Kallendresser Nr. 3 und 4 – 1. FC Köln – Coloniacs
Zwiespältig. Jawohl! Das ist mein Fazit zum Kallendresser: zwiespältig!
Als ich den Kallendresser Nr. 3 und 4 das erste mal in der Hand hielt und grob durchblätterte dachte ich mir noch: „Oh Gott. Was kommt den hier auf mich zu?“ Dementsprechend lange lagen die beiden Publikationen auch unter einem Stapel anderer Fanzines. Auf den ersten Blick schreckte der Umfang ein wenig ab. Die 292 beziehungsweise 308 Seiten (für ein Fanzine schon recht viel, haben doch die meisten maximal um die 120 Seiten) ließt man dennoch recht schnell. Neben den obligatorischen Spielberichten werden unter anderem fanrelevante Themen wie Pyrotechnik, Fußball und Kommerz, Tätowierungen und Vereinspolitik rund um den 1. FC Köln in tausenden von Wörtern zusammengefasst. Dazu dann noch die Interviews mit den Ultras Nürnberg, Racaille Verte, Coloniacs-Mitgliedern, Gruppendiskussionen und noch mehr, mal mehr oder weniger tiefgründigen, Themen.
Grundsätzlich missfällt mir (wen wundert es?), dass sich so sehr auf das Ultrading eingeschossen wird (Manchmal frag ich ich wirklich, ob „Ultras“ andere Fans noch als gleichwertig und ebenso politisch denkend wahrnehmen oder nicht), man den Verein über alles liebt usw., dann aber in der Diskussion mit Ingo Böll und Stefan Müller-Römer merkt, dass, was bei vielen Ultragruppen Usus ist, sich die Ultragruppen nicht wirklich, also auf Mitgliederebene, in den Verein einbringen (Satzungsänderungen usw.), sondern ihre Vereinspolitik auf das „Rumwurschteln“ mit Vertretern des Vereins (Vorstand, Aufsichtsrat, Geschäftsführung….) beschränken um ihre Kultur weiterhin, möglichst uneingeschränkt, im Stadion leben zu können. Zum Glück gibt es aber in jedem Verein satzungsfeste Mitglieder, die zusätzlich die Schrauben an entscheidenden Stellen drehen. In Köln, in Dresden, überall. Was nicht heißen soll, dass die Arbeit mit Vereinsgremien im Bereich Fanpolitik nicht wichtig ist, sollte sie doch bestenfalls nicht nur den „Ultras“, sondern allen Fans (= Ultras) zum Guten gereichen.
Als es zur Gruppendiskussion mit der Überschrift „Das dreckigste Geschäft auf diesem Planeten“, sprich Politik, kam, hoffte ich am Anfang, dass hier endlich mal die Hosen runter gelassen werden und Tacheles geredet wird. Doch im Ergebnis war die Diskussion eine, wie ich sie bei vielen anderen Gruppen schon gelesen habe. Also wenig neue Erkenntnisse für mich.
Besonders interessant waren die Berichte aus Paris, wo ja die Gruppen Supras Auteuil, Authentiks und Grinta das Auftreten im Parc des Princes verboten wurde.
Mein Gesamtfazit fällt, wie schon oben geschrieben, zwiespältig aus. Auf der einen Seite gute Sachtetxte, die auch zum Nachdenken anregen. Auf der anderen Seite ist mir der Schreibstil, mit dem der Inhalt vermittelt werden soll, zu abgehoben. Ultra hier und Ultra da – ni wirklich, oder?
Lesen kann man das „Heft“ trotzdem. (goju)
Kallendresser Nr. 3
Preis: 4,00 Euro
Seitenzahl: 292
Kontakt: www.coloniacs.com – info(at)kallendresser.com
Kallendresser Nr. 4
Preis: 4,00 Euro
Seitenzahl: 308
Kontakt: www.coloniacs.com – info@kallendresser.com
wann wollt ihr im bereich fanzines mal wieder aktiv werden?
Wollen immer, Zeitmangel verdirbt aber den Spaß.