Grüezi Freunde der inhaltlosen Reiselektüre.
In der schweizer Challenge League (2. Liga) begann, am vergangenen Wochenende, wieder der Spielbetrieb.
Das nahmen wir zum Anlass um unseren lieben Nachbarn mal wieder einen Besuch abzustatten. Unser Weg sollte uns nach Aarau im Kanton Aargau führen.
Doch bevor wir die Grenze überquerten machten Ping und ich einen Abstecher nach Weil am Rhein. Unser Ziel war das Carhartt-Outlet. Leider ging das nicht nur uns so und so prügelte man sich mit jeder Menge Menschen durch die engen Gänge. Die Schweizer Kunden, von Basel ist Weil am Rhein lediglich 5 Fahrminuten entfernt, betrachteten amüsiert, wie die Deutschen die immer noch recht ordentlichen Preise kommentierten. Ich darf an der Stelle erneut den stillen Teilhaber zitieren: „in der Schweiz sind wir die Tschechen“.
Nachdem wir unsere Einkaufstaschen, mit Dingen die kein Mensch braucht, verstaut hatten, besuchten wir noch die nahegelegene Feldschlößchenbrauerei. In meinem Basel-Bericht gibt es zu der wunderschönen Brauerei in Rheinfelden ein paar Informationen. Im Brauereishop haben wir die wirklich wichtigen Sachen erworben und erst dann führte uns unsere Fahrt direkt nach Aarau.
Wir hatten, wegen der vorangegangenen Aktivitäten, nur noch 30 Minuten Zeit um die Altstadt anzuschauen, das hat sich allerdings gelohnt. Das KFZ wurde, ohne die Parkuhr zu füttern, in der Nähe der Altstadt abgestellt – Leben am Limit. Anschließend stürzten wir durch den Obertorturm in die Innenstadt. Wer schon das ein oder andere Mal in einer schweizer Altstadt war, wird sich denken können, wie zauberhaft es da aussieht. Auch hier reihte sich ein Fachwerkhaus an das Nächste. In Aarau fiel auf, das die Fachwerkhäuser höher sind, als man das normalerweise kennt. Auch waren die Dächer sehr lang, so das sie weit auf die Straße hinaus reichten. Obendrein waren die Dächer an der Unterseite noch bunt bemalt. War alles sehr putzig. Nach unserem Gewaltmarsch steuerten wir das Fahrzeug mitten in ein Wohngebiet, in welchem das Stadion Brügglifeld gelegen war. Wieder wurde keinerlei Parkgebühr entrichtet und wieder sollte es gut gehen.
Von außen macht das Stadion Brügglifeld nicht viel her. Es gibt eine überdachte Haupttribüne, eine Gegengerade mit vielleicht 15 Stufen, die sich bis hinter das rechte Tor zieht und einen Zaun hinter dem linken Tor. Hinter eben diesem Zaun haben Ping und ich uns platziert. Doch zuvor gab es ein 6 CHF-Bier und eine 7 CHF-Bratwurst bzw. einen 8 Franken Spieß. Mit dem Eintritt, 21 CHF für einen Stehplatz, den Fressalien und dem Bier hat der Spaß knapp über 100 CHF gekostet. Man sieht, die Inflation hat auch in der Schweiz zugeschlagen. Ich frage mich, ob die das auch gemerkt haben. Das nächste Mal nehmen wir uns jedenfalls eine Brotbüchse mit. Unsere Gourmetbratwurst nahmen wir direkt neben dem Verkaufsstand der Aarauer Ultras ein. Die haben da nicht nur richtig schöne Schlauchschals verkauft, es gab sogar bestickte Lederhandschuhe.
Nachdem wir unseren Platz gefunden hatten, haben wir ein wenig das Stadion begutachtet. Uns fiel auf, dass die Lichter aller 8 (in Worten acht) Flutlichtmasten voll aufgerissen waren. Offensichtlich glaubt man in der Schweiz nicht an eine Energiekrise. Hinter „unserem“ Tor gab es sowohl eine Videowand als auch eine manuelle Anzeigetafel.
Die Szene der Aarauer hat sich in der Mitte der Gegengeraden postiert. Bereits 20 Minuten vor Anpfiff wurden fleißig jede Menge Fahnen geschwenkt. Auch der Block Süd aus Thun war in ordentlicher Mannstärke (150 – 200) angereist. Klingt nicht viel, die Schweiz ist aber auch nicht groß. Beim Einlaufen der Mannschaften präsentierten die Aarauer ein ordentliches Pyrospektakel. Dazu wurde eine „Fußballclub Aarau“ Zaunsfahne gezeigt. Immer wieder schön zu sehen, wie unkompliziert die Sache mit dem Zünden in der Schweiz abläuft. Auch auf Seiten der Thuner (nein, die haben nichts mit dem Thunfisch zu „thun“) wurden einige Fackeln angerissen. Der Zaun war ebenfalls vernünftig beflaggt und die Schwenker waren 90 Minuten in Bewegung. Ein wirklich ansehnlicher Auftritt der Gäste, den ich, nach meinem ereignislosen Besuch in Thun, so nicht erwartet hatte, Chapeau.
Wegen unseres Platzes hinter dem Tor musste ich Ping versprechen Bälle abzuwehren, die in ihre Richtung fliegen. Da ich der beste Torhüter war, der jemals zwischen den Pfosten von Fortschritt Glauchau stand, konnte ich ihr versichern, dass sie in Sicherheit war. Allerding musste ich bei jedem Angriff die Hände aus den Taschen holen, was bei 0 Grad irgendwann zur Taubheit selbiger führte. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass aber auch ich bei dem goldenen Tor zum 1:0 für Aarau machtlos gewesen wäre. Der Sonntagsschuss aus gut und gerne 20 Metern schlug unhaltbar im Kasten der Thuner ein. Aufgrund unserer Position konnten wir den Spielern aus nächster Nähe beim jubeln zuschauen, das hatte was. Nach dem Tor wurden erneut Fackeln im Aarauer Block angerissen und die große Zaunsfahne wich der normalen Beflaggung. Trotz des Rückstandes haben die Thuner richtig Gas gegeben. Die Lieder drangen zu uns herüber und es wurde ebenfalls des Öfteren eine Fackel angerissen. Es gab auch ein paar schöne Pöbeleien zwischen den Blöcken.
Es gab immer etwas zu gucken, wir waren gut drauf und haben so fast nicht gemerkt, wie uns ein paar Kinder unsere Becher entwenden wollten (2 CHF Pfand pro Becher). Wir wiesen sie mit dem Hinweis ab, dass wir Deutsche sein und haben sie auch nicht wieder gesehen. Bestimmt gabs von den Eltern einen körperlichen Verweis, weil sie die armen Nachbarn um ihren Pfand bringen wollten. Nach Spielende flog einiges an Pfandbechern auf den Platz (nicht unsere). Das kennen wir bereits aus Winterthur. So unterstützen die Fans die Jugend oder die Frauen des eigenen Vereins. Einige Balljungen wussten davon offensichtlich nichts oder es war ihnen egal. In jedem Fall haben sich am Pfand gütlich getan.
Das Spiel haben etwas mehr als 3.000 Zuschauer verfolgt, mehr als ich erwartet hatte. Auf dem Papier war die Paarung sicherlich kein „Schmankerl“.
Die Schweiz hat uns mal wieder nicht enttäuscht, hier ist einfach (fast) immer was los, auch in den unteren Ligen. Bin mal gespannt, ob es in z.B. Schaffhausen, Yverdon oder den kleinen Lausannesen genauso gut wird.
Ein kleiner Wermutstropfen sind sicher diese furchtbaren Werbeeinblendungen/-durchsagen bei jeder Einwechslung oder jeder Ecke. Die Werbung war teilweise so sinnlos lang, dass bereits der Gegenangriff nach der Ecke lief.
Nicht unzufrieden traten wir die Heimreise an.
Hopp Switz
Serge
Subscribe to get the latest posts sent to your email.