Rom hat ihn wirklich abgeholt. Kinder können auf den alten Mauern klettern oder sich in den Labyrinthen aus alten Gebäude, Gassen und Straßen verstecken und verlaufen. Wenn man in Roma schon viel gesehen hat und noch Zeit und Kraft hat, dem kann ich Ostia Antica mehr als nur empfehlen. Kinder haben übrigens freien Eintritt. Zurück im Apartment wurden sich noch kurz ausgeruht. Der Große und ich fuhren dann mit der Metro und dem Bus zum Stadio Olimpico. Der Jüngste blieb mit der Mademoiselle in der Unterkunft. Meine bessere Hälfte packte dann schon mal unsern Kram zusammen und brachte alles auf Vordermann. Un bisou mon amour.

Vor dem Spiel kehrten wir zwei in die selben Cafés und Bars ein, in welchen meine Reisecrew und ich beim erwähnten Spiel gegen die Fiorentina waren. Bei einem Stück Pizza und kühlen Getränken lümmelten wir am Tevere rum und beobachteten die sich auf das Spiel einstimmenden Tifosi. Viel war am Stadion noch nicht los. So ging es dann zeitig rein, wie es Simone zu uns sagte. Der Große war dann schon beeindruckt. Vom großen Olympiastadion und der sich vorbereitenden Curva Nord. Er schnappte sich auch meine Kamera und knipste ein paar Bilder. Meine persönliche Meinung zur Tifoseria von Lazio hab ich schon in meinen letzten Bericht, gegen die respektierte Fiorentina erläutert, deswegen gehe ich darauf nicht erneut ein. Was mir heute Abend aber wieder auffiel ist die Quantität der Schwenkfahnen, welche die Tifosi hier verwenden. Die Anzahl ist sehr beeindruckend. Doch viele sind gedruckt und so ist die Qualität für mich nicht gegeben. Aber schön ist es die Motive oder die Slogans darauf später auf den Fotos zu studieren und zu entschlüsseln. Dies klappt natürlich nicht immer. Wir hatten unsere Plätze auf der Tribuna Tevere. In der Curva Sud des Stadio Olimpico konnten wir Vorbereitungen beobachten, welche auf eine Choreografie schließen ließen. Und tatsächlich weit vor Anpfiff wurde das Spruchband - il popolo laziale ti ama e lotta al tuo fianco! - was übersetzt - Die Menschen in Rom lieben dich und kämpfen an deiner Seite!- gezeigt. Dazu wurde eine Blockfahne mit Sven-Göran Eriksson hochgezogen. Unterschrieben war das Spruchband mit Curva Maestrelli. Ok das war mir neu, dass in der Curva Sud bei Lazio-Spielen organisierte Stimmung bzw. optische Aktionen gezeigt werden. Offiziell wurde die Südkurve 2022 nach den ehemaligen Trainer Tommaso Maestrelli benannt. Er konnte mit Lazio 1974 die erste der zwei Meisterschaften holen. Ich denke nicht, dass man bei jedem Heimspiel von Lazio Rom dort Aktionen beobachten kann. Dann kam Signore Eriksson und die Lautstärke ging gleich nach oben. Gesänge und standing ovation des gesamten Rundes. Er richtete ein paar Worte an das Stadion und drehte auf der Tartanbahn eine Ehrenrunde. Es wirkte für mich alles zu inszeniert und nicht herzlich. Fand ich schade. An der Curva Nord warteten dann schon einige Mitglieder der Ultras Lazio im Innenraum. Mister Eriksson wurden eine Mütze und ein Schal überreicht. Das obligatorische Gruppenbild vor der Ultras Lazio Fahne mit dem Adler wurde gemacht. Die Curva Nord zeigte ihre Choreografie zu Ehren des schwedischen Trainers, dann zum Anpfiff. Ein schlichtes Sven, auf weißen Grund, zwei kleinere Überziehfahnen mit dem Lazio-Wappen und dem Logo des Scudeto, tat sich dem Auge des Betrachters auf. War gut umgesetzt und der Ehrung entsprechend. Sven-Göran Eriksson konnte mit Lazio 2000 die Meisterschaft und 1998 und 2000 die Coppa Italia gewinnen. So hat er für immer einen Platz im Herzen der Lazio-Familie. Die Zaunfahnendichte ist auch immer wieder schön, auch wenn da einige Zaunplanen dabei sind. Die Curva Nord spulte ihr Programm routiniert runter. Dass es hier kein Stimmungsfeuerwerk geben wird, war natürlich klar. Ebenfalls hatte ich vom settore ospiti nichts erwartet und wurde nicht enttäuscht. Dies soll es zu den Gästen auch gewesen sein. Die Nordkurve zeigte im weiteren Spielverlauf viele Schwenkfahnen, welche in V-Formation verteilt wurden. Oben, unter der Anzeigetafel wurde dazu eine detailliert gemalte Zaunfahne gezeigt, auf welcher das Akronym SPQR zu sehen war. Man sieht dieses römische Symbol oft in der Ewigen Stadt. Es bedeutet -SENATUS POPULUSQUE ROMANUS – Senat und Volk von Rom. Es ist das Hoheitszeichen des antiken Roms. Die erwähnten Schwenkfahnen repräsentierten die einzelnen römischen Viertel, mit ihren Wappen und ihrer Nummerierung. Dies war alles stimmig, dass muss ich schon sagen. In der Aktion startete die Tribuna Tevere eine Rauchshow, wo ich dachte nicht schlecht, das war organisiert. Ich hakte bei Simone nach und er erklärte mir Folgendes: Die erste Gruppe welches sich auf der Tevere gründete waren die „Veterani“ und zwar 1994. Der erste Auftritt fand während eines Auswärtsderbys gegen die AS Roma statt. Während der Derbys wird die Gegengerade dem Verein zugeordnet welcher Heimrecht besitzt. So zeigte die Veterani gleich mal was sie drauf haben. Nach einiger Zeit wurde im selben Sektor ein Fanverein namens „Sodalizio“ gegründet. Was man mit Vereinigung bzw. Zusammenschluss übersetzen kann. Viele Mitglieder waren ehemalige Veterani. Weiter gründeten ehemalige Mitglieder der Curva Nord die Gruppe „Tribuna Tevere“. Die Mehrheit der Mitglieder, Sodalizio und Tribuna Tevere, kann man wohl als Old-School-Ultras bezeichnen. Simone meint, diese Leute haben ihr Leben auf der Tribüne verbracht. Was Pyros und Choreografien betrifft, würde er sagen, dass Rauch und Fackeln spontan gezündet werden. Choreos dagegen würden schon öfters gezeigt. Sein persönliches Highlight ist dabei die Aktion 2018 gegen Inter. Die Ultras Lazio zeigten heute einige Spruchbänder. Das interessanteste war dabei ein Mehrteiliges, welches über die gesamte Curva Nord präsentiert wurde.

„MAURI,MAURI FA VIAGGIARE ANCORA CANDREVA, - E‘ PARTITO IL TRAVERSONE, LOBONT… - E POI METTE DENTRO LULIC, PER IL VANTAGGIO DELLA LAZIO – AL 26° MINUTO DEL 2° TEMPO – LAZIO 1- ROMa 0“

Das es bei den Spruchbändern um ein Spiel gegen die Roma ging, war mir klar. Aber dass die Worte den genauen Wortlaut des TV-Kommentators zitieren als Senad Lulić im Pokalfinale gegen die Roma 2013 das Siegtor erzielt, wusste ich natürlich nicht. Es ist das einzige Endspiel, ein Derby della Capitale, zwischen diesen beiden Teams oder wie Simone sagt „das wichtigste Derby aller Zeiten“ Das diese Hommage von den Ultras Lazio heute gewählt wurde, hatte den Hintergrund, dass das Spiel auf den Tag genau, dem 26.05.2013, stattfand. Weiter schickten die Ultras Lazio eine Grußbotschaft zu ihren Freunden von Levski Sofia und dankten ein paar Spielern. An ihren Verein gab es die unmissverständliche Aussage „ STAGIONE 2024/25 NIENTE SCUSE…VINCERE!“

Als die Biancocelesti in der 60. Minute, in aussichtsreicher Position einen Freistoß bekamen, meinte ich nur zum Großen, filme doch mal, vielleicht fällt ein Tor. Doch meine Fussballfachkenntnis wurde müde belächelt und das Handy blieb in der Hosentasche. Bähm 1:0 für Lazio! Tja nun hatte ich meine Auftritt und so was kann ich ja perfekt. Als ob ich die Schauspielschule in Potsdam als Klassenbester abgeschlossen hätte. Der Große ertrug es mit Fassung. Das Tor, zum 1:1 von Sassuolo bekamen wir gar nicht mit. Ein Spruchband war in dem Moment wohl wichtiger. Wenn der Große nicht auf die Anzeigetafel geschaut hätte, wäre uns dieser Fakt wohl erst am Ende des Spieles aufgefallen.

Abpfiff, gleich raus. Den ersten Bus bekommen, meine größte Sorge nach dem Spiel hier noch stundenlang warten zu dürfen. Einmal um- und direkt vor dem Apartment ausgestiegen, war auch dieser Punkt unseres Pfingsturlaubes erledigt. Ciao und a tout aleur. (Der Kulturbeauftragte)