Kategorie: Über’n Tellerrand gelesen

Kritiken an Fan- und Hoppingheften sowie Fußballbüchern die wir lesen.

Druckerpresse Groundhopping Spezial #1Druckerpresse Groundhopping Spezial #1

Joar….Druckerpresse Groundhopping Spezial der Handkäsmafia aus Mainz. Standardwerk. Die Texte sowie auch die besuchten Spiele heben sich nicht von anderen Heften ab. Mir fehlte gerade bei den Spielberichten das gewisse etwas. Der Witz, die Tiefgründigkeit, das Unerwartete, das Unbekannte, die Überraschung….einer von den genannten Punkten halt.

Der Großteil der besuchten Spiele ist in Deutschland angesiedelt. Der Rest verteilt sich auf die Trainingslager des 1. FSV Mainz 05 in Österreich und Spanien, die Türkei, Serbien, Luxemburg, Itallien, Slowenien, Tschechien und die Schweiz.

Am meisten ist mir vom Heft hängen geblieben, dass einerseits geschrieben wird, dass die HKM sich von Gewalt distanziert und nur im Äußersten diese anwendet. Und im letzten Bericht des Heftes, Derby Darmstadt gegen Offenbach, wird folgendes geschrieben: „…um zügig daheim zu sein, um dann dort festzustellen, dass die Offenbacher nochmal ein wenig was an Action versucht hatten. Naja dumm gelaufen, nächstes mal bleiben wir wieder länger.“

Das beißt sich meiner Meinung nach. Und ja, ich weiß, dass die einzelnen Autoren nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben. Und schon gar nicht der kompletten HKM. Mich interessiert da glatt die interne Diskussion zum Thema.

Druckerpresse Groundhopping Spezial #1 – 5 von 10 Kopaneschnecken. (goju)

Blick über den Lahmannhügel #3Blick über den Lahmannhügel #3

Nahtlos knüft die dritte Ausgabe des „Blick über den Lahmannhügel“ an die zweite Ausgabe an. Neben Spielberichten des SV Arminia Hannover gibt es diesmal noch mehr Groundhopping. Diesmal wurden neben Deutschland auch Serbien, Dänemark, Schweden, Frankreich, Belgien, Niederlande und England bereist. Kann natürlich sein, dass ich noch eins vergessen habe. Und als ich gerade wahllos eine Seite aufschlug, sah ich das Spiel Cornard Unidet F.C. – Long Melford F.C. am 27.12.2012 und dachte mir, dass ich das doch schon mal irgendwo gesehen hatte. Ein kurzer Blick in die Spieleliste 2012 bei Kopane.de brachte dann Licht ins Dunkel und siehe da: nach dem sich das Kopane-Team und die Lahmannhügel-Autoren bei FC Velké Meziříčí – SFK Vrchovina und Slavoj TKZ Polna – SK Vyškov am 17.06. des selben Jahres über den Weg liefen, nun also auch am 27.12. in Cornard. Die Welt ist ein Dorf.

Auch für diese Ausgabe vergebe ich 7 von 10 Kopaneschnecken. (goju)

Blick über den Lahmannhügel #2Blick über den Lahmannhügel #2

Aus der Fanszene des SV Arminia Hannover e.V. kommt das Heft „Blick über den Lahmannhügel“. Schon beim Verein ansich werden die ersten jungen Leser mit den Augen rollen und sich fragen, in welcher Liga dieser Verein spielt und warum der auch noch eine Fanszene hat. Großartig was zu leisten scheint diese wohl nicht. Denn im ultras.ws ist die nun nicht gerade omnipräsent.

Dabei ist der SV Arminia Hannover e.V. ein Traditionsverein aus Hannover, welcher in den 20er und 30er Jahren um die Deutsche Meisterschaft spielte und 1967 und 1968 an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga teilnahm. In den 70er Jahren spielte der SV Arminia vier Jahre in der 2. Bundesliga. Ein Besuch dieses Vereins im Rudolf-Kalweit-Stadion lohnt auf jeden Fall. Hier gibt es noch Fußball pur in einem Stadion mit eigenem Charakter.

Zum Glück gibt es in Hannover nicht nur Menschen, welche zu 96 rennen und ihr Herzblut diesem kleinen Verein mit seiner kleinen Fanszene verschrieben haben. So ist die Fanszene zwar nicht durchsetzt mit jungen und vorallem motivierten Ultras, aber mit älteren, treuen Fußballfans, welche seit Jahren zu diesem Verein gehen und auch kein Spiel verpassen. Also doch schon irgendwie Ultra. Zumal es auch beim SV Arminia mal eine kleine Ultra-Szene gab.

Und obwohl die Szene hier so klein ist, schaffen sie es ein Fanzine auf den Markt zu bringen, welches Berichte zum eigenen Verein und Groundhopping beinhaltet. Die Texte zum eigenen Verein sind dabei teilweise sehr kurz gehalten. Es wird aber nicht nur von der ersten Mannschaft berichtet, sondern auch von der Zweiten und den Jugendmannschaften. Hierbei spielen aktuelle Themen rund um den Verein, Spieler, Fans und andere unmittelbare Dinge eine Rolle.

Im Bereich Groundhopping bietet sich den Lesern ein buntes Potpurri aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Hier lassen sich die Autoren wirklich nicht lumpen und fahren vond er Kreisliga im Hannoveraner Umland bis hoch nach Dänemark, Tschechien, Polen, Portugal und Kroatien. Oder sie besteigen das Flugzeug und verbringen einige Zeit in Argentinien und Japan. Hierbei finde ich aber, dass der Südamerikabericht hätte ausführlicher sein können. Ein wenig mehr Land und Leute, Alltagserlebnisse und nicht nur Fußball. Gleiches beim Japanreisebericht. Danach gier ich regelrecht.

Für Leser des „Kleinen Zeitvertreib“ oder des „Heftchen“ sicherlich ein gern gelesenes Heft. Für die Hochglanzmagazinfreunde wohl eher nicht. Geht es doch in diesem Heft zu sehr um Fußball. Ich vergebe 7 von 10 Kopaneschnecken. (goju)

Fußball, LSD & Anhaltinische Lebensart #1Fußball, LSD & Anhaltinische Lebensart #1

„Die verrückten und abenteuerlichen Reisen des Senior Mingo & Senior Canas“

Dynamofans gegen den 1.FCM!

So viel Zeit für das Wichtigste zum Anfang dieser Rezension muss sein. Wer bringt den Konter mit dem „härter“? 😉

Der Autor bezeichnet dieses Heft als Heft mit einer gewissen Eigenwilligkeit. Und dem kann ich nur zustimmen. Fußball? Klar geht es in einem Heft aus der Feder eines Fußballfans um Fußball. Wäre ja verrückt wenn nicht. Anhaltinische Lebenskunst? Wird schon irgendwo vorkommen und somit selbsterklärend sein, dachte ich mir. LSD? Hmh….da wusste ich als so gar nicht den Drogen zugewandt, was ich davon halten sollte. Wird das jetzt eine Kampfschrift für die Einnahme von Drogen, spziell LSD? Beschreibt der Autor die Phasen seines Entzuges und was das LSD mit seinem Geist und Körper angestellt hat? Na lass ich mich doch mal überraschen.

Gleich der erste Text befasste sich unter dem Titel „Schamaniscge Spiele im Rorhehornpark“ mit einem LSD-Trip. Da konnte ich gleich prüfen, ob ich das Heft nach dem Lesen des Textes aus der Hand lege, oder ob mich das Interesse packt und ich noch weitere Berichte zu diesen Abenteuern lesen möchte. Und um nicht lang drumherum zu reden: das Interesse hatte mich gepackt. Auch wenn ich, wie oben schon geschrieben, selber keine Drogen nehme (nein, auch kein Alk oder Zigaretten), fand ich die Beschreibung, wie so ein LSD-Trip laufen kann sehr interessant. Einfach zu unerklärlich war es mir, was LSD im Kopf auslösen kann. Aber lest das am Besten selber, wenn ihr die Möglichkeit habt. Das Geschriebene in diesem Bereich des Heftes fetzt schon.

Weiterer Inhalt des Heftes sind Hoppingtouren in die Republi Moldau, die Ukraine und in den Kaukasus. Coole Sache, da die Touren stehts mit dem Zug bestritten wurden und so der Leser einen Einblick in das postsowjetische Bahnzeitalter erhält. Und scheinbar unterscheidet es sich nur wenig von früher. Auch wird mit vielen Informationen über Odessa berichtet und der Fußball kommt bei diesen Touren auch nicht zu kurz. Der Daumen geht nach oben.

Abgerundet wird das Heft durch die Gastberichte von Bernd, welcher über seine Erlebnisse in seiner Datsche und den ein oder anderen Kampf gegen die bucklige Verwandtschaft oder die Polizei schreibt. Dazu gibt es noch Handgemaltes rund um den 1.FCM.

Mir ist das Heft direkt 8 von 10 Kopaneschnecken wert, da es mal etwas anderes ist. Der Autor hat, so meine Meinung, viel Mut bewiesen, dass Thema LSD mit ins Heft zu nehmen. Dadurch wird das Heft wirklich sehr eigenwillig. Auch beim Fußball ist nicht der übliche Belgrad-Derby-Berich zu finden, sondern es wurde vor allem Wert auf die Details bei der Reise gelegt. (goju)

Osnabrücker Kartoffelbrei #1Osnabrücker Kartoffelbrei #1

Ein neues Heft auf dem wachsenden Fanzinemarkt: Osnabrücker Kartoffelbrei aus den Reiehen des VfL Osnabrück.

Für eine Erstausgabe ein solides Heft. Ohne Ausreißer nach unten, aber auch ohne Ausreißer nach oben. Bei mir hat es sich im Durchschnitt des Fanzinesammlung eingepegelt. Wie am Cover ersichtlich, dreht es sich bei diesem Heft rund um den lila-weißen Vfl aus Osnabrück und Groundhopping. So gibt es zu jedem Pflichtspiel des VfL im Zeitraum Januar bis Juni 2013eien Text. Die Groundhoppingberichte setzen sich aus Texten zu Spielen aus den Ländern Weißrussland, Russland, Kasachstan und Usbekistan im Rahmen des DFB-Spiels in Kasachstan und Italien, Tschechien, Ungarn und Deutschland zusammen. Es gibt auch einen Text zu einem Spiel von Beitar Jerusalem, welcher auch schon etwas Platz im Heft einnimmt, bei dem ich aber finde, dass noch mehr herausgeholt hätte werden können. Ich hätte da gern noch mehr zu Israel und der Rundreise gelesen.

Allzu viel Groundhopping braucht der geneigte Leser aber nicht erwarten. Der Großteil der Spielberichte dreht sich rund um den VfL Osnabrück.

Wie es zu dem Namen des Heftes kam, wird sich sicherlich so mancher denken. Wer das wissen will, kauft sich das Heft, denn dieser Punkt wird im Vorwort erklärt, oder schriebt die Redaktion an. Gleiches gilt für Leser und Sammler, welche jett Neugierig geworden sind oder das Heft einfach in der Sammlung haben müssen.

Für dieses Heft vergebe ich 5 von 10 Kopaneschnecken. (goju)

Der Daggl #4Der Daggl #4

Die vierte Ausgabe des Daggl hält den Standard der vorhergehenden drei Ausgaben. Sie beginnt mit der Fortsetzung des Reiseberichts aus der Karibik und endet mit einem Bericht zum Afrika-Cup, an dessen Ende er darauf verweist, dass er den Afrik-Cup-Bericht auf dem Weg von Warschau nach Doha schreibt. Denn das nächste Ziel steht mit Indien schon fest. Da frag ich mich doch, woher Maxe die Zeit und das Geld nimmt. Allein mit Spartipps aus dem Vielfliegerforum und Couchsurfing ist es doch da nicht getan. Im Oktober noch in Trinidad & Tobago und im Januar in Südafrika. Dafür kennt der nich so wortschatzreich ausgestattete Normalmensch nur ein Wort: Neid!

Der Rest wie gewohnt Spielberichte vom 1. FC Nürnberg, Hopping, Rückbllick auf bemerkswerte Spiele des Glubb, eine Geschichte zu Nürnbergs ersten Doppelhalter, Vorstellung des Nürnberger Fanzines „Red Army News“ und Fanzinerezensionen.

Die vierte Ausgabe des Daggl ist der Schnecke wieder 9 von 10 Kopaneschnecken wert. (goju)

Der Daggl #3Der Daggl #3

So langsam aber sicher steigt „Der Daggl“ immer mehr in meiner Gunst. Neben Spielberichten aus Deutschland, Polen, Mazedonien, dem Kosovo, Italien, Bosnien-Herzegowina, Irland, Slowenien, Österreich, Tschechien, Kolumbien, Schottland, Zypern und der Karibik, wurde die dritte Ausgabe um die Rubrik „Fränkische Traditionsvereine“ erweitert, in der Otto den Werdegang des 1. FC Schweinfurt 05 und seiner Fanszene beschreibt. Im Bereich „Nürnberger Fanzinegeschichte“ wird dieses mal das „The Show Must Go On“ bzw. dessen Macher über ein Interview vorgestellt. Und auch Fanzinerezensionen sind wieder ein Teil des Heftes.

Das Beste an diesem Heft ist aber „Der Daggl vs. Die Staatsmacht 1:0“. Dabei geht es darum, dass bei einer Verkehrs- oder Drogenkontrolle an der Raststätte Passau zwei Polizisten neben dem TMK und dem Carpe noctem von den Diablos auch zwei Ausgaben der ersten Daggle-Ausgabe fanden. Die Hefte wurden eingezogen und durch die Cops gelesen. Dabei wurde „Der Daggl“ vom Gewalttäter-Sport-Beauftragen mit dem die Cops anscheinend telefonierten als auf dem Index stehend ausgewiesen wurde. Der Grund: das Heft ruft zur Gewalt auf! Das „Carpe noctem“ und die „To my kibice“ gab es zurück, „Der Daggl“ wurde eingezogen. Dieser Sache nahm sich dann die Rot-Schwarze-Hilfe (Quelle Zitat) an:

„Polizei Simbach auf den Hund gekommen

Wie die Grenzpolizei einem jungen Nürnberger Fanmagazin Kultstatus verlieh.

“‘Der Daggl steht auf dem Index!” Die Nachricht machte flugs die Runde in Fankreisen. Und überraschte die Redaktion mitten in der Andruckphase der limitierten zweiten Ausgabe.

Mit so viel Ruhm hatte keiner gerechnet. Das Blatt hatte zwar – schon vor der Polizeimaßnahme – reißenden Absatz gefunden. Es mussten sogar 100 Exemplare nachgedruckt werden. Weshalb die niederbayerische Polizei aus Simbach am Inn bei einer Verkehrskontrolle eines RSH-Mitglieds ausgerechnet die zufällig mitgeführte Erstausgabe des Daggl beschlagnahmte, konnte sich niemand recht erklären.

Angeblich sei das Heft von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS), bei der auch die Gewalttäterdatei geführt wird, indiziert worden, behaupteten die eifrigen Beamten vor Ort und zogen das Magazin nach vorangegangenen Telefonaten ein.

Später wollte die Polizei nichts mehr davon wissen. Man habe Anhaltspunkte für strafrechtliche Inhalte gehabt, schrieb sie zur Maßnahmebegründung an den zwischenzeitlich beauftragten RSH-Anwalt.

Der Anwalt recherchierte dagegen, dass das Heft freilich nicht auf einem Index steht und forderte das gute Stück heraus. Nach einigen Wochen kostenlosem Probelesen schickte es die Polizei kommentarlos zurück.

Eine Schikane-Aktion der Polizei? Oder war die Verlockung zu groß? Wann bekommen die Beamten im trüben Niederbayern schon mal ein gutes Nürnberger Fanzine zum Lesen in die Hände.“

Der Daggl #3 – 9 von 10 Kopaneschnecken! (goju)

Der Daggl #2Der Daggl #2

Fand ich die ersten Spielberichte im Daggl Nr. 1 noch etwas holprig, so ist die Qualität selbiger in der zweiten Ausgabe schon gestiegen. Ebenso ist die zweite Ausgabe auch wieder grundsolide. Die Spielberichte sind ein buntes Potpourri aus Spielen des 1.FCN und Spielbesuchen in der Tschechischen Republik, Argentinien, der Slowakei, Serbien, Litauen, Bulgarien, Griechenland, arabische Halbinsel, Griechenland, Polen und Uruguay. Hab ich ein Land vergessen? Ich hoffe doch nicht. Dazu wieder Nürnberger Fanzinegeschichte (in dieser Daggl-Ausgabe wird Fränkisch Brot vorgestellt) und Fanzine-Rezensionen.

Das Konzept mit mehreren (teils reaktivierten) Schreibern der unterschiedlichsten Nürnberger Fanzine, welche sich um die Texte im Daggl kümmern, scheint aufzugehen. Die bereits erworbene Erfahrung der Schreiber merkt man dem Heft an und ist mir somit eine Kaufempfehlung wert.

Der Daggl #2 – 8 von 10 Kopaneschnecken! (goju)

Worte der Kohorte #1Worte der Kohorte #1

Nun ja, da lag es vor mir: Worte der Kohorte aus Duisburg.
Und irgendwie waren schon die auf dem Titelbild und in den Heftfotos vertretenen Personen so, wie ich mir die Kohorte im speziellen und West-Ultras eines beliebigen deutschen Zweitligisten immer vorgestellt habe: Flexcap, ZXer, irgendwelche Gruppennikkis und ein Seidenschal, bei dem der ahnungslose Fan nicht weiß, welchen Verein die Leute nun supporten. Okay, solche Leute können sicherlich auch was auf die Beine stellen. Und so ging ich dann doch relativ vorurteilsfrei ans Werk. Das Heft ist im A4-Format farbig gedruckt, was mir persönlich zu unhandlich ist. Farbig finde ich bei dem Inhalt gut.
Aber nun zu eben jenem. Der erste Text soll ein Abriss über die aktuelle Situation in Ultrá-Deutschland sein, was aber im typisch pathetischen Ultra-Geschwafel á la einiger BFU-Texte endet. Die Texte „Repressionen sind so schlimm“ und „Keiner versteht uns“ wirkt mittlerweile wie das Rumgeheule eines 14-jährigen über die bösen Lehrer und wie sehr man doch in der Schule benachteiligt wird und das man total viel blöde Leute in der Klasse hat. Mein Gott ist das ein alter Schuh….. Dabei wäre der Text durchaus gelungen geworden, wenn man mal die im Text gestellten Fragen beantwortet hätte (u.a. „Vermittelt der Vorsänger nicht eine diktatorische Hierarchie, der man sich als demokratischer Mensch eigentlich entziehen sollte?“ oder „Darf man Menschen hassen, weil sie Fan eines anderen Vereins sind?“). Hier hätte mich gerne mal die Meinung der Kohorte interessiert. Doch es wird gepflegt drumrum geredet.

Der zweite große Text, das Selbstverständnis der Kohorte, ist größtenteils ehrlich geschrieben und die Meinungen werden auch logisch argumentativ untermauert, was gerade bei Gruppen mit starker Hierarchie und Einheitsmeinung häufig nicht möglich ist. Mein Lieblingssatz hier (weil er endlich mal wahr und selbsteinsichtig ist): „So politisch Ultras auch sein mögen, für die Weltrevolution spielt der eigene Verein zu oft.“ Ein Satz, den sich einige mal durch den Kopf gehen lassen sollten, gerade im Hinblick auf Ägypten gibt es dort noch etwas anderes und wichtigeres als die Unterstützung einer Fußballmannschaft.
Es folgend die Spieltagsberichte, die häufig nur aus einem kleinen, fast stichpunktartigen Bericht und ein paar Bildern bestehen. Häufig reicht es aus; manchmal hätte es aber noch etwas ausführlicher sein können.
Sehr interessant war auch ein Interview mit dem Stadionsprecher Chris Schulze, welcher als Fan nur durch Zufall Sprecher geworden ist und den MSV wirklich liebt. Besonders interessant war hierbei jedoch die Tatsache, dass er sich vor Jahren als schwul outete und über die heutige Situation von Homosexuellen beim Fußball und dem MSV im Besonderen zu berichten weiß. Ein Bericht eines Betroffenen, den ich so noch nicht mal von USP gekannt habe.

Es folgen Berichte über die Fahrt zum KZ Dachau und den Vorträgen zu Homophobie und Antiziganismus im Fußball, die wohl mehr als große Lückenfüller dienen sollen, viel Neues haben sie nicht zu bieten…
Ein Text zur aktuellen Situation der Ultras in Italien darf natürlich auch nicht fehlen, wobei ich bei allem Respekt sagen muss, dass ich dann doch lieber hinfahre oder mir lieber einen Bericht von expliziten Italienkennern durchlese. Die Kohorte scheint mir außerdem von der Mentalität her vor Jahren eine Autopanne am Brenner gehabt zu haben und seitdem nicht mehr nach Italien zu kommen, anders ist dieses hässliche Outfit und die überstylte Fahnenkultur in Duisburg nicht zu erklären. Der darauffolgende Text zu Ultras und Rousseau ist wahrscheinlich im breiten Graszustand bei der Mondiali entstanden. Anders ist mir die Wahl des Themas und die Aussage, Ultra, mit dem elitären Gruppenaufnahmeritual, dem Vorsänger- und Mackertum und in vielen Fanszenen den Ausschluss von Frauen, sei ja eine besonders demokratische Jugendkultur.

Weiterhin noch gute Texte zur Historie des Fußballs in der Türkei und in Katalonien, sowie eine MSV-Streetartsammlung und ein liebevoll selbstgezeichnetes Comic und dann ist man auch schon durch.
Fazit: Das Heft ist definitiv besser als erwartet, aber bei weitem noch nicht der absolute Bringer. Wenn man jetzt noch dieses arrogante Ultra-Getue und die sinnlosen und ewig langen Berichte weglässt, wären sogar mal 8 Schnecken drin, so ist dieses Heft typisch Duisburg nur Mittelmaß und bekommt daher 5 von 10 Kopaneschnecken. (Jonas)

Gespräch mit dem Betrunkenen #1Gespräch mit dem Betrunkenen #1

Vor einiger Zeit wurde mir die Erstausgabe des „Gespräch mit einem Betrunkenen“ überreicht. Ein Heft aus der Feder eines Fan des „Glorreichen“, eines Fan des 1. FC Magdeburg. Neben Spielen eben des 1. FCM, welche der Autor Burns besucht, tourt er quer durch Europa (England, Tschechien, Deutschland, Slowakei…..) und bringt diese auf 68 Seiten zu Papier. Insgesamt teilen sich die 91 Berichte auf 73x Fußball, 7x Wasserball (hier sogar auch Auswärtsspiele der WU Magdeburg), 3x Eishockey, 3x Handball, 2x Basketball, 2x Hallenfußball und 1x Feldhockey auf. Für Fans großer Kurvenspektakel ist das Heft nur bedingt etwas. Viele große Spiele werden nicht besucht. Dies ist allerdings auch mal eine Wohltat, denn Berichte über das Belgrader Derby (zumal auch noch vier Berichte zum gleichen Derby) oder Südamerika hab ich langsam genug gelesen. Da lobe ich mir das Einfache. Denn man glaubt es kaum: Woanders wird auch noch Fußball gespielt! Die Texte sind je nach Lust und Laune des Autors geschrieben, wobei man aber auch merkt, dass es ihm bei dem ein oder anderen Bericht schwer fällt etwas zu Papier zu bringen. Eine kleine Prise Sachsenhass darf natürlich nicht fehlen. Ich danke dafür.

Insgesamt bin ich froh ein Heft dieser 50er Auflage abgegriffen zu haben. Bei zwei Euro für 68 Seiten passt das Preis-Leistung-Verhältnis. Steigerungspotential ist aber noch vorhanden. Ich werde hoffentlich nach dem Lesen der 2. Ausgabe wissen, wie es dem Betrunkenen weiter ergangen ist.

6 von 10 Kopaneschnecken. (goju)