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27.03.23,
Tag 12
Nun stand unser Flug Nr. Sechs auf dieser Karibik Tour an. Es sollten noch zwei weitere folgen. Somit waren dies die meisten Flüge welche wir auf einer Luis-Tour gemacht hatten. Wir sollten lieber nicht unseren ökologischen Fußabdruck nach der Reise berechnen. Wir landeten erneut in der Hauptstadt Santo Domingo. Und heute hatten wir einige Zeit für die Besichtigung eingeplant, bevor wir nach San Cristóbal fahren wollten, um den Länderspielkracher Dominikanische Republik gegen Belize zu schauen. Also Platz 151 gegen 177 in der Fifa-Weltrangliste. Gestern spielte im übrigen Puerto Rico die Nr. 166 gegen die Cayman Island Nr. 198 gegeneinander.
Der stille Teilhaber hatte eine kleine fußläufige Runde für die Sehenswürdigkeiten zusammengestellt und nachdem die begehrten Kühlschrankmagneten gekauft wurden, konnte diese dann auch losgehen. Wir liefen durch das Ciudad Colonial, das historische Zentrum. Eine Stadt in der Stadt.
Meine Recherche verriet mir, das Santo Domingo die erste Stadt in der neuen Welt war. Gegründet 1496. Das erste Kloster, die erste Hochschule, die erste Kirche der neuen Welt sind dementsprechend hier verortet. Auch etwas ganz banales, doch irgendwie etwas ganz besonderes entstand hier. Die erste gepflasterte Straße. Die Calle las Damas - Die Straße der Damen. Auf dieser flanierten die Frauen der höheren Gesellschaft ab 1502. Ob die Arbeiter damals wussten, was sie da eigentlich bauten und das es heute als Sehenswürdigkeit im Kolonialen Viertel gilt? Ich find so was spannend. Wenn dumme Hopper reisen. Durch den kleinen Columbus Park mit der dahinterliegenden Catedral Primada de América, dies ist die erste Kirche der neuen Welt, ging es bei besten Wetter gemütlich und ohne Zeitdruck so richtig los. Nach kurzen Stopp am Palast Alcázar de Colón, kamen wir schon an der Calle las Damas an. Sie wirkt unscheinbar. Eine große weiße Steintafel mit Inschrift erklärte die Bedeutung dieses Ortes. Das bedeutendste Gebäude in der Straße ist das Panteón de la Patria, mit schöner alten und massiven Fassade ist es ein Mausoleum für geschichtliche Persönlichkeiten der Dominikanischen Republik. Es ist eines der letzten Gebäude was die spanischen Kolonialisten in Santo Domingo bauten und es diente als Kirche des Jesuitenorden. Der große Kronleuchter, welcher mir auch auffiel, wurde dem damaligen Diktator Rafael Trujillo vom spanischen Diktator Franco geschenkt. Die beiden nahmen sich nichts. Trujillo wurde, als er schon nicht mehr herrschte, bei einem Attentat erschossen. Er putschte sich 1930 an die Macht und wie es sich für solch einen Despoten gehört, sicherte er sich diese mit Gewalt, Verfolgung und Willkür. Seine Heimatstadt ist San Cristóbal, wo wir heute Abend das Länderspiel schauen werden. Er verlieh sich selbst den Namen Wohltäter des Vaterlandes (Benefactor de la Patria), ohne Worte, ließ sich mit Jefe (Chef) anreden und benannte Santo Domingo in Ciudad Trujillo - Stadt des Trujillo um. Understatement war nicht seine Stärke. Die Fahrt in den Spielort San Cristóbal dauert normalerweise 45 Minuten, doch wir sahen schon auf Google Maps das viel Verkehr ist und starteten rechtzeitig zum Concacaf Nation League Spiel. Es war dann auch lange und viel Stau, raus aus der Hauptstadt. Ein wenig anstrengend bei dem Lärm, den Gestank und der Hitze war es schon. Das einzige Highlight war der große Plaza de la Bandera – Der Flaggenplatz. Ein großes patriotisches Denkmal, logischerweise mit vielen Fahnen der Dominikanischen Republik. In San Cristóbal angekommen wurde am Estadio Panamericano geparkt und die Tickets geholt. Da noch eine Stunde bis zum Anpfiff war schwärmten wir aus. M. ging zum Friseur, BanjaLucas lümmelte rum, der Sportliche und ich gingen Pollo mit frittierten Kochbananen essen und der stille Teilhaber hockte sich vor einen Kiosk und hatte den guten Presidente dabei. Da wir Freunde sind hockte wir uns nachdem Restaurant mit dazu und halfen ihm auszutrinken. Wir finden das gehört sich so.
Anpfiff und pünktlich saßen wir auf der kleinen Tribüne des Estadio, welches 2003 für das Frauenfußballturnier der XIV. Panamerikanischen Spiele gebaut wurde.
Kaum hatte das Spiel begonnen, setze sich eine junge Perico Ripiao-Tanzgruppe hinter uns. Dieser tipico folklorico, typische Folkloretanz, so ließ ich es mir von einer Bekannten aus der Dominikanischen Republik erklären, ist nicht nur in ihren Heimatland weit verbreitet, auch in Haiti, Kolumbien, Venezuela hat er sich entwickelt. Durch die Menschen welche in die USA ausgewandert sind kam der lebensfrohe Tanz auch in den USA an. Heute gilt Merengue, das dazugehörige Musikgenre, als Nationalmusik der Dominikanischen Republik. Die knallbunten Kostüme der Kinder und Jugendlichen waren natürlich schöne Fotomotive. Sie fanden es auch cool und waren stolz ihren Tanz dann im Hauptgebäude der Tribüne in der Halbzeit präsentieren zu dürfen. Extra für mich wurde sich auch zum Gruppenbild aufgestellt. Die streng wirkende Lehrerin, drapierte die jungen Tänzerinnen und Tänzer ganz schön, bis ich das Foto machen durfte. Egal es hat sich aber gelohnt.
Auch heute waren wieder einige andere deutsche Fussballreisende bei dem Spiel. Die Fotballogy-App verrät einen alles. Teilweise guckten man sich grimmig an, warum auch immer, teilweise nickte man sich zu, Grüße an den Herren mit oldschool Dortmund Tattoo, so mag ich das. Ein Bier muss ich mit anderen nicht immer trinken, aber wenn ich dämliche Blicke austauschen will, kann ich auch ins Erzgebirge fahren.
Was uns aber lange in guter Erinnerung bleiben wird ist die Unterhaltung mit einen kleinen dominikanischen Jungen. Marc-Oliver saß mit seiner Mutti in der zweiten Halbzeit neben uns und fragte den weitgereisten Deutschen Löcher in den Bauch. Er gab sich richtig Mühe auf Englisch mit uns zu sprechen, die offizielle Sprache ist ja spanisch, das uns das Herz aufging. Was ein putziges Kerlchen. Seine Mama war erst ein wenig reserviert, taute im Laufe des Gespräches aber auch immer mehr auf und war stolz auf ihren Sohnemann. Was ist euer Lieblingsverein? Wer ist dort euer Lieblingsspieler. Wer ist euer Lieblingsspieler weltweit und und und. Herrlich. Er selber spielt in San Cristóbal Fußball und verabschiedete sich nach Abpfiff sehr höflich von uns.
Unser letztes Spiel auf der Liste hatte uns wieder richtig Spaß gemacht. Nun hieß es für uns Abfahrt ins kurzfristig rausgesuchte und gebuchte Hotelresort, nach Bayahibe. Dafür durfte BanjaLucas 2,5 Stunden durch die Nacht fahren. El Presidente war wieder mit an Bord, so dass wir eigentlich zu sechst im Auto waren. El Presidente war uns wirklich ein treuer Begleiter. Der Sportliche, der stille Teilhaber und der Kulturbeauftragte gut am schnabulieren und M. genervt, ob unserer biergeschwängerten Unterhaltung. Jetzt war es eine typische Luis-Tour. Eine nette Begegnung hatten wir noch an einen geschlossenen Rastplatz. Da schon alles geschlossen war pinkelten wir halt etwas abseits ins Gebüsch und dies rief den Security auf den Plan. Was ein Typ. Er kam mit zerrissener Hose, hochgezogenen Kapuzenpulli und mit Schrottflinte, welche er wie ein Spielzeug hielt, auf uns zu. Er signalisierte wir sollen weiterfahren. Da wir alle mit unseren Geschäft fertig waren, taten wir dies natürlich. Das private Sicherheitsleute in der DomRep mit Schrottflinten irgendwo rumstehen haben wir schon am Anfang der Reise gesehen, ließ uns auch ungläubig den Kopf schütteln.
Bei Ankunft in Bayahibe wurde noch ein Späti aufgesucht, da wir uns schon denken konnten, dass es am Hotel nichts mehr gibt. Da bei uns dreien schon ein paar Lampen an waren, waren wir uns im nachhinein ziemlich sicher, dass uns die Jungs dort ordentlich abgemolken hatten. Nach mehreren Runden mit dem El Presidente war uns dies aber auch schnurze. An unseren Hotelresort war natürlich schon die Bar und das Restaurant geschlossen, also alles richtig gemacht. Den Schlüssel entgegen genommen und zu unserem Apartment gedaggelt. Schon auf den Weg dorthin sahen wir, dass dies eine richtige Touristenanlage war. Na mal schauen, morgen im hellen werden wir alles in Ruhe erkunden. So wurden die Zimmer bezogen und nochmal ins warme Meer gesprungen. Einfach nur Urlaub. Die Tour neigte sich nun langsam aber sicher dem Ende entgegen. Wir waren damit auch zufrieden. Jetzt warteten noch eineinhalb Strandtage auf uns. Und die sollten genossen werden.
(Der Kulturbeauftragte)
Eine neue Ausgabe des "Abhaun!" ist erschienen. Nach 11 Jahren geht die Abhaun-Reihe mit der 6. Ausgabe weiter. Ein Klick auf das Bild bringt euch zu den weiteren Informationen.
Ciudad Colonial, historisches Zentrum Santo Domingo
Palast Alcázar de Colón
Calle las Damas - Die Straße der Damen
Panteón de la Patria
Plaza de la Bandera – Der Flaggenplatz
Fahrt nach Bayahibe
Hotelanlage Bayahibe