28.10.2012, 13:30 Uhr
FC St. Pauli – SG Dynamo Dresden
Hamburg, Millerntor-Stadion
2. Fußballmafialiga – 21.045 Zuschauer – 3:2
„Alle spieln’se Fußball nur Dynamo nicht.“
Nach einer kurzen Nacht musste heute erst einmal das Auto freigeschaufelt werden (plötzlicher Wintereinbruch sei Dank) um starten zu können. Danach wurden schnell alle Mitfahren eingesackt und schon sah man sich auf der Autobahn elbabwärts gen Hansestadt Hamburg rollen.
Als sich meine Augenlider in den frühen Morgenstunden nochmal zur Musik von DJ Bobo entspannen wollten riss mich ein plötzlicher Knall aus allen Träumen. „Eeyy, was war’n das gerade?“ Der Fahrer entgegnete dass dies ein Fuchs gewesen sei – von dem nun allerdings nur noch wenig übrig sei. Na Toll! Also erst einmal rechts ran und checken wir groß der Schaden ist. Die erste Prognose zeigte – zum Glück – nur ein in Mitleidenschaft gezogene Kunststoffteile. Also konnte die muntere Fahrt entspannt weitergehen. Etwa eine Stunde später (wir waren nun kurz vor Berlin angekommen) wurde es plötzlich kalt im Auto, denn irgendwie wollte die Heizung nicht mehr so richtig. Als nächstes blinkte die rote Kontrolllampe auf, die Mangel an Kühlflüssigkeit anzeigte. Deswegen wurde schleunigst der Seitenstreifen angefahren um provisorisch etwas Wasser nachzufüllen. Beim Aussteigen machte sich schon ein komischer Geruch breit und eine nette Wolke Qualm stieg aus dem Motor empor. Das zugeschüttete Wasser floss aber so wie es hineinkam wieder raus. Beim genauen Blick unter das Auto wurde deutlich das dieser listige Fuchs wohl einige Schläuche (ich bin kein KFZ-Mechaniker) zerlegte als er uns unter die Räder kam. Während der Übeltäter das alles wohl schon von einer höheren Ebene verfolgte und seinen brutalen Racheakt an unserem Fahrzeug mit einer Flasche Schampus begoss, war bei uns natürlich der Schock erstmal groß. Was nun? In meinem Kopf schrieb ich es schon ab, überhaupt noch nach Hamburg zu kommen. Das Handy wurde als erstes gezückt in der Hoffnung beim ADAC (zum Glück ist man ja Mitglied) jemand zu erreichen. Als dann nach unzähligen Warteschleifen endlich jemand am Telefon war schickten diese dann einen Abschlepper sowie Taxis vorbei. Mit dem Eintreffen des Mitarbeiters nach einer gefühlten Ewigkeit war der Tag nun auch endgültig erwacht. In der Zwischenzeit war auch schon die Polizei da. Die lockeren Beamten nahmen den Schaden auf und zischten wieder ab. Jetzt kutschte man uns zum nächsten ADAC-Stützpunkt, wo auch erst mal ausgiebig gefrühstückt werden konnte. Nach allerhand Papierkram konnten wir dann mit einem Leihwagen vom Hof rollen. Nun zahlte es sich auch aus so zeitig gestartet zu sein. Trotz der Umstände und voller Erleichterung das es weiter geht, wurde es nun eine recht fröhliche Fahrt mit lustigem Liederraten, Scherzen und ausschweifen in vergangene Tage.
Kurz vor Hamburg stellten wir unser Auto dann ab um die letzten Meter in die Stadt mit der S-Bahn bzw. ab Hauptbahnhof U-Bahn zurück zu legen. Entspannt konnte man dann den Weg zum Stadion selber gehen. Aber je näher man dem Stadion kam, desto häufiger wurden die ganzen Leute in ihren ständig gleichen St. Pauli-Outfits. Es kam mir vor als ob es nur eine Art von braun-weißen Schals, Mützen und Pullover mit dem Totenkopf gäbe. Alles in allen schon ganz schön abgefahren was hier für Gestalten vor dem Heimeingang lungern. Die Klischees gibt es auf jeden Fall zu Recht.
Zu Spielbeginn gab es im Gästeblock eine Choreo zu sehen die sich auf das Thema um die Leidenschaft des Fußballs auf der einen Seite, sowie dem Verband der diese Fankultur in seiner aktuellen lästigen Debatte wohl zu gern auslöschen würde. St. Pauli mit einem Intro (Kassenrollen, Luftballons, Fahnen, …) was man zuvor schon zu oft auf Fotos und im TV sehen konnte. Aber okay, wenn es nun eben ihr Stil ist der sich eingebürgert hat. Vielmehr hat mich enttäuscht was anschließend von der Heimkurve am Gästeblock ankam. Nämlich sehr wenig, trotz dem Einsatz von drei Capos. Die Stimmung im Gästeblock (übrigens auch die letzten Überresten des alten Stadions, welches so langsam einem Ersatzneubau weichen muss) würde ich zwar auch nicht als top bezeichnen aber auf Grund der 2:0 Führung zumindest in der ersten Hälfte doch noch recht annehmlich. Unsere Mannschaft schaffte allerdings das Kunststück diesen Vorsprung noch zu verspielen. Nach drei in kürzester Zeit eingeschenkten Toren musste man das Feld letztlich als Verlierer räumen. Natürlich war es nach den Toren auch mal auf den übrigen Tribünen im Stadion laut geworden, doch wenn das die typische „St. Pauli Atmosphäre“ war kann ich nicht nachvollziehen wie man immer so überschwänglich von der Stimmung am Millerntor schwärmen kann. Denn Bäume entwurzelt oder ähnliches wurde heute definitiv nicht. Viel mehr kam ich mir über weite Strecken des Spieles vor wie im Theater, wo USP einfach sein übliches Program runter spulte um für die nötige Unterhaltung zu sorgen. Nach dem Spiel bekamen die Spieler, welche noch an den Zaun kamen, einige Worte mit auf den Weg, denn man kann sich (trotz kleinem aufbäumen in der Schlussphase) nicht auf diese Art 2 zu 3 abfertigen lassen. Nach dem Spiel wurde man recht schnell von der Staatsmacht vom Kiez getrieben, in eine U-Bahn gequetscht und am Ausgangspunkt vor den Toren der Stadt wieder raus gelassen. Während der Fahrt konnte man allerdings noch einige Eindrücke von der Stadt erahnen.
Die Rückfahrt verlief dann etwas gefrustet und wurde von mir größtenteils auch verschlafen. Ein kleines schmunzeln glitt mir dann doch noch durch’s Gesicht als im Radio gesagt wurde, dass auf Grund der Zeitumstellung auf Straßen besonders mit Wildwechsel zu rechnen sei. Trotzallem wurde ich mit vielen neuen Eindrücken uns Erlebnissen am ende des Tages wieder zufrieden vor meiner Haustür abgesetzt. (FelixDW)
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