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Im Restaurant angekommen, welches nur fünf Fahrminuten vom Spielort entfernt war, waren wir sofort der Blickfang Ost, verzeiht mir dieses kleine Wortspiel, aber lest mehr Fanzines! Die beiden sehr jungen Bedienungen fanden uns irgendwie interessant. Das ging dann soweit, dass eine von den Beiden, welche kein Wort englisch sprach, beim Essen zu uns kam und uns fragte, ob es uns schmeckt, aber sie las die Frage kichernd von einem Zettel ab den ihr die andere Bedienung als Spickzettel mitgegeben hatte. Putzig.
Bei der Bestellung für unser Essen war dann erstmal Drama angesagt. Es sollte ein Vorgeschmack sein, was uns noch öfters in georgischen Restaurants passieren sollte. Heute war die Bestellung unsererseits recht simpel gehalten. 5x Bier, 5x Salat und 5x Schaschlik Spieße. Doch irgendwie wollte die Kellnerin es ganz genau für ihre Gäste aus Deutschland machen. Ständig fragte sie nach, andauernd wollte sie uns ein greek salad anbieten. Dann tippte sie in die Übersetzer App etwas ein. Die Frage: ob wir unser Gemüse rechtwinklig haben wollen? Ja klar, wir sind Deutsche, muss alles seine Ordnung haben. Gelächter bei uns. Als wir das Wort Nikzik in ihrer App vorlasen, was immer dies auch bedeutete, bekam sie einen Lachkrampf. Wir verstanden die Welt nicht mehr. Da sitzen wir in Georgien im Restaurant, bekommen die Bestellung nicht gebacken und die Kellnerin lacht auf einmal bis ihr die Tränen kommen. Was eine ulkige Situation. So lustig wie es war, soviel Zeit hat es auch gekostet. So schafften wir das Kunststück zum zweiten Spiel des Tages erneut zu spät zukommen. Fünf Minuten aber immerhin. Wir werden alt.
Am Stadion erneut festgestellt, kein Kunstrasen. Eine Stahlrohrtribüne auf einer Längsseite, mit 4 Reihen roter Schalensitze, das war’s. Aber dieses geile Plattenbauten Panorama war ein Hingucker und wohl das meiste Fotomotiv für den heutigen Abend. Obwohl auch der kleine Gästeblock war interessant. Er bestand nur aus Flatterband, mit dessen Hilfe die Heim- von den Gästenfans getrennt waren.
Die Black Sea Pirates waren mit ca. 30 Fans angereist. Wir fanden dies war eine gute Zahl, für Georgien und Sonntags 17:00Uhr bei 365 Kilometern und 5 Stunden Fahrtzeit.
Dabei hatten sie eine kleine Zaunfahne und Lust zu singen. War cool. Auch wie sie den kurzen Schlachtruf Dinamo Batumi zelebrierten, feierten wir ein wenig ab. Zur Halbzeit taten wir es allen anderen Zuschauern im Stadion gleich und gingen ins Auto. Es windete übelst und es war kalt geworden. Und wie wir da so saßen, ist mir doch glatt einer rausgerutscht und ich konnte ihn auch nicht verheimlichen. Der Sportliche, welcher in der Hinsicht auch kein Kind von Traurigkeit ist, meinte, bäh stinkt der, los raus hier. Und wie wir wieder am kleinen Gästeblock ankamen, hörten wir das Geräusch was alle Fans auf der Welt als Stilmittel sehen und die sogenannten Funktionäre dieser Welt als größtes Übel. Da war wohl mein Entfleuchter der Grund, dass wir pünktlich zur Pyroshow wieder da waren. Dinamo Batumi ist als Tabellenführer angereist und führte auch 3:0. Die Stimmung bei den Gästen ausgelassen, auch nachdem 1:3 und dem 2:3. Aber nachdem Elfmeter in der 12. Minute der Nachspielzeit, also in der 102. Minute, nach VAR Entscheidung kippte die Stimmung verständlicherweise. Gepöbel gegen den Schiri, auch das Absperrgitter wurde Richtung Platz verrückt. Die paar Securitys hatten aber alles im Griff. Die Heimfans feierten nun selbstverständlich ab. Im Spiel machten sie sich mit einfachen Rufen und Fähnchen schwenken bemerkbar. Man provozierte sich im allgemeinen nicht mit anderen Zuschauern. Auch die Spieler hatten bei allen Spielen einen respektvollen Umgang.
Für uns hieß es nun abhaun. Zufrieden mit dem Gesehenen.
Gut, dass wir den ganzen Tag in den Seilen hingen und mit der Müdigkeit kämpften und gut dass wir uns den ganzen Tag mantraartig sagten, nachdem Spiel gehen wir sofort ins Hotel schlafen. Und gut das wir nachdem Spiel einstimmig entschieden doch noch was trinken zu gehen. Wir sind wirklich sowas von konsequent, ich liebe das, herrlich! Direkt bei unserem Hotel haben wir schon beim einchecken gesehen, dass es eine Art Bar mit Restaurant gibt. Dort also hin. Livemusik, gutes Essen und billiges Trinken, der Sportliche, der Südbrandenburger und der stille Teilhaber, orderten 1 Liter Weißwein für umgerechnet 4 €. Natürlich brauch ich nicht extra zu erwähnen, dass es nicht bei einer Karaffe blieb. Der Jungspund und ich blieben beim Pivo. Die Tanzfläche war dann auch gut gefüllt und wir beobachteten wie locker und orientalisch das Tanzbein, hauptsächlich von Frauen, geschwungen wurde. Der Sportliche und der Jungspund waren natürlich auch mal dabei. So gefüllt die Tanzfläche war, so gut gefüllt waren auch wir irgendwann. Vor allem nachdem wir noch eine Runde Tschatscha, ein georgischer Tresterbrand bestellten. Aber Hallo, der war nicht ohne. Also am Kiosk noch ne Runde Karva Bier aus Georgien geholt, den Tag auf dem Balkon ausgewertet und ab ins Bett und sofort war verständlicherweise Ruhe.
(Der Kulturbeauftragte)
Eine neue Ausgabe des "Abhaun!" ist erschienen. Nach 11 Jahren geht die Abhaun-Reihe mit der 6. Ausgabe weiter. Ein Klick auf das Bild bringt euch zu den weiteren Informationen.