29.05.2010, 15:00 Uhr
Elsterberger BC – SV Traktor Lauterbach
Elsterberg, Sportstadion „Wolfgang Steudel“
11. Liga (2. Kreisklasse Vogtland/Plauen) – 47 Zs. – 1:1
„Hey goju du Haufen, bewege deinen Unkörper aus dem Bett!“
„Klappe Hirn, das Fleisch is ni willig und du hast somit Sendepause!“
„Wie das Fleisch is ni willig? Du hast wohl vergessen wer die Körperfunktionen steuert?“
„Wer die Körperfunktionen steuert? Was weiß ich. Der heilige Bimmbamm vielleicht?“
„Haha, sehr witzig! Du weeßt genau das ich das bin und deswegen jage ich dich jetzt aus dem Bett!“
„Du hast wohl nen Harry, du Headley. Merkst du dich noch. Hast du mal raus geguckt was da für ein Wetter is?“
„Schon längst erledigt, Strahlender Sonnenschein!“
„Du hast dor den Schuss ni gehört! Lass mich weiterschlafen!“
„Vergiss es….Augen auf, Arme links, Arme rechts, Beine hoch, Beine runter, Drehung links, Drehung rechts……“
„Orrrrr is ja gudd, ich steh schon off…..“
„Sehr schön. Ab ins Bad, dann was essen und anschließend ab nach Elsterberg!“
„Arschloch“
„Wie bitte?“
„Och….nüschts…..“
„Mensch du…vorm Spiegel siehst du ja mal risch scheiße aus!…Hehehehehe“
„Orr gehts nor? Die letzte Nacht war heftsch…..“
„Jaaaaaaaaaaa………………“
Wasch, wasch, milchtrink, milchtrink, essen, essen, milchtrink, essen, milchtrink, abwaschen, Zähneputzen, anziehen.
„Oh, der Herr is ferdsch?!?!“
„Ey komm…..bis zum Bahnhof hältst du jetze einfach mal die Gusche! Okay Hirn?“
„Pfffffffffffffffffff………………..“
So oder ähnlich sehen des öfteren Dialoge zwischen mir und mir aus. Meistens jedoch nervt das Hirn und mahnt dazu mal ordentlichen Fußball zu gucken. Doch an diesem Tag war der Tatendrang des Hirns größer als vom Rest des Körper, denn es musste für den Sachseninformer recherchiert werden: Welcher Platz sieht wie aus, gibt es gar eine kleine Tribüne oder gibt es gar eine von sinnlos-ultras.ws noch nicht entdeckte Fanszene. Fragen über Fragen die sich jede Woche bei der Planung für das Wochenende auf’s neue gestellt werden.
„Goju, goju, goju….gucke ma da!“
„Wo?“
„Na dort!“
„Ja, wir sind in Freiberg…..und sitzen noch im Zug. Müssen ja eh erst in Plauen umsteigen.“
„Orr du Dösbaddl, DAS dort sollst du dir mal angucken!“
„Was DAS?“
„Na DAS Mensch!“
„Ach du meinst dieses…dieses…dieses…..Wasn das?“
„Sag ich doch! Ne Mischung aus schlecht sitzender Kleidung die zur Person an sich ni passt, dazu dieser ursche Haarschnitt, diese utopischen Ohrringe, dieses…“
„Gottverdammich, is ja gudd. Ich habs mittlerweile verstanden das dort ein undefinierbares Opfer steht…..Klappe zu ich will schlafen….“
Nach Umstieg in Plauen und auf irgendeinem Dorf ging es mit der Vogtlandbahn in Richtung Gera nach Elsterberg. Den Sportplatz erreicht, unterwegs unterhalb der Burg langgelaufen, war noch nicht viel los. Und sollte sich eigentlich auch nicht großartig ändern. Der Elsterberger BC wurde am 30. November 1912 aus der Vereinigung der Vereine Sportfreunde und Sportclub 1910 gegründet. Übermäßig Ruhm konnte man in den ersten Jahren nicht einfahren, da der erste Weltkrieg diese Unternehmung wie ein bisschen blockierte. Der Ball rollte erst wieder ab dem Jahr 1919. In der DDR lief der Verein unter anderem als BSG Chemie und BSG Fortschritt auf. Im Jahr 1977 wurde das Stadion errichtet und bekam den Namen „Roter Oktober“. Unter dem Namen BSG Einheit Elsterberg spielte man gar von der Saison 1980/81 bis 1989/90 in der Bezirksklasse Gera Staffel C und unterlag in den Aufstiegsspielen der Saison 87/88, für die man als Staffelsieger qualifiziert war, Elektronik Gera. In den Saisons 90/91 und 91/92 spielte man als SV Einheit Elsterberg in der Bezirksliga Gera und nach dem Länderwechsel in der Saison 92/93 in der Bezirksliga Chemnitz. Mit dem erreichten 15. Tabellenplatz stieg man allerdings ab und ist mittlerweile irgendwo ganz unten in der Tabellenpyramide angelangt.
Am letzten Spieltag dieser Saison traf man im Spitzenspiel auf Traktor Lauterbach. Zweiter gegen Dritter, da ist sportliche Spannung garantiert. Mehr oder weniger. Denn die Aufstiegsfrage war schon geklärt, Elsterberg als Zweiter hinter Theuma und mit 13 Punkten Vorsprung vor Lauterbach. Langweiliger Sommerkick also. Die 47 anwesenden Zuschauer versprühten nun auch nicht das Flair einer brodelnden, euphorischen Masse. Einzig fünf Jungsche mit einer Zaunfahne und Trommel sorgten ein wenig für Unterhaltung. In Elsterberg wächst etwas heran. Nach 90 Minuten Sonnenbad auf der Tribüne (blaue Sitze; ein paar weiße ergeben EBC; vielleicht Platz für 500 Personen) und netten Blick auf die Burgruine war das Spiel endlich vorbei. Die Kiddies und die Spieler machten noch die Welle und ich ging mir noch einmal die Stadt anschauen. Und ja, die macht einen recht netten Eindruck. Kleiner aber feiner Marktplatz und von der Burgruine hat man eine gutes Aussicht über die Stadt. Daumen nach oben dafür. Im Innenhof der Burg fand derweil ein Treffen einiger angestellter einer Baumschule statt. Der Betriebsratsvorsitzende philosophierte über die Globalisierung und den Weltmarkt, den Aufkauf der Firma durch eine andere, Arbeitslosigkeit, Arbeitskampf usw. Frenetischer Applaus der Zuhörer war ihm sicher. Gebracht hat es wohl nichts. Nach einem Eis wieder am Bahnhof angelangt, auf eine Sitzbank gepackt und ein wenig gedöst. Ja, bis sich das Hirn wieder meldete.
„Goju! Goju da brummt was!
„???????????“
„Na da brummt irgendwas komisch. Das wird auch immer lauter.“
„Hä? Brummen? Ne Hummel? Orr, ich mach jetzt ni die Glüsen off!“
„Musste aber wohl. Denn ne Hummel fährt ni off Schienen!“
„Was? Ne Hummel off Schienen…….? Merkst du dich noch?…..Orr….hab gerade so schön geschlafen…..Na ma gucken…..Verdammt!!!!!!!! Mein Zug!!!!!!“
Kurz bevor die Türen schlossen sprang ich, nach einen vom Adrenalinschub ausgelösten Sprint, in den Zug. Noch mal knapp zwei Stunden hier abgammeln musste dann doch nicht sein. (goju)