Was bewegt den Menschen dazu, seinen wohlverdienten Schlaf zu missachten und sich mehrere Stunden in einen Bus, ein Auto oder einen Zug zu setzten und eine unbestimmte Destination anzusteuern? Nachts, auf unbequemen Sitzen mit Weggefährten, welche entweder die Menschheit am sinnbefreiten Leben der Person teilhaben lassen, oder unentwegt laut am Schnarchen sind. War es vor Jahren für mich noch das Normalste der Welt, kotzt (sinnbildlich) heute mein Körper bereits nach einer Stunde im Bus und will einfach nur raus und sich bewegen. Unzählige Sitzpositionen werden durchprobiert, doch mehr als fünf Minuten birgt keine eine Form der Entspannung in sich. Früher hielt ich es in stoischer Gelassenheit aus in einem Zug zu setzen, welcher prall gefüllt war mit Wehrdienstleistenden, welche sich sechs Stunden über Full Metal Jacket und die letzten Suffeskapaden auf der Stube unterhielten. Da schaute ich nur aus dem Fenster und dachte mir meinen Teil. Und jetzt schaff ich es nicht mal mehr eine Stunde ohne Bewegung? Krasse Sache. Aber der Weg und die schlaflose Nacht sollte sich auszahlen. Denn kurz vor sieben Uhr am Morgen stolperten wir in Hamburg aus dem Bus. Bestes Wetter empfing uns und wir hatten ja nur noch etwas um die sechs Stunden bis zum Anpfiff des Finale im Hamburger Verbandspokal Zeit. Also was tun? An die Elbe lümmeln, Stadt anschauen, essen gehen? Oder doch lieber das alte Stadion von Concardia Hamburg besuchen? Jab, genau das. Doch angekommen am Concordia-Stadion sahen wir nur noch die alte Tribüne und auf dem Rasen eine Container-Siedlung. Schade, so platzierten wir uns vor dem Vereinsheim von Concordia und frühstücken halt. So mit Bemme und Brot und so. Anschließend zurück zum Hauptbahnhof die Rucksäcke abgegeben und weiter zur Elbe. Auf dem Weg dahin stand an einer Kreuzung plötzlich eine Göttin von Frau und fragte uns nach einer von ihr gesuchten Bushaltestelle. Gentleman wie wir nun mal sind, halfen wir ihr. Und ich merkte mal wieder, dass ich eindeutig in der falschen Stadt lebe, was die Frauen angeht. Nun ja, nach dem das Anhimmeln beendet war, flanierten wir noch etwas am Hafen entlang und schauten uns noch die Straßenkunst in St. Pauli an. Nahe des Stadion Hoheluft noch der Eppendorfer Grill-Station einen Besuch (also von außen) abgestattet, wollten wir doch noch einen Kulturpunkt in Hamburg setzen. Bekannt ist die Eppendorfer Grill-Station aus der Serie Dittsche mit Oli Dietrich. Also für den Dorfie in mir eine Attraktion sondergleichen.
Am Stadion Hoheluft war an den Kassen ein großer Andrang, was bereits Lust auf mehr machte. Nachdem wir die Butze betraten, sahen wir, wie voll das Stadion bereits war. So ging ich in diesem Moment von einem stimmungsreichen und sportlich interessanten Spiel aus. Und bei eitel Sonnenschein (eigentlich wurden min. 90% Regenwahrscheinlichkeit angegeben) fing sich auch noch ein Teil des Körpers (also die Arme) viel braune Farbe ein. Zum Glück hatte ich wegen der Regenwahrscheinlichkeit keine kurze Hose an. Es hätte ja sonst zu warm werden können.
Nach allerlei Gebrabbel des Stadionsprechers betraten die Mannschaften pünktlich das Feld und beide Fanblöcke zeigten ihre vorbereiteten Choreographien. Beide schlicht, aber passend um die eigenen Farben zu präsentieren.
Sportlich begann das Spiel überraschend mit der Führung für den siebten der Oberliga Altona nach erst fünf gespielten Minuten. Diese Führung konnten die Altonaer auch bis zur 88. Minute mit Glück verteidigen. Denn bis dahin scheiterte Norderstedt mit den besten Torchancen und auch das Spiel flachte merklich ab. Doch kurz vor Schluss traf Deran Toksöz für die Norderstedter mit einem sehenswerten Distanzschuss. Für uns bedeutete das nun, dass wir das Spiel der dritten Mannschaft von St. Pauli um 15 Uhr abschreiben können und wir zu Plan B übergehen. Für die beiden Mannschaften und die Zuschauer beutete das 1:1 nach 90 Minuten noch zwei Mal 15 Minuten in der Sonne zu stehen und auf mehr Auftrieb bei einer von beiden Mannschaften im Spiel zu hoffen. Und diesen Auftrieb hatte eindeutig der Regionalligist aus Norderstedt und machte in der Verlängerung mit drei Toren den Sack zu und ließ Altona nicht mehr den Hauch einer Chance. So kam auch der Fanblock der Rot-Blauen noch mal auf Betriebstemperatur und strapazierte noch ein wenig die Stimmbänder. Die Altona-Fans machten dagegen schon das ganze Spiel über Stimmung, doch waren mit der Masse an Fans der Aussage des Macher des All-to-nah-Fanzines nach etwas überfordert. Nach dem Abpfiff wohnten wir noch ein wenig der Siegerehrung und dem Brimborium drumherum bei und liefen im Anschluss die knapp 1,4 Kilometer zum Grün-Weiß Eimsbüttel, hatten wir doch ein Spiel der alten Herren auf dem Zettel zu stehen. Angekommen am Sportplatz von Grün-Weiß, sahen wir aber ein Turnier des Vereines. So also wieder auf Plan A zurückgegriffen und auf den Weg zum SC Sternzschanze gemacht (was sich nach dem Spiel noch als wahrer Glücksgriff erweisen sollte). Dabei konnten wir sogar die zweite gute Tat des Tages erledigen und zwei englischsprachigen Mädels den Weg zum Grandeweg beschreiben. In einer „fremden“ Stadt läuft es mit den Frauen echt immer besser als vor der Haustür. (goju)
Impressionen Hamburg
Die Eppendorfer Grill-Station - bekannt aus Dittsche. Etwas Kultur muss sein.Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Einglück das ich 120 min im Schatten stand, im Block E beim Pokalfinale
Du warst auch dort?
ja, ich hab ja auch schon die beiden Halbfinalspiele gesehen. Deswegen dachte ich mir fährst auch zum Finale.