26.04.2009, 13:00 Uhr
SV Quersa – SV Grün-Weiß Ebersbach II
Lampertswalde, Sportgelände Weißiger Straße
11. Liga – 37 Zs. – 2:0
Sonntags auf dem Dorf!
Langsam rollte der Zug in Lampe ein. Und dann stand ich da: Lampertswalde Hauptbahnhof. Ein altes, ausgedientes Haus. Leicht marode Bausubstanz. Der Sportplatz knappe zwei Kilometer entfernt. Einmal quer durch den Ort. Als ehemaliger Dorfie weiß ich ja, dass man Fremde schon alleine am Geruch erkennt. Da starrt der Angegraute aus dem Fenster und verfolgt argwöhnisch die Schritte des Unbekannten. Die Hunde gehen in „Hab-Acht“-Stellung und die Kampfhähne des Gehöfts scharen schon eifrig mit den Krallen, um dem Fremdling selbige ins Gesicht zu rammen, sobald er sich ihren Hühnern nähert. Ein Leben auf dem Dorf, da bist du Mensch, da kannst du sein. Solange du dazu gehörst. Selbst wenn man ein Haus auf im Dorf erwirbt oder baut, es dauert sehr lang, bis man den richtigen Stallgeruch hat. Erst wenn man sich an der Dorfgemeinschaft beteiligt (Freiwillige Feuerwehr, Kleintierzuchtverein, Verpächterbund, „Unser Dorf muss schöner werden“, örtliche Sportvereine, Dorffest-AG, Karnevalsverein und so weiter und sofort) und so so ziemlich jeden Abend dem Besäufnis erliegt, dann ist man anerkannt. Denn nun hat das Dorf über den Neuen gesiegt. Da wird die Rasenmäherzeit minutiös eingehalten, die Ostereier pünktlich an den Strauch gehangen und schon im September die Krüppelfichte für den Weihnachtsabend ausgesucht.
Aber egal. Ich war ja wie so oft wegen Fußball hier. Der SV Quersa ist quasi der Untermieter auf dem Sportgelände Weißiger Straße. Hauptverein ist der SV Lampertswalde, kurz Lampe. Dritter im Bunde ist der FC HK Quersa.
Grün-gelb (Quersa) gegen Schwarz-weiß (Ebersbach). Das Spiel ging gut los, Quersa mit einer schnellen Führung (ich glaube nach 5 Minuten). Der Ball wird irgendwie in die Luft in Richtung Tor geschossen, wird zur sogenannten Bogenlampe. Der Torwart unterschätzt die Flugbahn, so dass der Ball zwischen Hand und Latte ins Tor fällt. Ebenfalls so kurios das 2:0. Ein Spieler von Quersa schießt schon fast von der Grundlinie an der 16-Meter-Linie den Ball zwischen Verteidiger und Torwart ins Tor. Hatte ich bis dato auch noch nicht gesehen. Danach passierte bis auf einen Platzverweis für die Gäste nichts mehr bis zum Pausenpfiff. In der zweiten Halbzeit war dann ebenfalls ein Platzverweis, erneut für die Gäste, neben einen Schuß an die Latte, der Höhepunkt. Der „9er“ von Ebersbach rieb sich in sinnlosen Schwalben auf, anstatt mal auf das Tor zu schießen und Quersa war vor dem Tor einfach zu blöd. Anders kann man es nicht sagen. Mit zwei Mann mehr auf dem Platz, hätte da mehr drin sein müssen. Naja, wenigstens kein 0:0.
Die anwesenden Personen am Sportplatz waren so, wie man sich es nun mal vorstellt auf dem Land. Vor allem die Damenwelt konnte mit zu knappen Hosen aufwarten, die den Blick auf den Stringtanga und Gesäßausschnitt freigaben. Was das aber mit Erotik zu tun hat, ist mir schleierhaft. Solche Dinge regen auch nur die Besammungsanlage des Mannes an. Erotisch ist da schon eher das Verborgene.
Auf dem Weg zum Bahnhof vernahm ich dann Musik und dachte sofort an ein Dorffest, denn Blütenzeit ist ja gerade. Doch als ich am Tatort ankam, stellte sich alles als Feierlichkeit der Gärtnerei „Die Blume von Welt“ da. Die Kinder wurden am Streichelzoo abgegeben und die Eltern füllten ihren Magen mit Alkohol und Bratwurst. Der Barde weichte auch noch die letzten Hirnzellen mit debiler Musik auf. Am Telefon wird dann abends denen, die nicht dabei waren, erzählt, wie schön doch der Tag mit Spaziergang durch den Ort und Suff in der Gärtnerei war. Und ja, auch die Fahrt mit dem Feuerwehroldtimer wusste zu gefallen. Denn „Hast du schon gewusst, dass der Schmidt vom Mühlenweg alle seine Gartenzwerge enthauptet hat? Hätte ich gar nicht gesehen, wer das Auto dort nicht hingefahren. Und die Gitta von der Lindenstraße, du, die hängt ihre Wäsche ungeordnet auf.“ Heißa und juche. Spannend ist es auf dem Dorf. Lampertswalde – du bist Deutschland. Doch seit beruhigt. In der Stadt ist es nicht viel anders. Nur ein wenig anonymer. Denn auch hier lautet die Devise: „Saufen, fressen und rumpimpern das die Schwarte kracht. Und im Sud des Gewöhnlichen dem Ableben entgegen fiebern.“ Nur leider, wird man nach dem Tod nicht von alledem erlöst. Denn auch in der letzten Ruhestätte hat man Nachbarn. Hoffentlich werde ich nie auf einem Friedhof beerdigt. Da ist mir die einfache Verwesung im Wald schon, lieber. (goju)
Oh, ja! Die Natur dort ist so schön!