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30.07.2016, 15:00 Uhr
FC Vysočina Jihlava – FC Viktoria Plzeň
Jihlava, Stadion v Jiráskově ulici
1. Liga – 4.049 Zs. (ca. 100 Gäste) – 1:2
geschätzte Lesezeit ca. 6 Minuten


Als ich das erste Mal ein Spiel von Jihlva sah, war dass 2004 in Most. Damals war es einer der langweiligsten Spiele, welche ich jemals sah. September 2004, wenig Zuschauer bei dem damaligen Kick in der zweiten Liga, Rumpelfußball und scheiß Wetter. Damals meinte ich nach dem Spiel, dass Most wie Jihlava die zweite Liga am Ende der Saison nach unten verlassen würden. Doch irgendwer wollte mich in meiner subjektiven Fußballweisheit wohl mal richtig auflaufen lassen und schickte beide Mannschaften eine Liga höher. Jahre später ist Banik Most in der vierten Liga, in der Divize B, angekommen und Jihlava spielt nach dem ersten Jahr im Oberhaus mit direkten Abstieg und sechs Jahren zweiter Liga nun das vierte Jahr in in Folge in der ersten Liga. Zwar nie eine so überragende Rolle, dass die Bergleute aus der 50.000 Einwohner zählenden Stadt eine berechtigte Hoffnung auf internationalen Fußball hätten, aber für den ein oder anderen schönen Fußballabend scheint es zu reichen. Und was noch nicht ist, kann ja noch werden. Phrasenschwein und so.

Bisher gab es meinerseits nur einen Versuch im Stadion v Jiráskově ulici aufzuschlagen. Irgendwann im Winter, 2008 oder 2007 vielleicht auch 2006. Keine Ahnung mehr. Auf jeden Fall war es ein strenger Winter und die Annahme, dass das Spiel möglicherweise abgesagt sein könnte, ließ ich mir auch nicht in den Kopf kommen, als ich sah, wie ein Schneepflug nach dem anderen die Autobahn beräumte. Da der Winter damals aber scheinbar keinen Bock auf Fußball hatte, ließ er viel Schnee das Stadion besetzen und das Spiel wurde folglich abgesagt. In den Jahren darauf passte mir Jihlava nie in den Kram und auch war es irgendwie immer so weit weg.

Aber im Sommer 2016 sollte es nun endlich soweit sein und ich konnte meinen Hintern in einen der Sitze des Stadion v Jiráskově ulici platzieren. Am Vorabend noch spontan zugesagt und abgeklärt, wie die Anfahrt erfolgen sollte. Eine gemütliche Zugfahrt passte mir sehr gut und auch die Zeit der Abfahrt und Ankunft in Dresden passte. Nur das wir so wenig Zeit in Jihlava (Partnerstadt von Eilenburg seit 1987) hatten und somit keine Zeit für die Stadtbesichtigung hatten, trübte ein wenig das ansonsten glasklare Bild.

Die Zugfahrt via Usti nad Labem und Kolin verlief unspektakulär. Das übliche Gelaber wurde durch das Abteil gejagt und ab und zu der Blick aus dem Fenster in die Gegend geworfen. Ab Kolin den übervollen Zug gen Brno bestiegen, fanden wir am Anfang keinen Sitzplatz, doch 15 Minuten später war der Zug mit einem Schlag quasi komplett leer. Denn die Touristen, Urlauber und Ferienkinder verließen diesen in Kutna Hora und wollten sich mutmaßlich das Sedletz-Ossarium (Kostnice Sedlec) in der Stadt mit UNESCO-Weltkulturerbetitel ansehen. Dass Ossarium ist ein Beinhaus, welches seine Berühmtheit durch die kunstvolle Verarbeitung der Knochen von 10.000 erlangte, welche als Dekoration und auch Einrichtungsgegenstände dienen. Mit sicherer Wahrscheinlichkeit ein ganz gewichtiges Kreuz im Weltkulturerbe-Informer. Ich überlege dennoch, ob es eine psychische Störung ist eine Kirche so zu gestalten, oder vielleicht auch eine Form des radikalen Glaubens. Diesmal halt mit christlichen Hintergrund. Oder kommt die künstlerische Freiheit zu tragen. Was würde wohl passieren, wenn ich in der heutigen Zeit dem Vatikan den Vorschlag unterbreiten würde, eine Kirche irgendwo auf der Welt ähnlich zu gestalten.

Fünfzehn Minuten vor Anpfiff kamen wir in Jihlava an, doch die Karten waren Dank Onlineerwerb bereits hinterlegt. Und den Voucher hatten wir dazu. Doch hier begann der Spießrutenlauf, welcher an Asterix und Obelix erinnerte, als sie in Rom durch ein Amt liefen um den Passierschein A38 zu bekommen. Der erste Weg führte uns zur Kasse an dem für den Block gekauften Karten. Kassierer meinte aber, dass die im „high building“ liegen. Also schnell in Richtung des Fingerzeigs aufgemacht und auf der anderen Stadionseite angekommen. Dort lagen auch noch Massen an Karten rum, doch a) konnte keiner so wirklich Englisch und b) wollten sie uns keine Karten gegen unseren Voucher geben. Jason drehte schon leicht an der Schraube und veränderte seine Stimmlage von ruhig auf dringlich und „Mach hin Kunde und gib uns eine Karte“. Der vielleicht 16-jährige Verkäufer wurde uns nun von der Oberursel zugewiesen und nahm uns mit auf die weitere Runde um das Stadion herum. Erster Anlaufpunkt ein Ordner, welcher in einer Zufahrt saß und uns zur Kasse schickte, wo die Stadionumrundung begann. An dieser Kasse wurde der Jugendliche vom anderen Verkäufer instruiert und auf einmal standen wir vor dem VIP-Eingang. Der junge Kerl verschwand sogleich im Eingang und kam fünf Minuten später wieder. Ich folgte ihm zum nächsten Ordner unterhalb des VIP-Einganges, welcher einen Kartenscanner besaß und gab ihm meinen Voucher. Er scannte diesen und auf einmal hieß es „You can go to match“. Dass aber nur ein Voucher für vier Personen abgescannt wurde, schien niemand zu interessieren und auch beachtete uns niemand mehr. Zur 17. Spielminute saßen wir nun auf er Hintertortribüne. Eine von vier verschiedenen Tribünen in diesem Stadion wohlgemerkt. Die Haupt- bzw. VIP-Tribüne ist die kleinste, die Gegengerade überdacht, die Hintertortribüne ebenso mit Dach und zugleich die neueste von allen und die Gäste stehen dabei am weitesten vom Spielfeld entfernt auf den alten Stehtraversen auf der anderen Hintertortribüne. Patchwork heißt das wohl, oder so. Den Sommerfußball in den 90 Minuten konnten die Gäste nach der Führung der Heimelf für sich entscheiden. Viel blieb halt nicht hängen. Beide Fanblocks mit Stimmung, Ultra-Side von Viktoria stellte sich wegen Reibereien mit den anderen Fans im Gästeblock etwas abseits von diesen. Auch zu sehen bei Heimspielen der Rot-Blauen. Neben den typischen Honzas fand ich aber kein Exemplar der Marke Camouflage mit Zottelbart und -haaren. Gibt es doch gar nicht. Doch so sehr ich auch schaute, fand ich keinen. Was uns zur These brachte, das der Honza in Nordböhmen sich vom Honza des restlichen Landes unterscheidet. Was wiederum der, unserer Meinung nach typische, Honza in Drnovice im Juni widerlegte. Ihr merkt sicherlich, wie unterhaltsam dieser Kick war, wenn wir uns mit solchen Themen beschäftigen.

Auf zur Rückfahrt, welche sich sehr unterhaltsam gestaltete. Neben Minusmenschen-Viktoria-Fans, welche es in dieser Gattung leider bei so ziemlich allen höher spielenden Vereinen gibt, mit welchen wir den Zug teilen mussten (und die gewaltig auf den Pisser gingen; ekelhafte Menschen; White Bauer halt), wurde die Zugfahrt ab Kolin bis Usti immer besser. Denn irgendwann hatten sechs Dresdner einen ganzen Waggon für sich. Und so kam es wie es kommen musste: Der Alkoholpegel stieg oder kam endlich im Gehirn an und bei den letzten Bahnhöfen wurde bei jeder Einfahrt des Zuges die tschechische Staatsbahn aus dem Fenster supportet. Ungläubige Blicke des Schaffners und der rumstehenden Rotmützen, welches es scheinbar an jeden noch so kleinen Halt in CZ gibt, waren den Protagonisten dabei sicher. Nur komisch, dass mich der Schaffner beim Kontrollgang durch den Zug böse anschaute. Scheinbar weil ich der CD nicht huldigte. Nunja, hätten die Bengalos nicht gefehlt, hätte es wohl so ausgesehen wie seinerzeit die Einfahrt des Kölner Sonderzuges in den Hamburger Hauptbahnhof. Ich nutzte derweil die Zeit und ließ den Blick aus dem Zugfenster schweifen und ergötzte mich am Sonnenuntergang und dem Elbtal. Und freute mich schlicht meines Lebens. Denn uns geht es eindeutig zu gut. (goju)



Vereinsgeschichte (Quelle wikipedia)

Nach der Gründung eines Sportzirkels mit einer Fußballabteilung im Maschinenbauwerk PAL Jihlava fing die neue Mannschaft 1948 in der untersten Liga der Region an, der II. třída. Schon 1950 gelang dem Verein der Aufstieg in die Kreisklasse.

Auf diesem Niveau blieb der Klub nahezu vier Jahrzehnte, bis er 1988/89 den Aufstieg in die Divize (Gruppe D), die vierthöchste Spielklasse feiern konnte. Nach nur zwei Jahren folgte der nächste Aufstieg, diesmal in die 3. Liga (MSFL). 1999/00 landete die Mannschaft auf einem eigentlich nicht aufstiegsberechtigten zweiten Platz der MSFL, stieg aber wegen des Verzichts von NH Ostrava dennoch in die 2. Liga auf.

In der 2. Liga konnte Jihlava immer vorne mithalten und belegte am Ende der Saison 2004/05 den zweiten Platz, der zum Aufstieg in die Gambrinus Liga berechtigte. Nach nur einer Saison in der 1. Liga stieg die Mannschaft wieder ab. Mit dem zweiten Platz in der Druhá fotbalová liga 2011/12, der zweiten tschechischen Liga, kehrte der FC Vysočina Jihlava in die Gambrinus Liga zurück. In der Spielzeit 2012/13 belegte Jihlava den zehnten Rang, der 8. Platz in der Saison 2013/14 war des bislang größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.



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Author: kopane.de

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