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Regen, Regen und nochmal Regen.
Aber die Natur braucht den Regen.
Also der Sommer ist ganz schön verregnet.
Die Deutschen und das Wetter. Wenn mal gerade kein Löwe, normalerweise ist es der Wolf, in Brandenburg stress macht, Friedrich Merz, der alte Reaktionär, nicht über die AFD philosophiert oder Günther und Elsbeth keine Lust haben sich über die Proteste der letzten terroristischen Generation auszulassen, muss das Wetter herhalten.
Also ihr ahnt es, es regnete seit Tagen. Aber werte Freunde des Sonnenscheins, Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Die Deutschen und ihre Redewendungen.
Also die Schirme und die Regenjacken gesackt und ab in die älteste Stadt Deutschlands. Worms und Trier streiten sich zwar um diese Bezeichnung, da die Mademoiselle und ich aber heute in Worms waren, glaube ich, dass diese Ehre der Stadt am Rhein zu Teil wird. Schon vor 5000 v.Chr. hinterließen die Kelten hier ihre Spuren. Es gibt noch weitere Einzigartigkeiten für Worms, wie der „Heilige Sand“ der älteste erhaltene jüdische Friedhof Europas, mit über 2.500 Grabsteinen. Die ältesten stammen von 1058! Oder das 1868 enthüllte Lutherdenkmal, welches neben einen Monument in Genf das größte seiner Art weltweit ist.
Los ging unsere Runde an der Rheinpromenade. Der Nibelungenturm auf der gleichnamigen Nibelungenbrücke war unser Ort der Begierde. Erbaut 1900, sein Zwillingsturm auf der hessischen Rheinseite wurde vor Kriegsende 1945 zerstört, aber nicht wieder aufgebaut. Weiter ging es schnellen Schrittes, das Regenradar war heute unser ständiger Begleiter, zum Hagendenkmal. Es erinnert an die Versenkung des Nibelungenschatzes durch Hagen von Tronje im Nibelungenland. Die kurze Regenpause war nun aber vorbei, so ging es schnell unter die Regenschirme, welche wohl als Sonnenschirme gedacht waren, als sie in die Wormser Hagenbräu Brauerei aufgestellt wurden. Ein Helles und ein Dunkles später, zogen wir weiter mit Schirm, Charme aber ohne Melone Richtung Innenstadt. Über die Judengasse ging es an die Wormser Synagoge, welche aber geschlossen war. Für das Judentum war die Stadt ein wichtiges Zentrum in Westeuropa. Im Mittelalter war Worms – neben Mainz und Speyer – als „Jerusalem am Rhein“ bekannt. Warmaisa, so der jüdische Name der Stadt.
Das Lutherdenkmal war dann mit Bauzäunen abgesperrt. Für die evangelische Kirche ist Worms auch ein sehr bedeutender Ort. Da der Reformator dort 1521 seine Schriften widerrufen sollte, aber wie wir alle wissen, dies nicht tat. Am oben erwähnten ältesten jüdischen Friedhof, dem Heiligen Sand, waren wir dann enttäuscht. Dieser hatte schon geschlossen. Soweit so schlecht. Weiter im Regen Richtung Dom. Der Wormser Dom St. Peter ist das Wahrzeichen der Stadt. Erbaut zwischen 1130 bis 1181, fanden wichtige historische Ereignisse, wie Papstwahlen oder Reichstage dort statt. Und alle guten Dinge sind drei, auch er war schon geschlossen. Junge Junge heute haben wir mal die Zeit für ausgiebige Besichtigungen und der Regen nervte, aber alles ist zu. Na dann zu einer anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt, jedenfalls für mich.
Am Wormatia-Stadion angekommen, kurz orientiert, auch wenn es hier schon mein dritter Besuch war, aber ich bin ja kein Hopperschwein. Der Regen hatte aufgehört, das Regenradar lieferte wahrlich. So konnte wir beruhigt auf die Gegengerade gehen. Was natürlich den Umstand geschuldet war die Fanszene der Wormatia besser sehen zu können. Schon über 25 Jahre wird diese durch die Supporters Worms geführt. Eine lange Freundschaft unterhält man mit den Nachbarn aus der Quadratestadt. Einige blau schwarze Fanuntensilien konnten wir auch im Stadion erkennen.
Als erstes gab es für uns beide eine Bratwurst, uns knurrte die Mägen. Dabei fiel der Mademoiselle etwas auf: „ Interessante Frauenquote hier“. Tatsächlich, es war nur noch ein Mädchen unter den ganzen männlichen Fans auf der Gegengerade. Sowas bemerke ich gar nicht. Natürlich es war noch leer und übersichtlich und änderte sich auch noch, aber in dem Moment war es für die Mademoiselle auffällig.
Das Wormatia-Stadion wurde 1928 eröffnet und der VfR spielt auch ab diesen Zeitpunkt darin. Stark! Im Zeitraum des Nationalsozialismus wurde der Spielort in Adolf-Hitler-Stadion bzw. Adolf-Hitler-Kampfbahn umbenannt, aber nachdem 2. Weltkrieg war dies logischerweise Geschichte.
Und wie wir da so auf den Stufen der Gegengerade sitzen und beobachten wir die Fanszene um die Sups Worms ihr Material vorbereiteten, blieben zwei Zivilpolizisten hinter uns stehen. Da war ich doch leicht erstaunt. Bei solch einem Spiel? Nach und nach füllte sich das Wormatia-Stadion. Die Kurven waren gesperrt und so sammelten sich alle Fans und Zuschauer auf den Geraden. Es reisten auch einige Fans aus der 180km entfernten Bierstadt an. Was mich freute, brachte einen Zivi zum telefonieren und da er hinter mir stand, durfte bzw. musste ich notgedrungen zu hören. Er war sehr überrascht, es reisten nämlich mehr Gästefans als erwartet an und sie waren auch noch laut. Es müsste nachdem Spiel eine sichere Abreise organisiert werden. Aha, entweder ist an mir der Wormser Randale Haufen komplett vorbeigegangen oder der Mann hat keine Ahnung. Ich denke die gut 80 Gästefans sind sicher nach Hause gekommen und laut waren sie auch nicht. Abgesehen von den jungen Fan mit Megaphon, welcher versuchte seine Mitstreiter zum singen zu animieren und letztendlich doch nur alleine rum blökte. Ein Ordner kam auch nach ca. 20 Minuten zu ihm und nahm das Megaphon mit den Worten „Das kannst du dir nach dem Spiel dort drüben abholen„ ab und lief damit zur Haupttribüne. Soviel zu den Bitburger Jungs – Tradition seit 1919.
Wir setzen uns jedenfalls von den Zivilpolizisten weg. Brauch ich nicht in meiner Nähe. Interessanterweise neben den Rentnerpöbelhaufen der Wormatia. Gut einem im Tee und ein Vokabular, bei welchen sich ein kleiner Junge immer umdrehte und die alten schreienden Männer musterte.
Jetzt kam sogar die Sonne raus und das Ambiente mit den wolkenverhangenen Himmel hinter der Haupttribüne ließ mich einige Bilder machen. Die Sups präsentierten derweil ein kleines Intro, indem sie Doppelhalter hochhielten, welche Wormatia Worms ergaben. Reicht vollkommen zu. Ich begutachtete die schöne Raphael-Hügel-Vortribüne Zaunfahne an der oberen Brüstung. Flankiert mit dem Wormser Stadtwappen und dem Vereinslogo, in welchen der grüne Nibelungendrachen ist. Raphael Hügel war ein Wormatia Fan welcher nur 33 Jahre alt wurde und im Jahr 2014 verstarb. Er war aktiver Fan, Fanbeauftragter der Wormatia und auch im Verein tätig. Wenn ihr die Möglichkeit habt, lasst euch bei der DKMS typisieren und evtl. kann einen Menschen das Leben gerettet werde. Ich selbst bin auch registriert, es kostet nichts und dauert auch nicht lange. Zum Glück plätscherte nur das Spiel und nicht der Regen vor sich hin. Wormatia, letzte Saison abgestiegen aus der Regionalliga Südwest, konnte gegen den FC Bitburg, seines Zeichen Aufsteiger aus der Rheinlandliga, den ersten Spieltag der Oberliga mit 3:1 gewinnen. In der 81. Minute konnten die Gäste ihren Anschlusstreffer erzielen und drängten leicht auf den Ausgleichstreffer. Dies veranlasste eine Frau vom FC aus Bitburg die hinter uns stand ihre Tröte inflationär zu benutzen. Was ein Höllenteil, sehr nervend. Dies musste der Lärm sein welchen der Zivilpolizisten per Handy vor dem Spiel durchgab.
Wir hofften inständig, dass die Gäste nicht noch den Ausgleich schießen werden und wir hier mit nen Tinnitus rausgehen. Doch der Frau war das egal, bei jeder Situation für ihren FCB betätigte sie dieses nervtötende Teil. Doch Wormatia konnte das Spiel über die Zeit bringen und sogar das 3:1 in der 90. Minute erzielen.
(Der Kulturbeauftragte)
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Nibelungenturm
Dom St. Peter
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Wormser Hagenbräu Brauerei
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Lutherdenkmal
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Dom St. Peter
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