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29.06.2024, 19:00 Uhr
San José Earthquakes – LA Galaxy
Palo Alto, Stanford Stadium
Major League Soccer – 40.844 Zs. – 0:3
geschätzte Lesezeit ca. 9 Minuten


Auch wenn das Reiseziel dieses Mal nicht so exotisch ist wie die Länder der Afrikatour, von welcher ihr in den vorherigen Berichten lesen könnt, hat unser neuer Trip vor allem landschaftlich einiges zu bieten. Nationalparks, malerische Küstenregionen und vieles mehr erwarten uns: den stillen Teilhaber, einen Neuling hier auf Kopane - Kièls und meine Wenigkeit, den Jungspund, auf unserer zweiwöchigen Reise nach Kalifornien! So soll es also für 3 von uns in ein neues Land gehen. Ich bin jedenfalls gespannt, was uns erwartet und die Vorfreude stieg schon Tage vorher bei mir an.

Eine letzte deutsche Brühe am Flughafen München genehmigten wir uns noch im Airbräu, wo wir uns um 9 Uhr morgens getroffen haben. Fast 11 knackige Stunden Flugzeit standen nun vor uns. Ab durch die Sicherheitskontolle, das gleiche Prozedere wie immer, und am Gate mussten dem stillen Teilhaber und mir noch Plätze zugewiesen werden, weil das beim Check-in am Schalter zuvor wohl zu viel Aufwand für die Mitarbeiter zu sein schien. Aber wir hatten Glück, der nette Herr hat uns was in der Economy Plus gesichert und so hatten wir ordentlich Beinfreiheit. Kièls ist ganz hinten im Flieger rumgeschimmelt und so ging die Zeit auch irgendwann mal rum. In Deutschland wäre es jetzt 23 Uhr, wir landeten dank 9 Stunden Zeitverschiebung um kurz nach 14 Uhr Ortszeit. Wir konnten direkt loslegen, erster Stop war der Mietwagenhändler, wo wir unsere Karre abholten und in ein Einkaufszentrum düsten, um eine Sim Karte zu organisieren. Dort gab es dann auch unser erstes amerikanisches Essen, die Begeisterung hat sich bei uns allerdings erstmal in Grenzen gehalten. Es hat teilweise schon auch gut geschmeckt, aber man hat direkt gemerkt, dass alles hier doppelt und dreifach so fettig ist wie in Deutschland. Auch die Anzahl an, sagen wir mal "wuchtigen" Personen ist hier ziemlich hoch. 42% der Bevölkerung werden hierzulande als adipös eingestuft laut WHO. Nun gut, damit wären die ersten Eindrücke gesammelt und wir konnten unsere erste und einzige Sehenswürdigkeit des Tages ansteuern - vorbei an einem riesigen, und damit meine ich wirklich riesigen, Militärfriedhof ging es für uns an die Golden Gate Bridge. Für den stillen Teilhaber ein ganz besonderer Moment, als Kind hatte er sich 3 Dinge fest vorgenommen zu besichtigen in seinem Leben, hiermit ist Nummer 2 von 3 abgehakt. Die Brücke ist von ihrer Bauweise her wirklich unglaublich und sie strahlt mit der Stadt im Rücken und der bergigen Landschaft eine besondere Ästhetik aus. Das hat uns alle 3 abgeholt und wir haben den Moment richtig genossen. California, hier sind wir!

Mit circa 40 Millionen Einwohner ist es übrigens der US-Bundesstaat mit den meisten von allen. 12% der Gesamtbevölkerung macht das in den USA aus, von der Fläche her ist Kalifornien auch immerhin der drittgrößte Bundesstaat. Das haben wir auch gemerkt als wir zur heutigen Unterkunft gefahren sind, 2½ Stunden lang war die Strecke Richtung Stockton, es ging meilenweit gerade aus durchs absolute Nirgendwo. An die Geschwindigkeit wird sich wohl doch nicht so sehr gehalten wie wir vermuten haben, wenn dir tonnenschwere Trucks die Lichthupe geben, weil du bei 55 Miles per Hour Höchstgeschwindigkeit auch tatsächlich 55 MpH fährst, dann weißt du was los ist. In Stockton nächtigten wir in der ersten Nacht in einem eher schäbigen Motel, da können eigentlich nur noch bessere Unterkünfte kommen. Am zweiten Tag haben wir uns für das Frühstück ein klassisches American Diner rausgesucht, eine Kette namens "Denny's". Richtig authentisch, das Essen war auch gut und es hat uns ordentlich gefüllt. So konnte es zu unserem ersten großen Halt gehen: dem Yosemite National Park. Da war die Vorfreude bei uns natürlich groß und der Weg dorthin war schon sehr malerisch. Der stille Teilhaber meinte hier gerade schon "Das ist selten, dass bei einer Tour bisher alles gut geht". Da hat er aber nicht die Rechnung mit dem Jungspund gemacht, bei unserem ersten Aussichtspunkt am "Old Big Oak Flat Road Trailhead", wo wir abgeparkt haben, um ein paar Fotos zu machen, gab es direkt das erste Drama. Beim rückwärts rausfahren am Parkplatz hab ich ein Auto, was parallel rausfahren wollte, nicht wahrgenommen und bin volle Möhre mit unserem Mietwagen in das andere Auto gekracht. Ach du scheiße, das darf jetzt nicht wahr sein. Das waren im Übrigen auch die Worte der Beifahrerin, die aus dem anderen Auto ausgestiegen ist. Es war immerhin eine deutschsprachige Familie und so konnte alles geklärt werden, auch wenn es ein bisschen Zeit gekostet hat. Das hat uns, natürlich vor allem mir, schon sehr gestunken, aber rückgängig kann man das auch nicht mehr machen. Na gut, so mussten wir mit eingedelltem Heck unser Abenteuer fortsetzen. Aber es konnte weitergehen und niemand ist verletzt, das ist das Wichtigste. Wir wollten noch eine Wanderung vornehmen, was durch einen überfüllten Parkplatz am Ziel allerdings nicht mehr möglich war. So stellten wir die Karre am Straßenrand ab und haben uns den Weg zu einem Fluss im Yosemite Tal gebahnt und eine verlassene Badestelle gefunden. Kièls und ich haben uns ins kalte Nass getraut und uns von der drückenden Hitze erfrischt. Auf dem Rückweg war die "Tunnel View" noch ein echter Hingucker und wir haben zudem am Mariposa Grove noch Halt gemacht, wo man einige große Bäume begutachten kann. Die große Ansammlung an Mammutbäumen war auch fußläufig erreichbar vom Parkplatz aus. Dafür, dass ich allerdings mit einem 5-Minuten-Spaziergang gelockt hab, obwohl die Strecke dann gute 45 Minuten gedauert hat, hab ich allerdings noch einiges an Hass abbekommen. Aber wir haben es geschafft und rückzu ging immerhin ein kostenloser Shuttlebus, das haben sie wirklich gut gemacht hier im Nationalpark. Abends wollten wir nochmal ein paar Kilometer machen und sind erst mal nach Oakhurst gefahren für ein Abendessen. Auf Empfehlung von einem Bielefelder, den ich mal auf Malle kennengelernt hab, steuerten wir das Smokehouse 41 BBQ an, wo es wohl richtig geile Rippchen geben soll. Dem scheint auch wirklich so zu sein, die Schlange vor der Tür war nämlich außergewöhnlich lang. Da wir alle natürlich Knast hatten, suchten wir eine Alternative und einen Mexikaner gefunden, wo wir gut speisen konnten. Danach ging es noch weiter, bis wir in Santa Nella gelandet sind, gleich in der Nähe vom San Luis Reservoir. Hier konnten wir den Abend mit einem Supermarkt-Bier ausklingen lassen, der stille Teilhaber hat nämlich einen 30er Karton Budweiser ergattert, wo der Stückpreis pro Büchse nicht mal einen Dollar betrug. Diese Unterschiede von Supermarkt zu Restaurant & Kneipen sind hierzulande wirklich hart, denn wenn man sein Bier in einer Lokalität genießen möchte, zahlt man 8-10 Dollar. Absolute Frechheit.

Der nächste Morgen stand an und somit auch unser erstes Spiel. Doch von vorne, wir sind nach dem Frühstück, was heute wieder bei Denny's war und wieder überzeugen konnte, ins Auto gestiegen und Richtung San Josè gefahren. Landschaftlich war der Weg wirklich schön anzusehen, wir hätten gerne auch angehalten für 1-2 Bilder im San Luis Reservoir, aber da die Aussichtspunkte nicht rechtzeitig beschildert waren, hatten wir nicht so wirklich eine Möglichkeit ran zu fahren. Der stille Teilhaber sah das ein bisschen anders und schimpfte auf der Rückbank, warum wir denn nicht anhalten. Lässt sich natürlich auch leicht sagen mit nem 30er Karton Budweiser unterm Arm. Da hätte ich mir gewünscht, dass er seinem Namen alle Ehre macht und still ist.

In San José angekommen haben wir in einem zentral gelegenen Parkhaus abgeparkt und um 12 Uhr Ortszeit war das Spiel Deutschland gegen Dänemark angesagt. Schon am Vorabend haben wir uns eine passende Sportsbar namens "The Brit" rausgesucht und haben dort im Hinterhof mit zahlreichen Fernsehern mitfiebern können. Es wurde sich der ein oder andere Pitcher bestellt und einige Kontakte geknüpft mit einem Kolumbianer, der für das Copa America Spiel am Dienstag in San Josè ist, einer Gruppe an Amerikanern, die ebenfalls gut am bechern waren, und einem halb Schweizer / halb Mexikaner, der ebenfalls schon gut einen im Tee hatte. Letzterer war ein eher komischer Typ, aber im Verlaufe des Spiels bot er uns an bei sich zu nächtigen, da wir auch noch kein Hotel für die Nacht gebucht hatten. Wir haben kurz überlegt und haben sein Angebot wahrgenommen, so konnte ich immerhin auch zum Glas greifen, weil wir das Auto für den Tag in der Stadt stehen lassen konnten. Die Stimmung war sehr ausgelassen und angenehm, irgendwann löste sich das Geschehen aber auf und wir machten uns allmählich auf die Socken, denn heute Abend stand unser erstes Spiel in den USA an: San José Earthquakes gegen LA Galaxy - Sogar ein ziemlich brisantes Spiel, weshalb dieses in Palo Alto im großen Stadion an der Stanford University ausgetragen wird. Gut angeheitert stiegen wir aus dem Uber, mit dabei hatten wir auch Harry, so glauben wir zumindest war der Name unseres Gastgebers. Er hat noch eine Karte gebraucht, weshalb wir zuerst zum Tickethäuschen gegangen sind, wo es schätzungsweise 5 Sekunden gedauert hat bis er von einer Earthquakes Anhängerin angesprochen wurde und ein Ticket geschenkt bekommen hat. Da haben wir nicht schlecht gestaunt, so viel Glück muss man erstmal haben. Eine kleine Ernüchterung gab es für uns als wir erfahren haben, dass im Stadion heute kein Bier ausgeschenkt wird. Da noch genügend Zeit bis zum Anstoß war, zogen wir noch über den Parkplatz vor dem Stadion und beobachteten eine coole Tradition der Einheimischen - "Tailgating" wird es genannt. Man trifft sich schon Stunden vor dem Spiel, schmeißt seinen mitgebrachten Grill an und genießt das ein oder andere alkoholische Kaltgetränk. Wir sind ein bisschen rumgegangen und haben die entspannte Atmosphäre auf uns wirken lassen, die Heimfans haben uns auch immer direkt ein Bier oder Whiskey angeboten, sobald wir mit ihnen ins Gespräch kamen. Waren tolle Leute auf jeden Fall, wir haben es sehr genossen. Drinnen im Stadion angekommen, holten wir uns noch eine Kleinigkeit zum Essen und gingen auf unsere Plätze, wo wir das Stadion begutachten konnten. Eine schöne Bude, auch der Blick über die Tribünen hinaus hat uns durchaus abgeholt. Vor Anpfiff erlebten wir es zum ersten Mal live, wie im ganzen Stadion die Nationalhymne gesungen wird, dabei war es deutlich zu spüren, wie stolz sie auf ihr Land sind. Zuvor sahen wir noch 3 Fallschirmspringer, die im Stadion gelandet sind, einer von ihnen hatte auch eine riesige USA Flagge an sich dran. Zudem gab es eine kleine Choreo von den Anhängern der Earthquakes, die "Seismic Union" präsentierte ein großes Trikot als Blockfahne. Sie stellten eine der beiden Gruppen dar, die für die Heimseite supportet haben. Gegenüber sind die "Ultras" platziert. Warum es diese Spaltung zwischen den Fans gibt, wissen wir nicht, aber wir haben im Laufe des Spiels festgestellt, dass die Ultras mit "klassisch-europäischen" Melodien und Gesängen supportert haben, die Seismic Union hingehen war südamerikanisch angehaucht und sie haben vor allem viel mit ihren Trommeln gearbeitet. Vom Gästeanhang gab es nicht viel zu hören, sie trällerten ein bisschen vor sich hin, auch als wir bei einem kleinen Rundgang drüben waren gab es nur wenig zu vernehmen für uns. So wie man sich das in Amerika eben vorstellt. Spielerisch war es eine klare Nummer für die Gäste aus Los Angeles, 0:3 war heute der Endstand. Auch wenn das Alkoholverbot im Stadion ein wenig die Stimmung gesenkt hat, waren wir 3 und unser schweiz-mexikanischer Begleiter doch zufrieden mit dem Spiel. Eher unzufrieden waren Kièls und ich, als wir nach dem Spiel bei einem Typ am Stadionausgang Hotdogs bestellt haben und er für das bisschen Wurst anschließend 10 Dollar von uns wollte. Hätten wir mal eher nach dem Preis gefragt, gibt's ja nicht...

So gingen unseren ersten Tage in den Staaten rum und wir ließen uns, nachdem wir zumindest aus der Ferne noch ein Feuerwerk nach Spielende betrachten konnten, zu unserem Gastgeber ubern. Anscheinend war es aber doch nicht so fein für seinen Mitbewohner, wenn wir in dem Haus nächtigen, weshalb wir in das Haus seiner Mutter ausweichen mussten. Hat aber alles in allem, entgegen unserer Erwartung, geklappt und so konnten wir heute für umme nächtigen. War zumindest abenteuerlich, einfach so einem fremden, sturzbetrunkenen Einheimischen zu vertrauen. (Der Jungspund)



Eine neue Ausgabe des "Abhaun!" ist erschienen. Nach 11 Jahren geht die Abhaun-Reihe mit der 6. Ausgabe weiter. Ein Klick auf das Bild bringt euch zu den weiteren Informationen.





Tailgating vor dem Spiel

Golden Gate Bridge

die Ausparkkünste des Jungspundes

Yosemite-Nationalpark

 

Tunnel View

 

Mariposa Grove

EM-Fieber im Pub "The Brit"




Weitere Begegnungen zwischen diesen zwei Teams:
kopane.de
Author: kopane.de

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