Kategorie: Über’n Tellerrand gelesen

Kritiken an Fan- und Hoppingheften sowie Fußballbüchern die wir lesen.

Carpe NoctemCarpe Noctem

In schlichten Schwarz kommt das Carpe Noctem daher und ist somit auf der Vorder- und Rückseite das krasse Gegenteil zum Inhalt der kunterbunt ist.

Neben vielen Bildern zur Streetartkultur rund um die BSG Chemie Leipzig gibt es auch vier Texte zu lesen, die sich mit der Entwicklung von Fußballgraffiti, die Ultra-Graffiti, den Kommentar aus Sicht eines Writers und dem ersten End2End aus dem Jahr 2003 und einer Wiederholung im Jahr 2010 beschäftigen.

Ein lohnenswertes Heft, dass auf 116 Seiten gut das breite Spektrum der Streetart dokumentiert. Es lohnt sich dieses Heft zuzulegen. Für 4,50€ macht man da gar nichts verkehrt. (goju)

Der Goldene Reiter Nr. 2Der Goldene Reiter Nr. 2

Der goldene Reiter – Komplott Hannovera – Hannoverscher SV von 1896

Auch die zweite Ausgabe des Goldenen Reiter ist durchaus gelungen. Sogar die Anzahl der Seiten konnte von 92 auf 148 gesteigert werden. Und dabei wurde das Heft nur 50 Cent teurer. Inhaltlich knüpft die zweite Ausgabe nahtlos an die erste an. Neben allen Spielen von den Profis und Amateuren von H96 gibt es ein wenig Groundhopping, die Eigentorkanonen werden verteilt und zum Thema Stadionverbote und „Gelbe Karte!“ (Anschreiben der Polizei) wird nachgehakt. Als kleines Sahnehäubchen gibt es auch einen Bericht zum David Hasselhoff-Konzert in Frankfurt. Des Weiteren wurde noch die erste Ausgabe des Fanzine „Das Rotkehlchen“ aus dem Jahr 1998 komplett abgedruckt. Auf jedenfall lesenswert und man merkt, wie sich die Fanzines im Laufe der Zeit vielerorts in Inhalt und Gestaltung geändert haben.
Fazit: Auch die dritte Ausgabe wird von mir bestellt und gelesen werden. Denn die lockere und auch humoristische Schreibweise macht dieses Heft lesenswert. (goju)

Der goldene Reiter Nr. 1

Preis: 3,50 Euro
Seitenzahl: 148
Kontakt: www.komplott-hannovera.de – support(at)kh98.de

Her na mal auf! Nr. 1Her na mal auf! Nr. 1

Her na mal auf! Nr. 1 – aus der Fanszene des VFC Plauen

Mein Fazit zur ersten Ausgabe des „Her na mal auf!“ fällt relativ kurz aus. Der Preis für das Heft, also Anzahl der Seiten, passt. Neben viel Fußball aus dem Amateurbereich findet der Leser auch das ein oder andere Spiel aus dem Profibereich. Die meisten Spiele sind in Deutschland angesiedelt, aber auch Tschechien, Portugal, Spanien und die Slowakei wurden im Jahr 2011 bereist. Inhaltlich sind die Berichte zum großen Teil aber nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Mir persönlich fehlt der Witz, die Anekdoten und Schoten die solche Hefte ausmachen. Das Heft kann man mal lesen, muss man aber auch nicht unbedingt. Positiv erwähnen muss ich aber noch, dass der Erlös dieses Heftes dem Fanprojekt Plauen e.V. gespendet wird. (goju)

Her na mal auf!

Preis: 1,50€
Seitenzahl: 60
Kontakt: www.hernamalauf.he.funpic.de/ – her-na-mal-auf(at)gmx.de

Sauerland-Echo Nr. 51Sauerland-Echo Nr. 51

Sauerland-Echo Nr. 51 – Jens Hilgert – FC Bayern München

Nach den Sauerland-Echos mit der Tour nach Südafrika musste dann auch noch eine normale Ausgabe der Fanzinereihe gelesen werden. In der 51. Ausgabe könnt ihr Berichte zu Fußballspielen im Zeitraum Dezember 2010 bis Juli 2011 lesen. Im Vorwort geht Jens aber zuerst kritisch auf die Geschehnisse rund um den FC Bayern München ein, was sich auch wie ein roter Faden durch das Heft zieht. Da er Heimspiele des FC Bayern im Stadion im Münchner Norden solange boykottiert, solange der ungeliebte Untermieter, der TSV 1860, seine Heimspiele ebenfalls darin austrägt, wird nur über Auswärtsspiele des FCB berichtet. Man muss aber sagen, auch wenn es Jens sicherlich nicht so prickelnd findet, dass es genug Fans der Blau-Weißen gibt, die ebenfalls Heimspiele in der Arena an der Autobahn boykottieren und somit mit Jens etwas gemeinsam haben. Der Rest des Heftes ist pures Groundhopping mit den Zielen England, Italien, Kap Verde, Balkan und Amateurfußball (also der richtige Fußball 😉 ) in Deutschland. Auch das „normale“ Heft kann man ohne schlechten Gewissen weiter empfehlen. Die Berichte sind locker geschrieben und sparen, wie schon erwähnt, auch nicht mit Kritik. Eine gesunde Einstellung zum Fußball hat Jens und es wird aufgezeigt, dass mit der richtigen Frau an der Seite das Hobby Fußball nicht zu kurz kommen muss. Hat seine Ehefrau Pia doch auch schon fast 90 Länderpunkte. Gibt es solchen Frauen noch öfters? (goju)

Sauerland-Echo Nr. 51

Preis: 3,50€
Seitenzahl: 80
Kontakt: jens.piahilgert(at)t-online.de

Sauerland-Echo Nr. 47, 48 und 49Sauerland-Echo Nr. 47, 48 und 49

Sauerland-Echo Nr. 47, 48 und 49 – Jens Hilgert – FC Bayern München

Mit dem Motorrad zur Fußball-WM nach Südafrika!

Respekt? Auf jeden Fall. Wer den Mut und Willen hat eine solche Tour, insgesamt 43.240 Kilometer, durchzuziehen hat in einfach verdient. Neid? Auch, ja. Muss ich ehrlich zugeben.
Was Jens da durchgezogen hat ist aller Ehren wert. Mit dem Motorrad auf dem Landweg nach Südafrika hat Seltenheitswert. Und nebenbei fallen auch noch zehn neue Länderpunkte an. Schon lange hab ich drei Fanzines nicht mehr so durchgängig gelesen. Fast jede freie Minute waren meine Augen an die Erzählungen von Jens gefesselt. Vor allem die Erlebnisse aus Äthiopien und Kenia stachen heraus. Was man auch bei der Lektüre der drei Hefte mitnimmt ist, dass wir in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau über unseren Lebensstandard meckern. Aber auch, dass man überall auf auf der Welt Menschen kennen lernen kann, die zu echten Freunden werden. Und dass die Welt bzw. die Verhältnisse in einigen Ländern wohl doch nicht so schlimm sind, wie sie immer dargestellt werden.
Stören tat mich nur die ab und zu abwertenden, überheblichen Bemerkungen über Afrikaner. Dumme Menschen gibt es schließlich auch in Deutschland zu genüge. Des Weiteren fand ich in der Ausgabe 49 die Berichte rund um die WM irgendwie uninteressant. Mag daran liegen, dass ich einfach keinen Bock auf solche Veranstaltungen und erst recht keine Bindung zur DFB-Elf habe. Da steht der Gesamtbericht vor und nach der WM in einem krassen Kontrast zum WM-Gedöns und macht die Hefte erst so richtig lesenswert. Was ich auch noch extrem fand war, dass Jens für das Bayern-Spiel in Florenz, das DFP-Pokalfinale gegen Bremen und das Championsleaguefinale in Madrid seine Tour für ein paar Tage unterbrach und diese Spiel auch noch mitnahm. Nicht schlecht her Specht.
Insgesamt ein drei lesenswerte Hefte, die den Horizont auch ein wenig erweitern und alle nötigen Informationen bereit halten. Sollte in keiner Fanzinesammlung fehlen. (goju)

Sauerland-Echo Nr. 47, 48 und 49

Preis pro Heft: 3,50€
Seitenzahl: Nr. 47 76; Nr. 48 84 und Nr. 49 80
Kontakt: jens.piahilgert(at)t-online.de

Stöffche Nr. 1Stöffche Nr. 1

Jetzt muss ich dem DFB fast schon dankbar dafür sein, dass er das Spiel SGE vs. SGD ohne Gästefans austragen ließ. Denn so konnte ich gemütlich vor der Nordwestkurve rumlaufen und mir ein paar Exemplare des „Stöffche“ aus dem Hause Ultras Frankfurt sichern. Nach dem ich es nun bis zum letzten Satzzeichen gelesen habe, hat sich diese Heft direkt in den vorderen Plätzen der Fanzines bei mir eingereiht. Man merkt die Frankfurter Art, mit der auch das HoppHard geschrieben wird. Als Beispiel nehme ich jetzt den Bericht zum Heimspiel gegen die Düsseldorfer Fortuna, in dem es nur darum geht, warum es so schön ist „Scheiß Fortuna, scheiß Fortuna, scheiß Fortuna Düsseldorf“ zu singen.

Insgesamt ist das „Stöffche“ in fünf Themenbereiche unterteilt: Akutelles, Spielberichte, Kultur, Freunde und Das Letzte. Auf Seite 8 steigt dann die Führungsriege von UF direkt mit dem Thema „Spirit – Teil 1: das Herz“ ein und beschreibt Ultra aus ihrer Sicht. Ein sehr guter Text, in dem es um den Rausch des Siegtores in der letzten Spielminute und das damit verbundene Erklimmen des Zaunes, den nur für Spieltage verbrauchten Urlaub und andere Strapazen und positive Erlebnisse geht. Weiter geht es mit Neuigkeiten zum Gesamtverein und der AG, Berichte über die anderen Sportsektionen im Verein, die Initative „Wir tragen den Adler im Herzen“, die Sicht der Dinge über Heribert Bruchhagen, Nordwestkurve e.V., Graffiti am Gleisdreieck, NotrUF +49 (69) 1312 – Umgang mit der Polizei und als letzter Bereich „Im Gedächtnis bleiben“ – zwei Berichte über einen Besuch in Auschwitz.

Auf den Seiten 40 bis 82 findet man die Spielberichte zur Hinrunde der Saison 2011/12 inklusive „Gruppe SV unterwegs“ und ein Interview mit der Gruppe SV. Wer jetzt denkt, dass es nach den Spielberichten langweilig wird, hat sich geschnitten. Denn auch der Bereich Kultur hält viele interessante Themen bereit. Der Einstige wird mit Frankfurter Leckereien gewählt, führt dann über „Wattenscheids Welt“ (eine Kolumne von Stefan Wattenscheid; Nr. 1 Politik im Stadion – ein Plädoyer) hin zur Familie Jürges, die ums Leben kam, als ein Flugzeug knapp 50 Meter vor ihren Auto auf die Autobahn stürzte und die Splitter sie töteten. Doch damit ist noch nicht genug mit der Geschichte, denn die SG Eintracht Frankfurt hatte früher auch viele Funktionäre, Anhänger und Spieler mit jüdischem Glauben, an die auf Seite 90 und 91 erinnert wird. Weiter geht es dann mit Rezensionen, der Vorstellung des Laden Canpire, Stadtgeschichte, einem Interview mit DJ Dag, Hibbedach un’ Dribbedach und einem etwas eigenen Rückblick auf die bisher abgelaufene Saison mit dem Namen Nillekäs’. Auf den Seiten 116 bis 128 wird den Freunden aus Innsbruck, Mannheim, Leipzig und Bergamo ein Platz in diesem Heft angeboten, der auch gut ausgefüllt wird. Auf den letzten der insgesamt 136 Seiten gibt es dann noch einen Kneipenguide und ein paar Informationen aus anderen Fanszenen.

Nach dem ich das Heft nach dem Lesen in den Händen hielt und noch einmal abschließend darin blätterte, dachte ich mir, dass das bekannte und vor allem durch die Medien gezeichnete Bild, dass wohl ein jeder von uns i Kopf hat, irgendwie so gar nicht mit dem Inhalt des Heftes übereinstimmt. Der Inhalt vom Heft zu dem, was man so über die Frankfurter Fanszene, im speziellen Ultras Frankfurt weiß, steht im starken Kontrast zueinander. Man merkt aber, dass es eben nicht nur Krawall und Remmi Demmi ist, was UF antreibt, sondern noch viel stärker die Identifikation mit dem Verein SG Eintracht Frankfurt und seiner Geschichte, die man auch (mit großer Wahrscheinlichkeit) auch der nachkommenden Fangeneration weitervermitteln will. DesWeiteren hebt sich das „Stöffche“ auch positiv von anderen Ultrazines ab, kann man dem Heft doch schon mit der ersten Ausgabe einen anderen, eigenen Stil zuordnen. Ich bin so frei und vergebe 10 von 10 Kopaneschnecken an das „Stöffche“! (goju)

Zugriff! Nr. 7Zugriff! Nr. 7

Zugriff Nr. 7 – BFC ynamo

Vom Frühling 2011 lag noch das „Zugriff!“ Nr. 7 bei mir im Schrank. Immer mal wieder kamen neue Hefte dazu, so dass es ein wenig dauerte, bis ich die Feindpropaganda aus der Feder einiger Fans des BFC lass. Man kann das „Zugriff!“ auch als ein Fanzine alter Schule bezeichnen. Hauptsächlich dreht sich alles um den BFC, aber auch gesellschaftliche Themen werden mit aufgegriffen. In diesem Heft zum Beispiel mit dem Titel „Zwei Stories zu Religion“. Gemeint ist einerseits der Islam und andererseits die Lebensweise des Westens. Fand ich persönlich ganz gut. Des Weiteren gibt es Berichte zur Nationalmannschaft, ein wenig Hopping, Rückblick Europacup, Stadionmusik und, was ich auch sehr gelungen fand, ein Zwiegespräch mit Gott – im Berliner Dialekt.
Insgesamt ein gutes Heft, welches auch mal eine Abwechslung zwischen all den Fanzines ist. (goju)

Zugriff!

Preis: 2,50€
Seitenzahl: 72
Kontakt: redaktion(at)zugriff-fanzine.de

Uffbasse Ausgabe 4 Saison 2010/11Uffbasse Ausgabe 4 Saison 2010/11

Uffbasse Ausgabe 4 Saison 2010/11 – Ultras Mannheim – SV Waldhof Mannheim

Uffbasse – das Saisonheft der Ultras Mannheim und somit dem Fortsetzung des Spieltagsflyer Uffbasse. Für Fußballfans außerhalb des SV Waldhof ist es sehr schwer an einen Saisonrückblick der Ultras Mannheim heranzukommen. Wer keine guten Kontakte nach Mannheim hat, braucht es gar nicht erst versuchen. So kam auch ich über unzählige Ecken an die vierte Ausgabe des Uffbasse über die Hinrunde der Saison 2010/11. Da kann man gar nicht dankbar genug sein, wenn man das Heft dann in den Händen hält.
In dem 62 Seiten starken Heft, Preis 2,50 Euro, berichten die Ultras Mannheim wie schon erwähnt über die Hinrunde der Saison 2010/11. Da die meisten Spiele in der Oberliga Baden-Württemberg gegen Vereine ohne wirklich aktive Fanszene ausgetragen werden und die Fans des SV Waldhof meistens dann auch die Attraktion auf den Sportplätzen sind, werden die Spielberichte auch dementsprechend kurz gehalten. Das ansprechendste Spiel in dieser Liga ist wohl das gegen den SSV Reutlingen. Über die Berichte an sich kann man nicht meckern. Alles was von Interesse ist steht drin und die lockere und selbstkritische Schreibweise ermöglicht einen guten Lesefluss.
Ergänzt werden die Ligaspiele durch die Spiele im BFV-Pokal und drei Hallenturniere.
Auf die Spielberichte folgt die Vereinspolitik (Bericht zur ordentlichen und außerordentlichen Mitgliederversammlung), die mit einem Interview des Vereinspräsidenten Steffen Künster abgeschlossen wird. Die letzten zwei Punkte im Inhalt des Uffbasse sind ein Kommentar zum Thema Handyvideos und der Saisonrückblick der Supporters Worms von Wormatia Worms.
Insgesamt ein gelungenes Heft, dass dem Außenstehenden (insofern er ein Heft irgendwie erhält) einen, wenn auch kleinen, Einblick in die Welt der Ultras Mannheim und dem Traditionsverein SV Waldhof Mannheim 07 gewährt und durch seine einfache Machart (schwarz-weiß) auch dem Stil der Ultras Mannheim entspricht. (goju)

Uffbasse

Preis: 2,50 Euro
Seitenzahl: 62
Kontakt: www.ultras-mannheim.de

Planet MD “Südamerika”Planet MD “Südamerika”

Planet MD International “Südamerika” – Blue Generation – 1.FC Magdeburg

Nachdem die Vorgänger der Reihe “Planet MD International” mehr als überzeugend waren, wurde sich auch der Südamerika-Spezial bestellt. Auf 60 farbigen Seiten erhält man nicht nur Einblicke in die südamerikanische Fußballwelt, vor allem werden viele Eindrücke von Land, Kultur und Bevölkerung vermittelt. Nicht nur dieser Fakt macht das Fanzine sehr lesenswert, denn auch durch die gute und flüssige Schreibweise eines einzelnen Autors hat man das Gefühl das Heft binnen kürzester Zeit durchflogen zu haben.
Detailreich wird dabei auf verschiedenen kulturelle Highlights, überwiegend in Argentinien, aber auch in Uruguay, Chile und Brasilien, und die 18 besuchten Fußballspiele eingegangen. Zu sehr möchte ich dabei allerdings nicht darauf eingehen, um keinem der das Heft noch nicht gelesen hat die Spannung zu nehmen. Soviel sei verraten, selbst in mir, als vermeintlichen Südamerika-Desinteressenten, wurde großes Interesse geweckt einmal die Reise über den großen Teich anzutreten.
Der Autor, sowie die Redaktion des Planet MD International “Südamerika” bekommen von mir ein ein dickes Lob, für ein erneut überragendes Fanzine und daher auch diese Aufgabe von mir eine DICKE KAUFEMPFEHLUNG! (Fin)

Planet MD International “Südamerika”

Auflage: 500
Preis: 3,00€
Seiten: 60
Kontakt: plantmd(at)blue-generation.de

Mullejan Saison 08/09Mullejan Saison 08/09

Mullejan Saison 08/09 – Aachen Ultras – TSV Alemannia Aachen

Nein, das Saisonheft der Spielzeit 2008/09 mit dem Namen Mullejan von den Aachen Ultras lag nicht drei Jahre bei mir im Bücherregal und wartete geduldig auf meine fettigen Finger, die die Seitenknicken und damit den Wert senkten, wie es für jeden Comicsammler ein Alptraum ist. Zum Auswärtsspiel der SGD am 30.03.2012 schaute ich vor dem Spiel am Stand der Aachen Ultras vorbei und sondierte die Auslage des angebotenen Lesestoff. Die Spieltagsausgabe des Mullejan hatten sie leider noch nicht auf dem Tisch liegen. Schade. Aber ein kleines Heft im A5-Format erweckte meine Aufmerksamkeit. Das letzte seiner Art auf dem Verkaufstisch. „Das ist doch schon alt.“ „Egal. Was wolltn ihr dafür?“ „Öhm, ja….3,50 Euro.“ „Hier. Danke.“
Beginnen wir mit dem sezieren des Heftes. Der Inhalt besteht aus Spielberichten rund um die Alemannia, den Amateuren des TSV und den Freunden aus Freiburg und Kerkrade. Relativ nüchtern geschrieben die Spielberichte, mit der eigenen Leistung auf den Rängen geht man scharf ins Gericht. Was mich allerdings störte, war die teils sehr überhebliche Art und Weise gegenüber anderen Fanszenen und ihren Tun auf den Rängen. Aber ein Text über die Kontakte zu Hammarby IF und den Bajen Fans. Den in diesem wird darüber aufgeklärt, dass es nur Einzelkontakte zu den Bajen Fans sind und es keine Freundschaft ist. Dies wurde ja schon oft falsch weiter gegeben. Weiter muss man das Thema Spielberichte aber auch nicht ausweiten. Die Sachtexte in solch einen Fanzine finde ich persönlich wichtiger. Und diese haben es zum Teil in sich. Angefangen bei einen Text über zehn Jahre Aachen Ultras, in dem meiner Meinung nach sehr ehrlich und offen die Entwicklung und die Probleme der Aachen Ultras beschrieben wird. Auf der anderen Seite ist es aber erstaunlich, wie sich teilweise die Gegebenheiten (Probleme usw.), die die Gruppen haben, dann doch gleichen. Sehr interessant fand ich auch das zweite Interview eines älteren Mitglied des nAChwUchs.
Weiter geht es dann mit Gedanken zum modernen Fußball. An den Beispielen RiesenBullshit Leipzig und der geplatzten Fusion zwischen Rode JC Kerkrade und Fortuna Sittard werden die Auswüchse einiger Größenwahnsinniger erläutert. Allerdings war dies für den interessierten und aktiven Fußballfan sicherlich kein Neuland.
Über einen Nachruf auf das alte Stadion Tivoli geht es weiter mit einem historischen Spielbericht und der Jahreshauptversammlung bis hin zum Thema Konsumwahn. Ich hab mir mal erlaubt diese weiter unten öffentlich zu machen. Abgerundet wird das Heft mit dem Thema Groundhopping in Form eines Argentinienberichtes und einem Besuch bei Lech Poznan . Auf den letzten Seiten werden „Pro Fans“, Fansmedia und der Fanrechtefond vorgestellt.
Mich persönlich interessiert es, wie viele Schreiber des vorgestellten Mullejan zur Karlsbande abgewandert sind und ob es vielleicht noch mal ein neues Saisonheft der Aachen Ultras gibt. Denn eine Stiländerung in einem neuen Heft ist wohl so sicher wie das Amen in der Kirche. Und wer mitreden will, sollte sich über Gespräche und die Lektüre von Fanzines und Spieltagsflyern informieren und nicht in Internetforen die Einträge irgendwelches Hohlbirnen lesen und für voll nehmen und irgendwelche sinnfreien Spruchbänder pinseln. Großartig über Gruppenspaltungen braucht wohl keine Gruppe mehr in Deutschland lästern. Irgendwann trifft es wohl alle. Aber das „Wie?“ ist das interessante.
Wenn es ein neues Mullejan-Saisonheft gibt, werde ich es mit zulegen. (goju)

Auszug aus dem Mullejan Saison 08/09:

Konsumwahn

Ultras – NO TV!

Ultras! No TV! Mit Bannern dieser Art machten die italienischen Ultras schon in den Neunzigern auf sich aufmerksam! Auch die hiesigen Szenen übernahmen den Slogan schnell, da sie sich auch der Diktatur, welche die Fernsehanstalten ausüben, nicht beugen wollen. Ein Ansatz, welcher richtiger nicht sein könnte.Es ist Fakt, dass durch die gewissenlose Vermarktung der Fernsehrechte Spiele zu Uhrzeiten angepfiffen werden, die ein großes Zuschaueraufkommen nicht zu lassen. Ihr alle kennt diese 17.30 Uhr Spiele unter der Woche. Die Verantwortlichen zeigen wenig Einsicht und verweisen auf die nötigen Einnahmen durch Fernsehausstrahlungen, welche den Fußball nur noch weiter prostituiert und zum Spielball von Mediengesellschaften werden lässt. Dass dies kein Quatsch ist, merkt jeder der nur eine Sekunde darüber nachdenkt. In unserem propagierten Kampf um Erhalt des traditionellen Fußball ist ein Aufbäumen gegen dieses Vorgehen selbstverständlich. Wir sind gegen fanunfreundliche Anstoßzeiten als auch gegen Berieslung mit Werbung, welche beim Besuch von Profispielen mittlerweile unausweichlich sind. Eingewechselt wird mit der Aseag, Ecken geschossen mit Gebr. Kutsch. Überall in Deutschland wehren sich Ultras (Anmerkung vom goju: Und nicht nur die!) gegen diesen Zustand, doch leider wirkt unser Kampf zu Weilen inkonsequent und scheinheilig, da auch wir den Medienanstalten außerhalb des Fußball die Treue halten. Ein Widerspruch, welcher an unserer Glaubwürdigkeit kratzt. Immer wieder findet man auf den Fotos deutscher Ultragruppierungen Anspielungen auf Charaktere und Formate aus Funk und Fernsehen. Schlussfolgern bedeutet dies, dass wir solange es um Fußball geht auf die Barrikaden gehen, aber es sonst für durchaus legitim halten uns abends vor den Fernseher zu legen und uns mit Werbung konfrontieren lassen. Man ergötzt sich an Sendungen, die uns zeigen wie erbärmlich andere leben und merken nicht wie uns unterschwellig suggeriert wird, dass es uns doch allen gut geht im Vergleich zu denen, die gerade ihre Frauen tauschen, Kinder verleihen oder beim Auswanderungsversuch nach Spanien scheitern.Ab und zu gibt es noch ein paar Sendungen, wo semitalentierten Jugendlichen eine große Karriere versprochen wird, wenn sie den Anweisungen der Jury folgen. Gekrönt wird alles von Deutschlands Topmodel, welche mit ihrer Sendung Mädels in die Magersucht treibt, um ein Schönheitsideal zu erfüllen. Dass diese Sendungen von Werbeblöcken unterbrochen werden in denen das gleiche Topmodel Werbung für einen weltweit operierenden Konzern macht, welcher es durch seine geschickte Vermarktung schafft, Milliarden mit drittklassigem und ungesundem Essen zu erzielen. All dies scheint uns plötzlich nicht mehr zu interessieren, da einen das Fernsehen so einfach aus der Realität fliehen lässt und uns die Sorgen des Alltags vergessen lässt, denn wir erinnern uns: irgendwem geht es immer schlechter und jeder wird ein Star. Mal ehrlich, das ist mit der von uns nach außen gelebten Mentalität nicht vereinbar. Denn regungslos vor der Kiste zu sitzen ist nicht besser als regungslos im Stadion zu sitzen. Ultras, die Fernsehen gucken machen also in ihrer Freizeit genau das, was sie den Eventfans am Wochenende vorwerfen: UNREFLEKTIERTER KONSUM! (Anmerkung vom goju: kann man diesen Gedanken eigentlich auch auf den PC in Kombination mit sinnlos-ultras.ws bringen?) Herzlichen Glückwunsch. Die einzige Konsequenz kann heißen: Fernseher raus aus den Zimmern, Wohnungen usw. Natürlich werden jetzt einige sagen, dass sie den Fernseher für die Nachrichten brauchen. Kein Argument, denn diese sind auch über das Internet verfügbar und somit sogar schneller und aktueller. Von Printmedien, welche zusätzlich noch die zunehmenden Lese- und Rechtschreibschwächen der Jugend entgegenwirken würden, will ich gar nicht erst anfangen.
Wer sich von seiner geliebten TV-Welt nicht trennen kann, dem sei folgendes ans Herz gelegt. Ein jeder sollte sein Konsumverhalten bei der täglichen Dosis Fernsehen zumindest überdenken. Wie kann ein von der Materie Ultra’ überzeugter Mensch einem Doppelhalter mit dem Slogan „Scheiß DSF“ im Stadion präsentieren und sich im sonstigen Leben aber von diesem Sender berieseln lassen? Wie kann er es wagen diesen Sender durch seinen Medienkonsum zu unterstützen? Lasst uns endlich anfangen unseren Traum konsequenter zu leben! (eater)

Konsumverzicht

Nachdem wir also den Fernseher aus dem Fenster geworfen haben oder zumindest einen großen Bogen um das Deutsche Sport Fernsehen machen, möchte ich eine andere Thematik beleuchten, die ebenfalls mit Konsumverzicht zu tun hat. Aber alles der Reihe nach. Die perverse Entwicklung der Kommerzialisierung im Fußballsport wird von den meisten Ultragruppierungen sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen Ländern kritisiert. Ultras verschreiben sich einem „Kampf“ gegen den modernen Fußball. Woche für Woche nehmen wir sowohl akustisch als auch visuell zu dieser Thematik Stellung, beispielsweise durch aufwendige Choreos, durch Spruchbänder oder auf Fahnen bzw. Doppelhaltern. Darüber hinaus betreiben viele Gruppen weitere Aufklärungsarbeit in Form von Informationstexten in unabhängigen Infozines. Auf vereinspolitischer Ebene wird ebenfalls versucht der Kommerzialisierung entgegenzuwirken, indem man versucht die 50+1-Regel zu erhalten, mehr Freiraum für Fans zu schaffen oder Reglementierungen durchzusetzen, um die aktuelle Entwicklung im Fußball zu stoppen oder diese zumindest zu verlangsamen.

Geneell muss festgehalten werden, dass der Fußball bzw. die Vereine selber bis auf die 50+1-Regel, welche jetzt schon auf bestialische Art und Weise unterwandert wird, keine Grenze gezogen hat, die es wirtschaftlichen Unternehmen untersagt auf gewisse Art und Weise ihre Werbung zu präsentieren. Vielmehr sind es herzlose Vereinsfunktionäre, die Unternehmen in den Arsch kriechen und danach lechzen weitere Euros zu erwirtschaften. Denn nur so hält man im heutigen Fußballgeschäft stand. Gesellschaftliche Verantwortung, die Vereine mit tausenden Mitgliedern nun einmal haben, bleibt dabei völlig außer Acht. Der Fußballsport könnte Werte vermitteln, die auf die Dauer das Leben sozialer und gerechter machen würden. Doch in einer konsumorientierten Welt, in der es nur darum geht, dass meiste Geld zu erwirtschaften, ist kein Platz mehr für soziale Verantwortung. Hier kommen jetzt also Unternehmen ins Spiel, die im Fußballgeschäft versuche Fuß zu fassen oder es schon längst getan haben. Es geht mir nicht um jeden Werbepartner, der Trikotsponsoring betreibt oder sich für eine Saison eine Werbebande gekauft hat. Es geht um Unternehmen, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass es mit unserem Sport abwärts geht.Es geht um Unternehmen, die versuchen an jenem ja-sagenden Fußballtouristen ihr Image aufzubauen. Produkte sollen zum Lifestyleprodukt werden. Es soll „angesagt“ und „cool“ sein, eine Brause oder ein Bier einer bestimmten Marke zu konsumieren. Es geht schon lange nicht mehr nur um Red Bull, die nur die Spitze des Eisberges repräsentieren. Und das schlimmste dabei ist, dass durch diese Strategie immer mehr Konsumopfer den Weg ins Stadion finden werden. Und jetzt kommen wieder wir Ultras ins Spiel. Wir machen zwar auf das immer stärker wachsenden Problem aufmerksam, leben aber in keiner Weise eine Alternative vor. Denn vor, nach oder sogar während des Spiels, im Leben unter der Woche, konsumieren wir die gleiche Scheiße, gegen die wir im Stadion protestieren. Wir finanzieren die gleichen Biermonopole, die gleichen Fastfoodketten, die gleichen Softtrinkhersteller, die uns das Leben im Stadion zur Hölle machen. Natürlich mag der ein oder andere jetzt behaupten, dass Boykott dieser Unternehmen an der Situation nichts ändere. Keine Firma würde ihre Aktivitäten im Wirtschaftszweig Fußball aufgeben, nur weil ein paar Ultras auf die Idee gekommen sind, die jeweiligen Produkte zu boykottieren. Wahrscheinlich habt ihr sogar Recht! Aber wenn es nicht wir Ultras sind, die eine Alternative vorleben und endlich anfangen unseren „way of life“ konsequent zu leben, wer dann? Ich kann jetzt natürlich eine Liste niederschreiben, in der ich auf auf alle verwerflichen Unternehmen aufzähle, die es lohnt zu boykottieren. Ein jeder sollte für sich selbst entscheiden, auf was er im Leben für seinen Traum verzichten kann. Große Bierhersteller und deren große Auswahl an Untermarken kommen bei mir zum Beispiel jedenfalls nicht in die Tüte. Aus Bequemlichkeit jedoch zu behaupten, dass es nicht möglich sei seinen Konsum umzustellen, ist völliger Schwachsinn. Macht die Augen endlich auf! Ultra’ ist eben nicht 90 Minuten Fahne schwenken und dabei ein paar Liedchen trällern. Ultra’ füllt dein Leben mit verloren gegangenen Werten, für die es sich verdammt noch mal lohnt zu kämpfen. Jetzt zu behaupten, ich oder sogar meine gesamte Gruppe hätte den perfekten Weg gefunden, um diese Idee zu verwirklichen, wäre gelogen. Auch wir stehen erst am Anfang und es werden sicherlich noch viele Fehler begangen. Aber einen Versuch ist es wert! (Farmer)

Mullejan Saison 08/09

Preis: 3,50 Euro
Seiten: 120
Kontakt: www.aachen-ultras.de – mullejan(at)aachen-ultras.de