„Warum sprechen die denn nicht wie wir, wenn sie hier her kommen? Wir sind doch hier die Mehrheit!“ sagte eine ältere Dame in der S-Bahn auf den Weg nach Königstein. Und in diesem Moment sah ich, bei der gestellten Frage, vor dem geistigen Auge einen Deutschen in Kairo im ägyptischen Museum, welcher in bestem Ostdeutsch anhaltiner Art nach Postkarten und Briefmarken fragte: „Haben sie Postkarten? Und Briefmarken? POSTKARTEN? BRIEFMARKEN?“ Um es verständlicher zu machen, fragte er die Frau am Kiosk dann noch lauter. Englisch hätte in diesem Fall schon geholfen. Oder letztes Jahr in Katwijk, als nach dem Spielbesuch eine Dame, vermutlich Rheinländerin, im Imbiss folgendes wissen wollte: „Ist das Schweinefleisch oder Rindfleisch?“ Die Verkäuferin schaute sie nur an. Und dann wieder: „Ist das Schweinefleisch oder Rindfleisch? Schwein? Rind?“ Englisch half auch hier. Einfach die Worte „pork“ und „beef“, eingebettet in die passende Frage, und die Bestellung wäre ohne Zurschaustellung deutscher Peinlichkeit abgelaufen. Und wenn dann noch das „Dank you well“ aus ihrem Mund gekommen wäre, hätte sie, genauso wie ich, ein Lächeln von der Verkäuferin bekommen. Aber die Ausländer sprechen ja kein Deutsch, wenn sie hier her kommen. Und manche Deutsche leben wohl noch gedanklich in den Grenzen des Hitlerreichs und können sich überhaupt nicht erklären, dass hier und da kein Deutsch gesprochen wird. Aber zum Glück geht es auch anders.
Angekommen in Königstein, wurde die temporäre Wohnhöhle des Der Kulturbeauftragte bestaunt. Schäbig, ranzig, um zu schlafen reichte es – also genau unser Ding. Und Frau Die Kulturbeauftragte überreichte mir freudestrahlend echten französischen Senf der Geschmacksrichtung Fleur du sel. Also Senf mit Salzgeschmack aus Meersalz. Wenn ich da an den Der Kulturbeauftragte und seinen Kaufland-Senf denke….Die Latte liegt jetzt sehr hoch. Drüber springen kann er wohl nicht, aber bei seinem Niveaulimbo kann er aufrecht unter dieser durchgehen. Merci mademoiselle Die Kulturbeauftragte.
Der heutige Weg führte uns von Königstein zunächst nach Česká Kamenice, hatte der Der stille Teilhaber doch hier ein Schloss samt Schlossberg aufgetan und wollte uns dies unbedingt präsentieren. Der Gewaltmarsch zum Gipfel über utopische Serpentinen und Geröllhalden ließ ordentlich den Kalorienverbrauch nach oben schnellen. Dem entgegengesetzt fiel unsere Begeisterung für das Schloss und den Berg aber ebenso schnell ins bodenlose. Grillenzirpen und der berühmte Strauch, welcher durchs Bild weht, wenn so gar nichts los ist, rundeten das Bild ab. Gut, die Aussicht bis rüber nach Königstein und der Blick auf den Ort und die Landschaft passte. Doch so richtig zum Verweilen lud dieser Ort nicht ein. Im Weltkulturerbeinformer ist er ebenso nicht gelistet. Von daher gilt das Prädikat „Gesehen und abgehakt“. Da muss wohl einer noch was lernen, was touristische Highlights angeht.
Auf dem Weg zum Auto, begleiteten uns noch zwei ältere Wandersfrauen. Und diese konnten sich wohl ein Bild von hart gesottenen Männern machen. Denn der Weg führte über eine Weide und an beiden Seiten waren Drähte gespannt. Die Herren der Schöpfung bewegten sich wie den Metallring bei dem Spiel „Der heiße Draht“ um diesen. Die Rentnerinnen hingen halt den jeweiligen Draht einfach mit dem Plastikgriff aus dem Haken aus, bewegten sich auf die andere Seite und hingen den Draht wieder ein. Der Kulturbeauftragte meinte dazu nur spöttisch: „Die denken sich jetzt sicher, dass es kein Wunder ist, dass Deutschland zwei Weltkriege verloren hat.“
Doch so richtig zerstörte uns erst Die Kulturbeauftragte. Denn sie fasste den Drahteinfach an, hob diesen hoch und ging drunter durch. Da standen wir dann doch ein wenig bedröppelt da. Nun ja….
Auf dem weg zum Hrad Bezděz passierten wir noch Panská skála, den Herrenhausfelsen. Eine Kletterpartie später, war das imposante Naturgebilde erkundet. Wer hier mal vorbei kommt, sollte sich diese Steinformation unbedingt anschauen. Nicht allzu groß, aber in unseren Breitengerade selten. Als Vorgeschmack haben wir ja ein paar Bilder für euch online gestellt.
Doch nun zum Hauptziel: dem Hrad Bezděz. Vorbei führte der Weg an Doksy und seinem See hin zur Burg. Essen wollten wir dort noch gehen und die Zeit bei Kunst und Kultur vertreiben. Doch die örtliche Parkplatzmafia machte uns einen Strich durch die Rechnung. „Hier ist Schluss. Sie können nicht zur Burg fahren. Die näheren Parkplätze sind belegt. Von hier eine halbe Stunde Fußweg.“ meinte der Warnwestenträger. Mapy.cz meinte sogar, dass es vom Parkplatz aus 51 Minuten Fußweg seien. Für 1,6 Kilometer wohlgemerkt. Dies ließ mich die Äußerung „Das schaffen wir auch in 15 Minuten.“ tätigen. Ungeachtet dessen, dass es doch gehörig bergauf ging. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und auf dem Weg nach oben hieß es für mich: „Weg! Rüber! Aus dem Weg! Mache Platz, Kunde! Was du hier herumstehst, habe ich dich gefragt!“ Kurzum: Ich machte mir Platz.
Und schaffte es dadurch wirklich in 15 Minuten die Burg im Sturm zu nehmen. Leicht schwitzend. Also „leicht“ schwitzend. Im Anschluss noch die Stufen auf den Burgturm erklommen und die utopische Aussicht genossen. Ansonsten hat die Burg für 120 Kronen Eintritt nicht viel zu bieten. Mauern, Räume, einen kleinen Imbiss und ein paar Antiquitäten. Dennoch ein schickes Gebäude seiner Zunft. Aber für mehr als eine halbe bis dreiviertel Stunde hatte es für uns hier nicht gereicht. Der Fußpilz...äh das Fußpilz auf dem Weg zum Auto schmeckte den beiden anderen Herren gut und scheinbar konnten sie vom Rückweg gar nicht genug bekommen: Foto hier, Foto da...ihr kennt es. Aber das letzte Etappenziel des Tages sollte auch noch genommen werden: Bělá pod Bezdězem bzw. das tschechische Weißwasser, rund 4.800 Einwohner, Schloss und Marktplatz mit Rathaus und Geburtsstadt des Schachgroßmeisters Luděk Pachman sowie Vladimír Pachman, einem Großmeister für Schachkomposition.
Und wie es halt so ist, fuhren wir auf den Sportplatz zu und nach einer Kurve erhob sich unterhalb einer Kurve die Tribüne des selbigen, was gleichbedeutend mit lauten Gejohle unsererseits quittiert wurde. Der Sportplatz ist schon eine schicke Anlage, welche ich bisher nicht auf dem Schirm hatte. Wobei? Doch! Denn seit der Arbeit am Česky Groundhopping Informer, bei der ich diese Anlage für mich entdeckte, wollte ich hier her. Und an diesem Tag war endlich die Zeit gekommen und wir platzierten uns direkt in der Nähe des Grills. Dies nötigte den Sportplatzhund wohl auch zu einer stürmischen Begrüßung unsererseits. Während Herrchen und Frauchen den Hund suchten, hockte er bei uns und ließ es sich gut gehen. Und ich meine, der wäre auch nicht traurig gewesen, wenn wir ihn einfach mitgenommen hätten. Alles wurde abgerundet durch ein spannendes Spiel, einen utopischen Rentnermob, welcher augenscheinlich die 15 Gästefans ausspähte, und vielen wichtigen und niveauvollen Gesprächen. Es kann alles so einfach, so schön sein. (goju)
Der Zámecký vrch (deutsch Schlossberg) ist ein markanter Berg von der Höhe 529,6 m im Böhmischen Mittelgebirge in Tschechien, gekrönt von der Ruine der gotischen Burg Kamenický hrad (Burg Kempnitz, auch Kampnitz) Quelle wikipedia
Panská skála (deutsch: Herrnhausfelsen oder Herrenhausfelsen, auch varhany – Orgeln) ist ein Naturdenkmal im Ortsteil Prácheň (Parchen) von Kamenický Šenov (Steinschönau) in Tschechien. Die Spitze der heute etwa 30 Meter hohen Basalterhebung liegt auf 597 Metern über NN und besteht aus senkrecht und leicht schräg, jedoch sehr regelmäßig angeordneten Säulen von bis zu 12 Metern Länge, mit einem Durchmesser von 20 bis 40 Zentimetern. Der Säulenbasalt ist im Tertiär durch vulkanische Vorgänge entstanden.[1] Am Fuße der Panská Skála befindet sich ein kleiner See, der durch Regenwasser gespeist wird. Quelle wikipedia
Die Burg Bezděz (deutsch: Burg Bösig) ist die Ruine einer gotischen Höhenburg. Sie befindet sich auf dem Velký Bezděz in der Gemeinde Bezděz im Norden Tschechiens. Durch die schwere Zugänglichkeit wurde die mittelalterliche Burg später kaum umgebaut und das ursprüngliche Aussehen blieb bis heute erhalten. Bezděz inspirierte viele Künstler durch ihre Lage und malerisches Aussehen, vor allem den romantischen Dichter Karel Hynek Mácha. Quelle wikipedia