Kategorie: Über’n Tellerrand gelesen

Kritiken an Fan- und Hoppingheften sowie Fußballbüchern die wir lesen.

Plattenpost #3Plattenpost #3

Fand ich die erste Ausgabe der Plattenpost noch recht plump, großspurig auf Grund der sich doch extremst selbst verherrlichenden Schreibweise, so war die zweite Ausgabe schon besser und die dritte ist die beste Ausgabe bisher dieser Fanzinereihe.

Leicht ungläubig schaute ich auf die Texte, in dem die Suptras ohne sich einen Zacken aus der Krone zu brechen offen schrieben, welche Fanszene gut ist, was sie bewegt und auch eigene Fehler eingestehen. Die Fanszene vom FC Hansa hat sich immer mehr zu einer gestandenen Fanszene entwickelt, die frei ist von pubertären Gehabe und ihren Weg geht. So zumindest mein persönlicher Eindruck.

Neben den Spielen des FC Hansa in der Saison 2011/12, welche mal mehr, mal weniger umfassend erfasst sind, gibt es noch Groundhoppingberichte, Mob- und Streetartfotos und die „Man munkelt, tuschelt und erzählt sich“-Rubrik.
Positiv finde ich auch, dass man sich dazu entschieden hat Texte zur DFB-Elf wegzulassen. Meiner Meinung nach führt der erste Schritt den DFB zu bekämpfen entweder darüber die DFB-Elf zu boykottieren, oder dort mal …… (bitte selber vervollständigen). Auf keinen Fall sollte man innerhalb der eigenen Szene Spieles dieser Rumpeltruppe bewerben. Denn „Fußballmafia DFB!“ skandieren und eine Woche später dessen Mannschaft unterstützen passt nicht zusammen. Konsequent sein werte Fußballfans!

Mein Fazit zur dritten Ausgabe der Plattenpost ist durchweg positiv und ich kann jedem empfehlen sich diese zuzulegen. Der Preis und was man dafür bekommt stimmen vollauf. Neun von 10 Kopaneschnecken. (goju)

Rucksackfranzose #4Rucksackfranzose #4

Gut ein Jahr nach der dritten Ausgabe des Rucksackfranzosen kam die vierte Ausgabe auf den Fanzinemarkt und wurde sogleich bestellt. Eine leichte Preissteigerung um 50 Cent gab es gegenüber der dritten Ausgabe zu verzeichnen, dafür aber auch 12 Seiten mehr Inhalt. Passt.
Die Berichte zu den FCS-Spielen aus der Sicht der Boys Saarbrücken empfand ich öfters zu verkrampft. Ich persönlich verzeichne da einen gewissen Riss zwischen der Ultraszene in Saarbrücken und der „restlichen“ Szene. Klar hat man Ansprüche an sich selbst und wie man seinen Support umsetzen will, doch deswegen sich immer nicht gerade wohlwollend über andere Stadiongänger zu äußern empfand ich als „leicht“ elitär. Leben und leben lassen. Schont auch die Nerven. Oder wie es Friedrich der Große einst sagte: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“. (Hab ich mir mit der Aussage gerade selbst ein Ei ins Nest gelegt?)
Das die Autoren aber auch locker leicht schreiben können, bewiesen sie in den vielen Nancy- und wenigen Groundhoppingberichten.

Des Weiteren kann man im Heft einen Text zu 10 Jahre Boys Saarbrücken, einen Rückblick auf Fortuna Düsseldorf, ein kurzes Tagebuch der Stadionverbotler und das oben erwähnte Interview mit dem SC95 lesen. Den Text zu 10 Jahre Boys Saarbrücken hätte ich mir noch ein wenig ausführlicher gewünscht.

Insgesamt wieder ein gutes Heft, welches mir 7 von 10 Kopaneschnecken wert ist. (goju)

Brennpunkt Cottbus #8Brennpunkt Cottbus #8

Hmh……Brennpunkt Cottbus. Nach über acht Jahren hat es Inferno Cottbus geschafft und wieder eine Ausgabe ihres Saisonheftes auf den Fanzinemarkt gebracht. Auf einen eloquenten Satzbau braucht sich der Leser nicht einstellen. Jeder Bericht wurde frei von der Leber weg geschrieben und manchen Berichte wurden auch mit allerlei Insider-Witzen gespickt, die dann wohl nur die verstehen, die auf einer Tour dabei waren. Im gesamten Heft gibt es genau vier Heimspielberichte zur ersten Mannschaft und einen zum Heimspiel der Amateure gegen Hertha BSC II. Der Rest sind Texte zu den Auswärtsspielen des FC Energie.

Besonders ins Auge fallen die Texte zu Spielen des KS Beskid Andrychów. Neben einer Vorstellung der Stadt und des Vereins, erfährt man auch wie es zu dem Kontakt kam, der sich zu einer Freundschaft ausgebaut haben. Des Weiteren sind noch Berichte zu Spielbesuchen beim KS Beskid im Heft enthalten. Für den TMK- und Grenzgänger-Leser sicherlich eine feine Sache.

Die 5€ für das 96 starke Heft finde ich persönlich zu teuer. Auch wenn es komplett in Farbe gehalten ist. Für Fanzinesammler sicherlich trotzdem ein muss und der Preis kein Hindernis.

Ich vergebe 6 von 10 Kopaneschnecken. (goju)

Lokuspapier deluxe #2Lokuspapier deluxe #2

Gerade das Vorwort der zweiten Ausgabe des Lokuspapier deluxe bis zum Schluss gelesen und schon machte sich bei mir ein breites Stirnrunzeln breit (und würden wir in der Mangawelt leben, hättet ihr bei mir ganz viele Fragezeichen auf der Stirn sehen können). Denn das Vorwort wurde mit „Eure Lokisten!“ beendet. Und das früh um sieben am Morgen in der Straßenbahn. Da wurde das Lokuspapier deluxe noch einmal von vorn bis hinten unter die Lupe genommen, das Titelblatt noch mal auf das Genaueste betrachtet und irgendwann machte es klick. Mit „Lokisten“ wollte man sich sicherlich nicht als die Blau-Gelben aus Leipzig bezeichnen, sondern auf den Hefttitel verweisen. Da aber „Lokisten“ in Dresden schon mit den Leipzigern besetzt ist, stutzte ich dann doch erst mal gehörig.

Der Inhalt der zweiten Ausgabe des Lokuspapier deluxe besteht wie bei der ersten Ausgabe aus Spiel- und Groundhoppingberichten und knüpft mit dem Schreibstil nahtlos an die erste Ausgabe an. Wobei ich der Meinung bin, dass die Schreiber die Leistung der Ultras Wuppertal/der letzten Supportinteressierten oftmals selbst schon zu kritisch sahen und diese mehr als nur einmal schlechter machten als das sie vielleicht war.

Das Interview mit Christian Knappmann kann auch wieder überzeugen, wobei es doch wieder abrupt endet und ich die Diskussion zum Thema Stadionverbote und deren Durchsetzung, Pyro und anderer Stilmittel gern im Ganzen gelesen hätte und nicht nur als Zusammenfassung.

Größter Wehrmutstropfen bei die Ausgabe bleibt für mich der Preis. Fünf Euro für 88 Seiten sind meiner Meinung nach zu hoch gegriffen. Doch bei einer Auflage von nur 125 Stück wird es wohl nicht anders möglich sein. Das nächste Heft vielleicht nicht komplett in Farbe, sondern in Schwarz und Weiß und es sollte wieder günstiger werden.

Auf Grund des Preise vergebe ich 6 von 10 Kopaneschnecken. (goju)

Lokuspapier deluxe #1Lokuspapier deluxe #1

Saisonrückblick 10/11

Jawohl! Ein Heft aus dem Hause Ultras Wuppertal! Die Klischees wurden sofort im Kopf bereitgelegt, denn was außer gepflegten Assitum und Analphabetismus sollte schon in diesem Heft warten. Die gesammelten Erfahrungswerte aus den Spielen mit der SGD gegen die Wuppertaler sind einfach da und sollten auch in der Rezension niedergeschrieben werden.

Und da begann ich also zu lesen. Ich las lange, sogar bis zum Ende des Hefte um dann irritiert festzustellen: Scheiße, dass Heft ist gut. Zwar nur Spiel- und ein paar Groundhpoppingbereichte und ein Interview (top; hab mir aber gewünscht den den letzten Absatz “Im Laufe des Interviews…” vollständig zu lesen. Schade, dass dort gekürzt wurde.) mit Tom Moosmayer, aber es hat vollkommen ausgereicht.

Es wurde nicht übertrieben in irgendwelchen Pathos verfallen, das Spielgeschehen auf dem Rasen wurde nüchtern analysiert und wenn man die eigene Leistung schlecht einschätzte, wurde auch geschrieben, dass man scheiße war.

Klar sind die beschriebenen Spiele gegen Köln II, Leverkusen II, Düsseldorf II und Wiedenbrück sicherlich nichts für Atmo- und „krass geschlossener Support“-Süchtige, doch gemessen an der tristen Liga geben die Texte (ein paar Mal wurden die Bilder zum Text sehr gut ausgewählt) den Alltag in dieser gut wieder. Ich jedenfalls hab Respekt vor den Fans, die sich in solch einer langweiligen Liga zum Support und noch mehr motivieren können. Bundesliga kann jeder!

Interessant finde ich die Kontakte von Ultras Wuppertal zu West United von Eintracht Frankfurt und zu den Amici Berna von YB Bern. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass es auch Kontakte der aktiven Darmstädter Szene nach Bern, genauer Urban Squad, gibt. Die Neugierde darauf zu wissen was passiert, wenn sich Darmstadt und Wuppertal in Bern über den weglaufen, ist kaum auszuhalten.

Summa Summarum vergen ich 7 von 10 Kopaneschnecken. (goju)

Schwarzmalerei #4Schwarzmalerei #4

Nach dem mich die erste Ausgabe der Schwarzmalerei nicht so sehr überzeugte, die zweite dagegen aber schon und ich leider die dritte Ausgabe nicht in die Sammlung aufnehmen konnte, geht es nun mit der vierten Ausgabe weiter, welche mir, ich nehme es soweit schon mal vorweg, vollends gefiel.

Schon im Vorwort wird darauf eingegangen, dass man nach einem Tief und der Ungewissheit, ob es mit der Schwarzmalerei überhaupt weitergeht, dass Konzept der Schwarzmalerei nach dem nötigen Motivationsschub geändert hat. Soll heißen: weniger Spielberichte, dafür aber die Highlights und jede Ausgabe soll ab sofort unter ein Leitthema gestellt werden. Bei dieser Ausgabe war es das Thema Repression, welches auch auf den ersten Seiten ausführlich behandelt wird und den Weg weg von einer freien Gesellschaft hin zu einem autoritären Überwachungsstaat gut skizziert.

Weitere Themenfelder sind ein Interview mit der Sturmflut Graz zu ihrem 15. Geburtstag, Freiheit für das Sturm-Logo, Groundhopping, Spielberichte Europapokal, Liga und ÖFB-Pokal.

Als kleines Gimmick gibt es noch eine „Checkkarte“, auf der die Rechte vermerkt sind, die man hat, wenn man in Österreich durch die Polizei bedrängt wird. Passt wunderbar ins Portemonnaie.

Insgesamt hat sich die Änderung des Konzepts positiv auf das Heft ausgewirkt und und es ist eine weitere Steigerung zur zweiten Ausgabe zu erkennen.

Ich vergebe 8 von 10 Kopaneschnecken. (goju)

Kallendresser #5Kallendresser #5

Die fünfte Ausgabe des Kallendresser knüpft nahtlos an die Vorgänger an. Die Spielberichte der Hinrunde der Saison 2011/12 nehmen nicht mal ein drittel des Heftes ein. Nur 56 der 292 Seiten sind für diese reserviert, was aber auch ausreichend ist. Dazu sind sie objektiv und selbstkritisch geschrieben. Passt soweit. Die restlichen Seiten des Heftes sind mit verschiedenen Sachtexten, Hoppingberichten und Informationen zu den Freunden aus Paris und Florenz gefüllt. Eine solide Ausgabe, bei der ich bei zwei Texten besonders gespannt war. Diese sind: „Demokratie wagen“ und „Ultras – Feindbild Nummer Eins“. Beide Texte setzten sich kritisch mit Medien, Polizei und der Ultrakultur auseinander und haben meine Erwartungen erfüllt. Fazit: Den Kallendresser kann man lesen. (goju)

Grober Schnitzer Nr. 7Grober Schnitzer Nr. 7

Die Nr. 7 des Groben Schnitzer knüpft nahtlos an die sechste Ausgabe an. Locker geschriebene Berichte, immer mal was zum Lachen und die Auswahl der Spiele passt auch. Spielbesuche in England, Italien, Deutschland, Spanien, Polen, Holland-Scrap und 23 Seiten Brasilien und Argentinien. Dazu noch Spiele des SV Werder Bremens.

Bei dem Südamerikabericht hat mir irgendwie die Tiefe gefehlt. Auf mich wirkte der Reisebericht leicht oberflächlich. Ich kann aber nicht sagen woran es genau liegt. Denn beim nochmaligen durchblättern des Textes fand ich alle wichtigen Informationen vor. Vielleicht hab ich einfach schon zu viel Berichte aus diesen Breitengraden gelesen und bin dadurch abgestumpft. Oder mir fehlten die Suffgeschichten wie im Dröhnbütel. Naja. Wenn ich es nicht weiß, werdet ich das erst recht nicht wissen. Deswegen: Groben Schnitzer lesen! Es lohnt sich.

Ach so. Bevor ich es vergesse: Auf das Titelblatt konnte ich mir keinen Reim machen. (goju)

Das schmutzige SpielDas schmutzige Spiel

Das schmutzige Spiel – Fred Sellin

Intrigen, Skandale und Machenschaften im deutschen Fußball

Fans, Ultras und Hools: lest dieses Buch!!!!!

Auf 368 Seiten beschreibt Fred Sellin anhand von Zeitungsartikeln, Gerichtsprozessen und Beobachtungen wie mafiös der deutsche Fußball und seine Repräsentanten und Hintermänner rund um die WM 2006 sind. Die, die uns allen erzählen wollen was richtig und was falsch ist, wie wir uns als Fans zu verhalten haben sind selber keinen Dreck besser. Eher noch viel krasser. Darum lest dieses Buch um die Welt der Funktionäre, Spielerberater und Hintermänner zu verstehen. Ihr werdet es nicht bereuen. Spannend wie ein Krimi und sehr informativ! (goju)

Missmanagement, Korruption, Betrug. Das Schwarzbuch über den deutschen Fußball.

Besucherrekorde in den Stadien, höchste Einschaltquoten im Fernsehen, Millionenumsätze bei den Vereinen – und jetzt auch noch die Weltmeisterschaft im eigenen Land! In Deutschland grassiert das Fußballfieber wie nie zuvor. Doch hinter den Kulissen tobt ein hemmungsloser Kampf um Geld, Macht und Eitelkeiten. Deutschlands Volkssport Nummer eins ist zu einem skrupellosen Geschäft verkommen. Und die Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes, des weltweit größten Sportverbands, sehen tatenlos zu oder versuchen gar, die Probleme zu vertuschen. Kein Wunder, wird doch sein machtverliebter Präsident selbst mit manchem Skandal in Verbindung gebracht. Da sind Schiedsrichter und Fußballprofis, die im Auftrag von Berufszockern Spiele verschieben, Vereinsbosse, die von Baufirmen Bestechungsgelder kassieren, Sportreporter, die sich instrumentalisieren lassen, Spielervermittler, die lügen, tricksen und Millionen einheimsen. Fred Sellin hat eine Vielzahl von Indizien für ein Kartell von Managern, Funktionären und heimlichen Strippenziehern aufgespürt, die im lukrativen Fußballgeschäft nur an persönlichen Vorteilen und maximalen Profiten interessiert sind. Ohne Rücksicht auf Namen und Ämter legt Sellin den deutschen Fußball-Sumpf frei – von geheimen Millionengeschäften mit dem bankrotten Kirch-Konzern über die millionenschwere Abhängigkeit der Vereine von Vermarktern, dreiste Vetternwirtschaft im Schatten des Fußball-Kaisers Franz Beckenbauer bis hin zu Steuerhinterziehung, Betrug und Untreue.

Trickser, Zocker, Strippenzieher. Der deutsche Fußball ist marode und korrupt. Fred Sellins minutiös recherchierte Anklage gegen die ehrenwerte Gesellschaft in Vereinen, Verbänden und Medien ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Rückkehr zu Fairness und Sportlichkeit bei der schönsten Nebensache der Welt.

Quelle Amazon

Interview bei transfermarkt.de mit Fred Sellin

Das schmutzige Spiel

Preis: ab 8,99€
Seiten: 368
Wo?: zum Beispiel bei Amazon
ISBN-10:
3570007626
ISBN-13:
978-3570007624

Gelbsucht 13Gelbsucht 13

Als ich die 13. Ausgabe der Gelbsucht zum ersten Mal in den Händen hielt und komplett durchblätterte, dachte ich nur – Mmh die Spielberichte ( Punkt- , Pokal- und Europacupspiele ) in separate Blöcke gepresst, das gibt was?! Aber letztendlich war der Lesefluß doch nicht so holprig wie befürchtet. Auf jeden fall mal etwas anders.

Was nun aber doch ungewöhnlich war, ist der Umstand, daß die Spielberichte im Januar 2011 beginnen ( auswärts in Leverkusen ) und im Dezember 2011 ( auswärts in Freiburg ) enden. Also mittig in einer Saison starten und letztlich in der nachfolgenden mittig enden. Als „Entschuldigung“ dient der Hinweis, dass die Nr. 14 im nächsten halben Jahr erscheinen und dieser zeitliche Rhythmus für die anderen Ausgaben übernommen werden soll.

Was beim Lesen auffällt ist der moderate Schreibstil der Autoren. Selbst die Schalker Nachbarn bekommen keine grosse verbale Breitseite.
Bei der langen Liste der Sachtexte blieb der Bericht der befreundeten Gruppe Alpha Brøndby hängen – interessante Einblicke!

Als Fazit steht: Ein Heft welche alle fanrelevanten Themen nicht nur oberflächlich sondern auch wohltuend tiefgründig (Fanpolitik, 10 Jahre The Unity, Blickwinkel, Repression) angeht.
In diesen Sinn – Lesen bildet! (Svenko)