Vorbei am Schloss Strünkede, welches ein Wasserschloss ist und touristisch attraktiv in eine Parkanlage eingebettet ist. Daneben befindet sich auch das Stadion am Schloss Strünkede, welches von Westfalia Herne genutzt wird. Ein Besuch am Vortag war, wie bereits erwähnt, zum Derby gegen den DSC Wanne-Eickel möglich, doch die Informationslage um den Cranger-Kirmes-Cup war ja eher suboptimal. Zumindest für mich. Die Cranger Kirmes ist übrigens DAS Volksfest im Ruhrgebiet, im Herner Stadtteil Crange, und zieht innerhalb von elf Tagen mal locker vier Millionen Besucher an. Damit spielt es in einer Liga mit dem Oktoberfest in München, dem Cannstatter Wasen in Stuttgart und der größten Kirmes am Rhein in Düsseldorf. Da es nicht so weitläufig ist (8,3ha; die anderen drei Feste haben die doppelte bis vierfache Fläche), trägt die Cranger Kirmes wohl zurecht den Titel „überlaufendes Volksfest der Welt“. Denn auf einen Quadratmeter kommen hier locker 54 Besucher bzw. 4 bis 6 Besucher am Tag pro Quadratmeter. Die anderen drei Feste können da nicht einmal die Hälfte an Besucher aufweisen. Laut Informationen von Einheimischen genießt die Cranger Kirmes auch einen regelrechten Kult unter den Einwohnern, so dass Menschen ein Jahr lang auf die Kirmes sparen und dann dieses Geld zur Kirmeszeit ausgeben. Oder sich ein Tattoo mit „Cranger Kirmes“ stechen lassen. Verrückt. Und das ganze Ding gibt es zu Weihnachten in abgespeckter Form unter dem Namen „Cranger Weihnachtszauber“ noch mal. Trotz Angebot, schlug ich aber ein Besuch dieses Jahrmarktes aus. Bei dem Gedränge hätte ich wohl bei Zeiten die Schnauze voll gehabt. Ach und für euch war das Volksfest bisher total unbekannt? Tröstet euch, denn ich kannte es bisher auch noch nicht. Steht ja nur das sinnlose Oktoberfest mit seinen Besuchern in den Medien, welche sich dort allzu gern mit viel Alkohol aus der Realität beamen. Nur frage ich mich, ob dies die deutsche Gesellschaft darstellen soll? Suff bis zum Erbrechen und Realitätsflüchtlinge?
Zurück zum Fußball. Angekommen im Bezirkssportzentrum Horsthausen staunte ich zuerst ganz gut, wie viele Vereine hier angesiedelt sind. Fünf an der Zahl und ich meine, dass jeder sein eigenes Vereinsheim hatte. Bei zwei nutzbaren Plätzen und unzähligen Mannschaften kann hier mit großer Wahrscheinlichkeit den ganzen Tag von früh bis spät Fußball geschaut werden. Kurz überlegte ich, ob ich nicht das eher beginnende Spiel auf dem Falkenhorst-Platz schaue, doch da der Kunstrasen der SpVgg Horsthausen über „Ausbau“ auf zwei Seiten verfügt, war die Entscheidung dann doch schnell getroffen. Zumal hier auch mehr Zuschauer am Start waren, da die SpVgg zur 40. Sport-Werbe-Woche lud. Mit Tombola, unzähligen Spielen usw. Und eine Woche nach der Sportwerbewoche waren sie dann mit einem eigenen Laster bei der Cranger Kirmes. Auf jeden Fall war hier viel los, doch so wirklich interessierten sich von den gefühlt 200 bis 250 Gästen nur 60 für das Fußballspiel der Damen, welches doch recht ansehnlich war. Schnell, mit Übersicht und reichlich Torchancen. Besser als das Herrenspiel zuvor. Doch die Tombola war wichtiger. Und als ein kleiner Junge seinen Vater folgendes frug „Papa, können wir Lose kaufen.“ und sein Vater mit „Geh nach die Mama, die hat die Lose.“ antwortete, wusste ich, dass ich wirklich im Ruhrpott war. Das ist hier schon eine schöne Abwandlung der deutschen Sprache. „Komma bei mich bei und hö ma gehts: Gelsenkirchen, dat is dat Perle unter die Städte.“ Jo, genau.
Zumal die Menschen hier auch noch sehr authentisch und herzlich wirken. Raue Schale, weicher Kern. Kann durchaus überzeugen. So durfte ich auch in den nächsten Tagen auch ein um das andere mal lachen, als sich frei von der Leber weg und im Dialekt unterhalten wurde.
Bei der Verlosung wurde dann allerlei Ramsch vom BvB und S04 unter die Leute gebracht. Für den einzigen im Dynamo-Niki hier auf den Sitzplätzen (nein, ich war das nicht), war somit nichts dabei. Aber so bissl was für den Garten hätte mich gereizt. Leider gab es keine Lose mehr, als ich ankam.
Nach dem Spiel ging es noch ein Stück am Rhein-Herne-Kanal entlang, wo ich dann erfahren durfte, dass sogar Recklinghausen einen Hafen hat. Nicht nur ist der Landkreis Recklinghausen neben der Region Hannover einer der bevölkerungsreichsten Landkreise Deutschlands, auch führten mich auf meiner Radtour die Wege immer wieder in die Stadt Recklinghausen. Aus der einen Stadt raus und zack war ich wieder in Recklinghausen. Durch Recklinghausen durch, ab in eine andere Stadt und schon hieß die nächste Stadt wieder Recklinghausen. Und dabei fuhr ich nicht mal im Kreis. Verwirrend ist das hier. Scheint aber im Ruhrgebiet auch normal zu sein, so verwoben wie die Städte hier sind. (goju)