28.12.2009, 20:00 Uhr
Hapoel Haifa FC – Maccabi Haifa FC
Haifa, Kiryat Eliezer Stadium
1. Liga Israel – 14.000 Zs. – 0:1
Der angenehme Schlafplatz war dann eine Sitzfläche aus Metall unweit des Fastfood-Schuppens im Fluhafen. Kehrmaschinenunterhaltung und eifriges Stühlerücken war im günstigen Übernachtungspreis inbegriffen. Gegen 6 Uhr war es dann aber vorbei mit der Nachtruhe und wir trotteten zum Bahnhof der im Flughafen integriert ist. Von dort fuhr dann auch ein Direktzug nach Haifa für umgerechnet 6 Euro. Schnell Platz im Zug genommen, der massa schlief sofort wieder ein, nur bei mir wollte das nicht so richtig klappen. Einerseits wartete ich die ganze Zeit gespannt auf einen Bombenanschlag und die zweite Beschäftigung war, die Mitfahrer und die Landschaft genau unter die Lupe zu nehmen. Landschaftlich war die Strecke schön gelegen, denn sie führte teil nur wenige Meter neben dem Mittelmeer entlang. Auch unsicher brauchte man sich in den Zügen nicht fühlen, denn die ganze Zeit lief der Sicherheitsdienst im Zug auf und ab. Des Weiteren stiegen auch immer Soldaten mit ihren Waffen ein. Eigentlich waren die Personen im Zug entweder Soldaten oder Schüler. Normalreisende gab es kaum. Je näher Haifa kam (nach kanpp 2 Stunden Fahrt), desto unschlüssiger wurden wir uns, welcher Bahnhof den nun der Hauptbahnhof ist. Kurzerhand wurde uns die Entscheidung aber abgenommen, als am zweiten Bahnhof die Flutlichtmasten des Stadions zu sehen waren. Also schnell die sieben Sachsen gepackt und aus dem Zug gestürmt. Im Sog der Masse verließen wir dann den Bahnhof durch den Haupteingang. Dies war allerdings ein Fehler, da wir auf die andere Seite der Gleise mussten. Also wieder kehrt, wollten wir doch durch den Bahnhof hindurch auf die andere Seite. Dies war dann aber auch nicht so einfach, denn ein Wachmann mit Schnellfeuerpistole im Anschlag zwang uns erst einmal zu stoppen. Die Ausweise wollte er sehen und das Gepäck kontrollieren. Wir waren davon aber leicht angefressen, was auch eine ältere Dame bemerkte und uns erst einmal aufklärte, warum dieser Humbug veranstaltet wurde. Grund war ein junger, mutmaßlicher, Terrorist, der im Flugzeug von Chigago (oder Detroit) nach Amsterdam ein wenig Sprengstoff zünden wollte. Da fühlt man sich in Israel immer gleich hundertmal so stark bedroht und lässt Personen Bahnhöfe, Busstationen und öffentliche Gebäude nur nach eingehender Kontrollen betreten. Dieser Spaß sollte uns dann auch die nächsten Tage begleiten. Aber das der normale Israeli extrem in einem Angstzustand gehalten wird, sah man schon an den Zeitungen, die kostenlos in Bahnhöfen verteilt wurden. Diese waren noch extremer als die BLÖD, denn auf circa zwanzig Seiten ging es nur um Mord und Totschlag. Als wird dann endlich passieren durften, ging es sofort durch die Unterführung auf die andere Straßenseite zum Stadion. Kurze Zeit ein wenig drum herum gestreunert fanden wir leider kein offenes Tor. Also weiter gelaufen und den erstbesten Supermarkt betreten. Ein wenige Milch, ein bisschen Käse und ein Toastbrot und schon waren fast zehn Euro aus dem Portemonnaie verschwunden. Zugfahren ist angenehm preiswert, aber Lebensmittel schlagen teilweise gut zu Buche. Nach dem Frühstück wurden die anderen beiden Dresdner kontaktiert, die sich in Haifa schon in einem Hostel einquartiert hatten. Die suche nach dem besagten Hostel dauert dann auch um die zweieinhalb Stunden liefen wir doch von der einen Seite Haifa’s auf die andere Seite. Aber ein reger Austausch von SMS ließ uns beide doch ans Ziel kommen. Zumal dieser Rundgang ein Gutes hatte. Denn wir wussten nun, dass Haifa nun nicht gerade eine Stadt der Sehenswürdigkeiten ist.
Angekommen am Hostel „Seaview“ ging es kurz aufs Zimmer und anschließend wieder in die Stadt. Denn zwei, drei Sehenswürdigkeiten gibt es in Haifa dann doch zu sehen. Zuerst wurde aber ein schmackhafter Falafeldöner verspeist. Anschließend ging es zu einem Fortbewegungsmittel, dass es nur in Haifa gibt uns sonst nirgendwo in Israel zur Zeit: eine U-Bahn. Oder besser eine Standseilbahn, die als U-Bahn bezeichnet wird, da sie in einem Tunnel auf den Berg Karmel führt und deswegen Karmelit genannt wird. Die Fahrt dauerte keine zehn Minuten und wir konnten auf den Höhenzügen Haifas aussteigen. Von hier ging es nun an den steilen Abhängen entlang bis zum Schrein der Bab, das Weltzentrum der Bahai. Die Bahai sind eine weltweit verbreitete Religion, die ihren Ursprung in Persien hat. Leider war dieser auf Grund Renovierungsarbeiten in Gerüste und Bretter gehüllt, so dass wir nur die Form, aber nicht das aussehen erkennen konnten. Als Option auf kulturelle Highlights hätten wir noch die Gärten der Bahai gehabt, aber Laubenpieper sind wir ja noch nicht. Immer weiter ging es dann etwas den Berg wieder hinab. Hier und da wurde mal angehalten und geschaut, ein Bier getrunken. Die Sensation schlecht hin war eine ca. 60-jährige Frau, die bei 29°C mit Pelzmütze und Pelzmantel bekleidet um herlief. Kann man machen, muss man aber nicht. Als wir so vor uns hin liefen, hörten wir den Klang eines Kampfjets und kurz darauf drei Geräusche die wie Detonationen klangen. Drei dumpfe Einschläge. Ob nun Übung oder ein Schlag gegen den Feind wissen wir nicht.
Nach knapp zwei Stunden Spaziergang und den damit verbundenen Blick auf das Stadion Haifas (bei dem Blick auf das Stadion erwähnte ich kurz wie krass es wäre, wenn genau in diesem Augenblick eine Kasamrakete aus dem Südlibanon im Stadion einschlagen würde und das Derby deswegen ausfallen würde; fanden die anderen drei nicht so prickelnd), näherte sich unser Rundgang mit dem Erreichen der deutschen Kolonie unterhalb des Schreins der Bab dem Ende. Die deutsche Kolonie wurde 1869 von Templern, christliche Siedler aus Süddeutschland, gegründet, die durch ihre Fähigkeiten im Handwerk, Landwirtschaft, Industrie und Gesundheitswesen halfen Haifa zu modernisieren. Im Jahre 1898 besuchte der deutsche Kaiser Wilhelm II Haifa, der vorschlug Haifa an die Hedschasbahn (Damaskus – Medina) anzubinden. Dies wurde 1905 bewerkstelligt.
Nach Beendigung des Rundgangs ließen wir uns wieder für ein paar Stunden im Hostel nieder. Als wir im Innenhof saßen, kamen zwei junge Herren auf uns zu. Beides Schweizer und einmal der Fanszene des FC St. Gallen und von Young Boys Bern angehörig. Einer von beiden war schon etwas länger in Israel anwesend und besichtigte auch mehrmals das Westjordanland.Sie beide auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Leider waren bei uns im Hostel alle Betten belegt. Nach kurzen Plausch zogen sie dann weiter.
Gegen 18 Uhr 30 taten wir es ihnen gleich und verließen das Hostel wieder und machten uns auf den Weg zum Stadion. Nach nicht mal 30 Minuten erreichten wir es und begaben uns auf Kartensuche. Um das Stadion herum war schon viel los. Fantrennung gab es keine und Polizisten waren auch nicht viele zu sehen. Dafür aber einige mit Maschinengewehr. Wir konnten für umgerechnet 10 Euro Karten für die Kurve erwerben, die auch den Maccabi-Fans zugewiesen wurde. Beim betreten des Stadions wurden wir gefragt welcher Nationalität wir sind. Die Polizisten schauten am Anfang etwas skeptisch, vermutlich ist die „Dynamo-Dresden-Hooligan-Horrorshow“ auch schon in Israel bekannt, aber wünschten uns mit den Worten: „It’s not Bayern Munich versus Monchengladbach“ noch viel Spaß beim Spiel. Zum Glück war dieses Spiel nicht Bayern gegen ‚Gladbach. Denn sonst hätte man mich ins Stadion prügeln müssen. Nach insgesamt drei Kontrollen auf sechs Metern konnten wir dann auch mal die Kurve betreten und ließen sogleich die Blicke schweifen. Linker Hand auf der Haupttribüne befanden sich die Hapoel-Fans und in der einzigen Kurve sowie auf der Gegengerade waren die Maccabi-Fans untergebracht. Beide Seiten sangen schon das ein oder andere Lied, was auch sofort Lust auf mehr machte. Denn was hier alleine schon beim Aufwärmen der Mannschaften los war hätte ich nicht erwartet.
Auf allen Plätzen in der Kurve waren kleine, grüne Fahnen mit dem Maccabiwappen ausgelegt, die wir einerseits mit zum Einlaufen der Mannschaft schwenkten und andererseits sozialistisch in unseren Besitz umlagerten. Die Maccabi-Fans um die „Green Apes“ waren noch eifrig mit den Choreovorbereitungen beschäftigt. Hinter dem Tor brachten sie noch am Spruchband PVC-Stangen an, rollten es anschließend zusammen und in der Kurve zur Choreo wieder aus. Des Weiteren gab es auch schon vor dem Anpfiff einige hebräische Spruchbänder an die jeweilige Gegenseite. Zum Einlauf der Mannschaften präsentierten beide Seiten ähnliche Spruchbänder…oder eher identische. Maccabi zeigte nun das schon erwähnte Spruchband auf dem in Englisch „Haifa is our city“ geschrieben war. Im Block wurde eine Blockfahne mit einem vermummten Maccabifan hochgezogen. Dazu dann noch die kleinen, grünen Schwenkfahnen in den restlichen Blöcken. Sah schon nett aus.
Hapoel zeigte ebenfalls eine Blockfahne auf der die Silhouette von Haifa zu sehen war. Auf dem Spruchband (hebräisch) stand vermutlich das gleiche geschrieben wie bei Maccabi. Nix genaues weiß man. Nach den Choreos startete sofort die Unterstützung der Mannschaften. Klatscheinlagen gegen Hüpfeinlagen, laute Lieder, leise Lieder. Eine ganze Kurve am toben,dann mal wieder nur der harte Kern. Der Stimmungspunkt ging klar an Maccabi. Schalparaden, Schals in die Luft, Schals nach vorne und hinten, geile Hüpfeinlagen des gesamten Anhangs. Echt nicht schlecht. Hapoel war auch nicht so schlecht, doch spätestens nach dem 0:1 war die Luft leider raus. Das Tor für Maccabi beflügelte dann die Grün-Weißen und trieb sie noch mal an. Alles in allem ein Spiel bei dem ich durchaus positiv überrascht wurde. Pyro hätte die ganze Sache noch abgerundet. Aber leider schrieb ich ja hätte. Während dem Spiel machte ich massa noch darauf aufmerksam, dass er eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Soldaten hatte der die ganze Zeit neben uns Stand und eifrig seinen Verein Maccabi unterstützte. In Uniform wohl gemerkt. Auch der Rest der Reisegrupe sah dies so. Massa wiegelte noch ab, wurde aber ein paar Tage eines besseren belehrt. Doch dazu später mehr.
Nach dem Spiel liefen wir wieder zu Fuß zum Hostel zurück. Um uns herum jubelnde Maccabifans die auch die Straße mit ihren Autos in eine Partymeile verwandelten. Sportlich geartete Ansätze von Jubelarien und Niederlagenfrustabbau bekamen wir nicht mit. Im Hostel dann noch ein wenig zusammen gesessen und irgendwann ins Bett gefallen. Über Nacht musste ich mich dann aber entscheiden, ob ich mit nach Jerusalem oder Akko fahre. Beide Städte hatten ihren Reiz. Bei Jerusalem sollte es bekannt sein und Akko ist eine der ältesten Städte der Welt. (goju)
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מכבי חיפה – הפועל חיפה