- Spiele zwischen diesen beiden Mannschaften bei Kopane.de: 1
- Anzahl Spiele Královští lvi Hradec Králové: 1
- Anzahl Spiele 1. Mannschaft Královští lvi Hradec Králové: 1
Boar....so richtig weiß ich nicht, wo ich bei diesem Spielbericht anfangen soll. Zeitweise gab es eine wahrliche Reizüberflutung für die Sinne. Die treffenden Schlagworte sind: Choreos, Pyro, Boxereien, Stimmung und Kugelbombe. Dennoch fang ich ganz von vorn an.
Während der Weihnachtsfeiertage schrieb mir Massa während seiner England-Tour eine SMS mit folgendem Inhalt: 30.12. Hradec Kralove – Kometa Brno. Interesse?“. Die mit einem „Ja“ bestätigende Rück-SMS wurde schnell abgeschickt und noch ein paar Bekannte gefragt, ob sie denn nicht Lust hätten mitzukommen. Geworben wurde mit „Kometa hat den besten Auswärtsmob!“. Doch leider entschied sich nur noch Lars mitzukommen. So also am 30.12. am Hauptbahnhof getroffen und gemütlich zur Jahresabschlussfahrt gen Honzaland gestartet. Lars berichtete während der Fahrt von der Belgien-England-Tour und Massa von seinen Ausflügen nach Singapur, Malaysia, Marokko und anderen Dingen. Ich hörte meistens nur zu und war baff in was für Hotels der gute Massa so schon geschlafen hat. Nobel geht die Welt zu Grunde ;-) . Da konnte unser Hotel für die Nacht (ja, früher wären wir nach dem Spiel direkt zurückgefahren. Wir werden älter und dekadenter. Und was ist schon eine Jahresabschlußfahrt ohne Übernachtung?) nicht ganz mithalten. Sozialistischer Bau mit dem Namen „Hotel Stadion“ mit vier Meter hohen Zimmern und direkt neben der Eishalle. Weniger ist bekanntlich mehr und so nächtigten wir hier vorzüglich. Auf die Straße zum Hotel und der Eishale eingebogen, sperrten zwei Polizisten diese ab. Der Grund waren etwa zehn Gästebusse, welche kurz vor uns ankamen. Der Cop sagte uns, dass wir noch ca. fünf bis zehn Minuten warten müssten und dann zum Hotel könnten. Als er mit seiner Ausführung fertig war und sich wegdrehte, detonierten bereits die ersten Blitzknaller. Da stieg die Vorfreude bei uns im Auto doch direkt in ungeahnte Höhen. Wir wussten zwar, dass Kometa beim Eishockey in Tschechien wirklich einen guten Auswärtsmob stellen kann, aber dennoch überwogen die Worte Eishockey und Tschechien. Schon allein wenn es um tschechische Fans geht, ziehen so manche Ultras die Augenbrauen hoch und setzten einen skeptischen bis abwertenden Gesichtsausdruck auf.
In einer Seitenstraße fanden wir einen günstig gelegenen Parkplatz und liefen zum Hotel. Das Zweibettzimmer wurde in ein Dreibetterzimmer umgewandelt, die Kreditkarte über den Thresen gereicht und mit den Worten „You must pay cash!“ zurückgewiesen. Der Hinweis, wo wir einen Geldautomaten finden würden, folgte direkt hinterher. So liefen wir erstmal durch die Kometa-Fans, Robo-Cops und an einer Kneipe, welche ordentlich mit Hradec Kralove-Fans gefüllt war, vorbei und fassten das Lokal für nach dem Spiel ins Auge. Mit aufgefülltem Portmonee ging es wieder zurück auf den Vorplatz auf welchem schon ein nettes Feuerwerk mit etlichen Bengalen zur Einstimmung abgefackelt wurde. Die Cops sahen sich es an und schritten nicht ein. Massa rammelte wieder zurück ins Hotel und machte das Zimmer klar, Lars mischte sich unter die feierwütigen Gäste und fotografierte eine Runde und ich hatte den Auftrag Karten zu holen. Ran an die Kasse, dreimal die Hlavni Tribuna geordert, wunderte ich mich kurz darauf, dass ich pro Karte nur 90 Kc bezahlen musste. Kurz auf den Stadionplan geschaut, sah ich, dass die Karten für den Sektor Stani (Stehplatz) 90 Kc kosteten. Doch gerade Massa wollte wegen seinem kaputten linken Fuß einen Sitzplatz. So schritt er selber nochmal zur Tat und hätte auf nur eine Stehplatzkarte bekommen. Ergo waren die Sitzplätze schon ausverkauft und die Eishalle würde es wohl auch werden. Leider befanden sich aber Heim- sowie der Gästeblock im Stehplatzbereich. Ärgerlich zum fotografieren aber okay.
Bei Klobasa und Pivo referierte Massa kurz über die Geschichte des Eishockeys in Hradec Kralove. Von 2013 bis Sommer 2013 hieß der Verein „noch“ Královští lvi Hradec Králové (Königliche Löwen). Davor trug er Namen wie HC Lev Hradec Králové, HC Stadion Hradec Králové oder BK Hradec Králové. Insgesamt wechselte der Verein in 87 Jahren elf Mal den Namen. Des Weiteren wurde im Jahr der HV Lev Hradec Kralove gegründet, bei dem de Vereinseigner der Meinung war, er müsste in der KHL (Kontinentalen Hockey Liga) mitspielen. Dies gefiel dem tschechischen Eishockeyverband aber nicht und so scheiterten die Verhandlungen zwischen beiden Parteien. Da kam der Besitzer bzw. das Managment auf die glorreiche Idee, den Verein nach Poprad (55.000 Einwohner) in die Slowakei umzusiedeln und benannte den Verein auch in HC Lev Poprad. Im Mai des Jahres wurde der Verein in die KHL aufgenommen und nahm die darauffolgende Saison (11/12) am Spielbetrieb teil. Im Frühjar 2012 erfolgte dann der Umzug nach Prag, nach dem sich der tschechische Eishockeyverband und das Managment des Vereins über die Ausbildungsentschädigungen einigen konnten. Derweil spielte der Verein Královští lvi Hradec Králové noch in der zweiten Eishockeyliga und konnte nur vom Profieishockey träumen. Dieser Traum erfüllte sich im Jahr 2013. Während der Saison 12/13 schloss die Extraliga einen Sponsorenvertrag mit der Radegastbrauerei ab, welcher der Radegastbrauerei ein alleiniges Ausschankrecht in den Eishallen der Extraliga zusicherte. Das fand nun die Budweiser Brauerei in České Budějovice nun nicht so prickelnd, da beim ortsansässigen Eishockeyverein in der Eishalle nur Budweiser ausgeschenkt wird und wurde. Und Budweiser bestand auf das Bestandsrecht und ließ es nicht zu, dass der Konkurent sein Bier in der Eishalle zu České Budějovice ausschenken durfte. Denn dieses Recht war auch vertraglich der Budweiser Brauerei zugesichert. Auch hier konnten sich beide Parteien nicht einigen und so zog das Management des HC Sponsorenname die Reißleine und verkaufte die Extraliga-Lizenz, sowie die Spieler und Mitarbeiterverträge an die neugegründete Betreibergesellschaft nach Hradec Králové. Diese übernahm den Královští lvi Hradec Králové, benannte ihn in Sponsorenname HK um und schwupps war Hradec Králové wieder in der ersten Eishockeyliga Tschechiens vertreten. Da mich Sponsorennamen in Vereinsnamen nerven, habe ich mich dazu entschlossen den letzten Vereinsnamen und auch das Emblem für die Ansetzung oben zu nutzen. Angemerkt hierbei sei, dass das Lizenzengeschacher in Tschechien im Eishockey sowie im Fußball schon eine gewisse Tradition hat. Auch ist es mir noch nicht ersichtlich, was nun wirklich Verein und was quasi eine Spielbetriebs-GmbH ist. Alles ein wenig verwirrend in der Tschechichen Republik.
Zurück zum Spiel: Da wir nicht im Stehplatzblock stehen wollten (eine gute Sicht auf beide Blöcke muss schon sein), schlichen wir ein wenig herum und entschieden uns, gegenüber des Stehplatzbereich oberhalb der Sitzplätze Stellung zu beziehen. Ich lief noch ein wenig herum und schaute dabei auch auf den Stehplätzen zwischen den zwei Blöcken vorbei und sondierte die Lage und legte fest, dass ich mich für ein Drittel auf jeden Fall dort mal hinstellen werde. Zurück bei Lars und Massa noch bissl die Zeit verquatscht, hackte es auf einmal bei mir und ich entschloss mich, schon dass erste Drittel auf den Stehplätzen zwischen den Kurven (beide hatten übrigens auch Fußballleute mit dabei) zu verbringen. Und das war die vollkommen richtige Entscheidung. Erstens bekam ich so die Stimmung viel besser mit und auch was sich die ersten 10 Minuten im Gästeblock abspielte, konnte ich so gut ins Auge fassen. Doch dazu später mehr. Denn erst einmal stimmten sich die Gäste auf das Spiel mit lauten Gesängen ein. Kurz vor Spielbeginn standen neben den Kibicen im Gästeblock auch alle anderen Blau-Weißen in der Halle auf und sangen und sprangen. Damit war die Duftmarke für den Abend schon mal gesetzt. Während dessen, schmiss ein HK-Fan einen Brno-Fan mit Nachdruck aus dem Block, ungeachtete dessen, dass sein ca. 10-jähriger Sohn neben ihm Stand.
Kurz bevor das Spiel los ging, wurde im Gästeblock die Choreo (balue und weiße Stoffbahnen sowie Kassenrollen) vorbereitet und auf den Anbully gewartet. Doch auf dem Feld wurde noch ein Spieler geehrt und anderes Zeugs geredet. Aus dem Gästeblock kam da alsbald die Aufforderung endlich Hockey zu spielen. Als die Kometa-Spieler einliefen, starteten die Blau-Weißen die Choreo. Sie zogen die Bahnen nach oben, brachten vor dem Block ein Spruchband an, warfen die Kassenrollen und zündeten ein paar Blinker im unteren Bereich des Gästeblockes. Also dort, wo die schwarzgekleideten Jungspunde standen. Den vor den Block positionierten Ordner gefiel das nicht so und einer griff sich einen kleinen Feuerlöscher und versuchte die Blinker zu löschen. Die anderen ordner entfernten derweil das Spruchband und zogen auch an den Stoffbahnen. Das gefiel wiederum den Kometa-Fans nicht und die ersten Schuppsereien gingen los. Plötzlich strömten immer mehr Ordern der Marke Stiernacken (120 Kilo, Glatze) zum Gästeblock und es entstand im unteren Bereich eine minutenlange Klopperei. Die Ordner, welche die Brüstung überstiegen, kassierten Tritte und Schläge und fielen erst einmal wieder herunter oder wurden von ihren Kollgen aufgefangen. Besonders tat sich hier ein Ordner hervor, welcher drei Anläufe nahm. Bei den ersten zwei kassierte er und teilte auch aus. Beim dritten Versuch stand er dann im Block und zusammen mit seinen Kollegen drängte der die Fans nach oben. Diese hielten aber noch dagegen und weiter ging die muntere Boxerei auch im Nebenblock, wobei hier der Vorteil klar bei den Stiernacken lag. Rein körperlich konnten die sportlich motivierten der Kometa-Fans den Ordnern nur wenig entgegensetzten. Nach ca. 10 Minuten beruhigte sich die Lage und die Feuerwehr und Sanitäter schauten im Block vorbei. Die Ordner zogen derweil eine dichte Kette im unteren Bereich und positionierten sich (einer mit Ninja-Kapu, ein anderer mit Freefight-Handschuhen) im unteren Bereich innerhalb des Gästeblockes, welcher mit der Zeit immer leerer wurde. Denn die jungschen Motivierten zogen sich zurück und verteilten sich teilweise über die ganze Halle.
Während ich dem Treiben so zuschaute, stand plötzlich ein Hradec Kralove-Fan neben mir, welcher zu beginn des Spiels noch oberkörperfrei mit seinen Freunden im Block stand, und erzählte seinen Freunden (alles ältere Kaliber. Der Statur nach Altschläger) was ihm die Brno-Fans berichteten. Selber kam er kurz davor aus dem Gästeblock gelaufen. Zusammen stimmten sie nun ein Lied gegen die Ordner an, welches der Ordner mit den Freefight-Handschuhen nur mit einem Lächeln und einer abwertenden Geste beantwortete.
Am Anfang der Riots unterstützen die HK-Fans die Gästefans noch verbal, gingen mit der Zeit aber über, die eigene Mannschaft zu unterstützen. Und das taten sie richtig gut. Teilweise rockte der Block schon gut die Halle. Durch das 1:0 im zweiten Drittel bekamen sie sogar noch Aufwind. Aus dem Gästeblock war im ersten Drittel nach dem Schlagabtausch wenig zu hören. Erst im zweiten Drittel fingen sich die Gäste langsam wieder und auch ohne Capo kamen sie so langsam in Fahrt. Womit ich jetzt beim dritten Drittel wäre, welches wohl das bestes Drittel war, welches ich jemals beim Eishockey sah. Spannend war es und die Gesänge und Schlachtrufe beider Seiten schepperten durch die Halle, sodass ich nur bei den Toren mal kurz aufs Eis schaute und ansonsten mein Kopf nur zwischen die zwei Blöcken hin und wer schaute. Hätte mir das einer vorher gesagt, dass ich beim tschechischen Eishockey so ein stimmungsvolles Spiel sehe, ich hätte ihm das nicht geglaubt. Der Gästeblock kam immer mehr in Fahrt und ich dachte ich seh nicht richtig, als ich sah, wie junge und alte, weibliche und männliche Fans unverdrossen ihre Mannschaft nach vorn trieben. Das war aller erster Güte. Und dabei waren kaum bis keine Ultras im Block. Einfach nur krass. Durch die Tore zum 1:1 und 2:1 (42. und 43. Minute) aus ihrer Sicht legten sie sich noch mehr ins Zeug. Der Heimblock mit sehr kurzen Einbruch, fing sich wieder und legte ebeso immer mehr los. Das Tor zum 2:2 (44. Minute) holte auch hier noch die letzten Reserven raus. Das Tor zum 2:3 in der 47. Minute für Brno ließ nun auf beiden Seiten alle Dämme brechen, denn das Spiel war komplett offen und der Sieg für beide Seite drin. Was hier in den letzten Minuten los war (auch eine Kugelbombe explodierte noch), ist schwer in Worte zu fassen und ich wähnte mich nicht nur einmal im falschen Film. Zeitweise war ich der Meinung, dass ich hier einen Support sehe, der allgemein Argentinien zugeschrieben wird. Nich auf der melodischen Basis. Aber das Jung und Alt so zusammen an einem Strang ziehen, war einfach nur Bombe. So schaute ich nur ungläubig zwischen den Fanblöcken hin und her und bekam das breite Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
Nach dem Abpfiff besangen die Heimfans noch ihre Mannschaft und die Gästefans feierten intensiv den Sieg mit ihrer Mannschaft. Wieder raus aus der Halle, sahen wir, wie wieder Bengalen brannten und auch die Cops hier und da mal die HK-Hools zurückdrängten oder sich zwischen beiden Parteien positionierten. Auch die Ordner hatten noch einen kleinen Auftritt und marschierten in kompletter Mannstärke in Richtung der Busse. Alter Schwede. Krasser Haufen. Auf dem Rückweg zur Halle musterten sie uns auch noch skeptisch. Da war wirklich Grobzeug bei dem Haufen dabei.
Den Tag ließen wir in einer Kneipe am Markt ausklingen und waren uns einig, dass dieses Spiel eine echte Rosine war und von der Stimmung her und vom Drumherum nur schwer zu toppen ist. Der Daumen geht ganz weit nach oben!
Bleibt mir nur noch zu eins zu sagen: Český fotbal a český hokej pro fanoušky! Pyro není zločin! (goju)
Hallo, das Bier ist kein Grund, warum die Extraliga aus Budweis nach Hradec gegangen ist. Der richtige Grund ist hier: Die Stadt Budweis gab kein Staatsgeld zur Firma Mountfield für Hockey in Buweis. Stadt Hradec gibt etwa 15 Mio. Kronen pro Jahr …. Bier ist nur ein Vorwand. Gruss Josef
Danke für die Info.